Die beiden Vorsitzenden des Kultur- und Museumsvereins, Heinrich Raible (links) und Joachim Lipp, übergaben im Bürgerkulturhaus in Horb weitere heimische Kulturschätze an das Horber Stadtmuseum und das Berthold-Auerbach-Museum im Nordstetter Schloss. Kustodin Agnes Maier kam sich dabei fast schon so vor wie an Weihnachten. Foto: Kultur- und Museumsverein Horb Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur- und Museumsverein übergeben heimisches Kulturgut

Horb. "Ja ist denn schon Weihnachten?", schoss es Agnes Maier, der Kustodin des Stadtmuseums, durch den Kopf, als die Vorsitzenden des Kultur- und Museumsvereins, Joachim Lipp und Heinrich Raible, schwer mit altertümlichen Schätzen beladen im Bürgerkulturhaus erschienen.

Die beiden waren – wie schon so oft – vorbeigekommen, um heimisches Kulturgut an das Stadtmuseum und an das Berthold-Auerbach-Museum zu übergeben.

So konnten Raible und Lipp von einem Sammler, der gerade im Begriff ist, seine umfangreiche Zinnwarensammlung altershalber aufzulösen, eine Rohrkanne erwerben, die vor mehr als 200 Jahren in Horb hergestellt worden ist. Die Zinnkanne mit Flächelgravur ist 24 Zentimeter hoch, und auf dem Schraubdeckel findet sich der Markenabschlag mit dem Horber Stadtwappen und dem Meisterzeichen von C. Sichler. Im 18. Jahrhundert etablierte sich in Horb mit den Familien Sichler und Besson auch die Zinngießerei, und die Horber Oberamtsbeschreibung von 1865 führt unter den "Mechanischen Künstlern und Handwerkern" noch einen Zinngießermeister auf. Das Stadtmuseum verfügt schon seit längerer Zeit über eine Sammlung der Zinngießer-Familie Sichler, die jetzt um eine weitere Leihgabe reicher ist.

Papierscheibenuhr der äußerst seltenen Art

Des Weiteren übergaben Lipp und Raible eine reizvolle Bleistiftzeichnung, die mit "Kaltenmoser" signiert ist und ein junges Liebespaar in mittelalterlicher Gewandung zeigt. Kustodin Agnes Maier geht davon aus, dass es sich dabei um eine Zeichnung von Max Kaltenmoser handelt, die wohl als Vorlage für ein Druckverfahren diente. Max wurde 1842 in München als Sohn des aus Horb stammenden Genremalers Caspar Kaltenmoser geboren und genoss als Heranwachsender das Vorbild und den Unterricht des Vaters. Max Kaltenmoser bezog 1858 die Münchener Akademie und bildete sich unter Philipp Foltz und Arthur von Ramberg weiter. Laut Allgemeiner Deutscher Biografie konnte der Vater bei seinem Tod im Jahr 1867 mit der tröstlichen Überzeugung scheiden, den Sohn als würdigen Erben seines guten Namens zu wissen.

Auch die Vitrine mit den Nachtwächterkontrolluhren im zweiten Obergeschoss des Museums bekam Zuwachs. Nach Jahren des Wartens konnten die Horber Nachtwächter mit einer "Bürk’s Fabrikat Amerikaner" eine Papierscheibenuhr der äußerst seltenen Art ersteigern, die vor rund 150 Jahren sogar über einen Londoner Ladentisch verkauft worden ist. Solche seltenen Papierscheibenuhren wurden hauptsächlich für den Markt in den USA, wohin ein Bruder des Schwenninger Erfinders ausgewandert war, hergestellt und laut Gravur wohl auch in England vertrieben.

Bei ihrem ersten Umgang im Jahr 2015 hatten die Nachtwächter für das Berthold-Auerbach-Museum gesammelt, dem ein ganz besonderer Brief aus dem Revolutionsjahr 1848 angeboten worden war. Obwohl sich wegen des regnerischen Wetters nur wenige auswärtige Umgangsteilnehmer eingefunden hatten, spendeten diese doch so viel, dass das im Nordstetter Schloss untergebrachte Museum diesen Brief jetzt sein Eigen nennen kann. Geschrieben hat ihn am 10. März 1848 in Breslau Moritz Schreiber, der Schwiegervater von Berthold Auerbach, und adressiert ist er an die "verwitwete Frau Edel Auerbach Nordstetten", die Mutter des einst so berühmten Schriftstellers. Rund einen Monat zuvor war Berthold Auerbachs erste Frau Auguste Schreiber nach der Geburt des Sohnes August an Kindbettfieber verstorben.