Die jungen Waldkäuze in ihrem Nest – wieder alle beisammen. Foto: Faßnacht

Vögelchen stürzt rund zehn Meter tief ab. Volkmar Rieber bringt Tier zurück ins Nest auf dem Schütteturm.

Horb - Eigentlich waren sie auf der Suche nach Schmutz. Gefunden haben die Helfer der Horber Kolpingsfamilie bei ihrer jüngsten Kapellenputzete am Schütteturm allerdings etwas ganz anderes, das viel seltener im Wald zu entdecken ist: ein Waldkauz-Küken.

Die Überraschung war sicher groß, als die Freiwilligen das kaum zwei handbreit große, flauschige Geschöpf am Boden entdeckten, das sie mit seinen schwarzen Augen misstrauisch musterte. Ein süßer Anblick – doch was tun mit dem niedlichen Tierchen? Sitzen lassen? Auf einen Baum setzen? Oder zu einer Tierschutzstation bringen?

Schnell alarmierten sie Volkmar Rieber, der für Naturschutzthemen aller Art bei der Horber Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) zuständig ist und die Brutplätze der Eulen und Käuze auf der Schütte kennt. Rieber wusste sofort, was zu tun war – schließlich ahnte er auch, woher das grau-weiß gefiederte Vögelchen gekommen war: Aus dem Schleiereulenkasten im Schütteturm.

"Ich habe aber nicht gewusst, ob ich zu spät kam", erklärte Rieber. Denn junge Waldkauze, so der Naturschützer, verlassen bereits im Alter von wenigen Wochen das Nest.

Statt zu fliegen klettern die Küken dann die Bäume hinauf oder tapsen über den Boden, wo sie noch eine Zeit lang weiter von den Elterntieren versorgt werden.

Doch Rieber war rechtzeitig zur Stelle: Auch die anderen Küken tummelten sich noch im Brutkasten auf dem Turm. Die waren im Übrigen vermutlich auch verantwortlich für den tiefen Fall des gefundenen Kükens. Rieber glaubt, dass sich die kleinen Waldkauze am Eingangsbereich drängelten, als die Elterntiere Futter brachten – und dass eines der Vogelbabys dabei einfach aus dem Nest geschubst wurde.

Und wie überstand es den rund zehn Meter hohen Sturz?

Da weiß auch der Naturschützer auf Anhieb keine umfassende Erklärung. Solch ein Sturz sei aber nichts Ungewöhnliches und bei vielen Vögeln keine Seltenheit. "Bei diesen Tieren muss einfach alles hochelastisch sein – und zugleich ganz zäh", vermutet Rieber.