Narrenzunft Horb gibt ersten scharfzüngigen Fasnets-Vorgeschmack. Aufreger Nummer eins heißt "Dahla 21".
Horb - Nichts wird in Horb so geheim gehalten wie der Name des neuen Grafenpaars der Narrenzunft. Im Vergleich dazu ist das Konklave zur Papstwahl eine öffentliche Veranstaltung.
Zunft-Methusalem Thomas "Metze" Kreidler und Eckard "Ekki" Bukenberger ziehen jedes Jahr in ihrer Funktion als Hofmarschall und Zunftmeister in einer Nacht und Nebelaktion – grundsätzlich bewaffnet mit einem Kasten Bier – los, um bisher ahnungslose Zunftmitglieder von ihrem Glück, Gräfin und Graf zu werden, zu überzeugen. Wenn’s sein muss, auch mit Hochprozentigem und gut trainiertem Sitzfleisch. Was bei diesem Einsatz gegen Leib und Leber herauskommt, das präsentieren sie jedes Jahr immer am ersten Wochenende nach Martini, bei der geradezu berühmten Fasnetseröffnung, die in diesem Jahr im "Steiglehof" beim "Schnattle" stattfand.
"Auf wen fiel dies Jahr unsere Wahl, des interessiert jetzt hier d’r ganze Saal, die Spannung steigt, es isch glei soweit, trinket noch an Schluck und seit bereit, bereit zum Jubel samt Ovationen – ich bin sicher, sei werden sich lohnen", reimte der Hofmarschall und trieb die Stimmung im völlig überfüllten "Steigle" dem Höhepunkt entgegen.
Zwar ist es den beiden auch in diesem Jahr gelungen, ein repräsentatives Pärchen zu finden, das in das neue Häs des Grafenpaares reinpasst, aber bis dieses aus seinem Versteck kommen durften, ließen die Programmgestalter um Moderator Stefan "Foxi" Fox noch ein wenig rätseln, wenn es wohl erwischt haben mag. Auf dem nichtvorhandenen Programmzettel stand wie immer ein deftiges Programm mit allerhand Gereimten und Gesungenem. Ob das Gereimte sich nun wirklich reimte oder der Gesang als solcher erkannt wurde, war dabei Nebensache. Je schräger, je schöner – so schien auch das diesjährige Motto des Eröffnungsabends zu lauten, an das sich alle hielten.
Mit spitzer Feder und noch mehr Lokalkolorit wurden die taktisch klugen Umleitungen rund um Horb, die entspannt preiswerte Parkplatzsituation und die Stadtentwicklung besprochen, zu deren Gelingen die Hemadklonker-Hexen reimten: "Wo gibt’s koine Läde mee? Wo goht dah Einzelhandel hee? Große Kreisstadt Horb a. N.ckar – kaasch vor Langeweil verrecka."
Die Nachtwächter, die Besserwisser, wurden aufs närrische Korn genommen. Top-Aufreger Nummer eins war aber "Dahla 21", das in der diesjährigen Persiflage-Hitliste ohne Anlauf gleich auf Platz eins kletterte. Es waren ein paar besondere Horber Spezialitäten, die es in keiner City-Mall zu kaufen gibt, die zur Freude aller Zuhörer die Wartezeit bis zur Proklamation des Grafenpaars verkürzte.
"Ralf Gaddafi" (Ralf Brakop), "Denstellinetvor" (Alexander Guth) "Peter BinLaden" (Peter Schäfer) und "Stefan Stalin" (Stefan Fox) machten sich in ihrem Song "Ein bisschen Diktatur" so ihre ganz eigenen Gedanken zu "Dahla 21" und zur Brisanz in der aktuellen politischen Landschaft des Tales. "Scheiß auf den Frieden in unserem Flecken, wer net wie ich denkt, der soll verrecken. Geh ruhig zum wähla und mach die Kreuzle – aber des richtig, sonst brennt die Häusle.". Auch der "Horber Fahnenhisser", ein Herr namens Kreidler, gab seine Ansichten zum Allgemeinzustand des Patienten Horb zum Besten: "Hin und hergerissen du als Horber wieder bischt, zwischen ›egal was kommt‹ und ›mir leans wie’s isch‹. Des isch des Dillema dieser Stadt und die meiste hen es einfach satt."
Es war "großes Kino Horb", das im "Steiglehof" gekonnt auf die närrische Schippe genommen wurde. Zum Eröffnungsball wird man hier noch einen draufsetzen. "Zirkus Horb – Manege frei" lautet das Motto des Eröffnungsballs, der am 24. Januar in der runden Halle über die Bühne geht und dessen Karten man am 10. Januar in der Markthalle kaufen kann
Kino hin, Zirkus her – das neue Grafenpaar musste endlich aus seiner Isolation befreit werden und dem wartenden Volk vorgestellt werden. "Narren und Obernarren, Kernstadt-Horber und Teilort-Horber – hocherfreut darf ich euch unser diesjähriges Grafenpaar vorstellen", kündete der Hofmarschall an und präsentierte Michaela "Michi" und Thorsten Katz als Ida von Toggenburg und Graf Rudolf von Hohenberg ganz offiziell als die neue Regenten der fünften Horber Jahreszeit.
Emily Grünwald und Nina Lowitsch stehen ihnen als erfahrene Pagen zur Seite. Da dem Herrn Hofmarschall die beiden Orden, die er dem neuen Grafenpaar umhängen wollte "abhanden gekommen sind", musste es ein Händedruck und ein Küsschen tun, bevor die NZ mit drei kräftigen "Narri-Narro ond Horrido" in ihre 92. Fasnetssaison starteten konnte.