1923 gegründet, habe die Narrenzunft Horb heute 750 Mitglieder, davon seien 450 aktiv. Foto: Hopp

Traditionsexperten referieren auf Einladung der Narrenzunft Horb im Gasthaus Schiff.

Horb - Seine Schatten voraus warf der 90. Geburtstag, den die altehrwürdige Narrenzunft Horb im nächsten Jahr feiern darf. So hatte die Zunft am Freitagabend zum Thema Brauchtum in das Gasthaus Schiff eingeladen, wo Thomas Kreidler und Jakob Holocher – beide sind Mitglieder der Brauchtumskomission des närrischen Freundschaftsringes Neckar Gäu – zu diesem Thema referierten.

Vorschlag eines Narrenführerscheins nicht ernst gemeint

Horbs Zunftboss Eckard Bukenberger, der auch Mitglieder aus Narrenzünften der Umgebung willkommen heißen durfte, mahnte in seinen Begrüßungsworten nicht ganz zu Unrecht an, dass sich die Narren intensiver mit dem Thema Fasnet befassen sollten. Nicht ganz ernst gemeint war allerdings sein Vorschlag, dass man einen Pappendeckel, sprich Narrenführerschein, einführen könne, denn viele Hästräger hätten von der Materie keine oder nur wenig Ahnung.

Brauchtumsmeister Jakob Holocher aus Eutingen definierte zunächst einmal den Begriff Brauchtum und stellte dann heraus, dass dieses insbesondere im eigenen Ort gepflegt werden müsse. Fasnetsbräuche seien unter anderem das Maskenabstauben am Dreikönigstag, das Morgenwecken am Schmotzigen mit nachfolgender Schülerbefreiung, der Rathaussturm und die örtlichen Umzüge, bei denen vor allem auf Qualität geachtet werden sollte. Gepflegt werden sollten aber auch die alt hergebrachten Fasnetsbräuche wie das Schnorren, das Abhalten der Narrenpredigt, eventuelle Fasnetsspiele und die sogenannten Heischebräuche. Zudem erfuhr man einiges über die Vermummung der Narren.

Das Rußen, Schminken, Stauben, aber auch eine Stroh- oder Textilvermummung gehörte eben zu dem, was früher entweder vorhanden oder billig zu erwerben war. Egal, ob nun mit oder ohne Maske, die Vermummung dient letztendlich lediglich dem Zweck, die Gesichtskonturen unkenntlich zu machen.

Auch der Begriff der alten Fasnet, die erst am Funkensonntag endet und bei bei der die vorösterlichen Sonntage nicht als Fastentage zählen, wurde erläutert.

Thomas Kreidler spiegelte dann multimediatechnisch die 90-jährige Geschichte der Narrenzunft Horb, deren Masken und brauchtümliche Aspekte wider. Man wolle künftig wieder mehr das heimatliche Fasnetsbrauchtum in den Mittelpunkt rücken, kündigte er an. 1923 gegründet, habe die Narrenzunft Horb heute 750 Mitglieder, davon seien 450 aktiv. Sieben Maskengruppen schlagen zu Buche, dazu geselle sich noch der Narrenrat sowie ein Zunftmeister. Egal ob Stäpfeleshopser, Hexen, Turmschurken, Schantle, Kropfer, Stadtschantle, Hochzeitszug, die Bremer Stadtmusikanten, die Wasserspeier, aber auch die Hornauer Stoibrecher, alle haben bis auf zwei Ausnahmen (Hexen und Bremer Stadtmusikanten) einen stark geschichtlichen Horber Bezug.

Das "Horber Horrido" wird erst seit1971 gerufen

Dazu gesellen sich noch die Tuchmacher, eine barocke Gruppe, die allerdings zum Kuktur- und Museumsverein gehört. Der Horber Narrenruf "Horrido" ist noch relativ jung. Ihn gibt es erst seit 1971. Vorher rief man Hoorig, Hoorig, und ganz früher "heu, heu, heu".

Ansonsten darf man die damals (noch nicht organisierte) Horber Fasnet getrost zu den ältesten in der Region zählen. Zeugnis davon legen die Zimmersche Chronik (1442) und das Horber Stadtbuch mit der Horber Fasnetsordnung aus dem Jahre 1550 ab. Näheres dazu kann man auch einem Buch des Kultur- und Museumsvereins Horb entnehmen, welches Franz Geßler unter dem Titel "S goht gagega, Horber Fasnet einst und heute"1985 herausbrachte.