Beim Herbstkonvent des närrischen Freundschaftsringes Neckar-Gäu in Bildechingen war ein brenzliges Thema die verkehrsrechtliche Situation bei Umzügen. (Symbolfoto) Foto: Peter Morlok

Straßenverkehrsordnungs-Problem bei Narrensprüngen beschäftigt 26 Zünfte des Freundschaftsringes Neckar-Gäu.

Horb-Bildechingen - Gastgeber des Herbstkonventes des närrischen Freundschaftsringes Neckar-Gäu waren die Bildechinger Narren, die sich am Samstag das Sportheim des ASV zum Tagungsort auserkoren hatten. Ein brenzliges Thema war die verkehrsrechtliche Situation bei Umzügen.

Ob es nun daran lag, dass mit Albert Schindler (Empfingen), Jan Zeitler (Horb), Volker Derbogen (Rottenburg) und Armin Jöchle (Eutingen), gleich vier Bürgermeister anwesend waren, oder aber an der Tagesordnung, sei einmal dahingestellt. Tatsache war letztlich, dass Ringpräsident Karl-Heinz Schach Vollzähligkeit vermelden konnte, denn Vertreter aller 26 Ringzünfte waren anwesend.

Diese befassten sich dann zweieinhalb Stunden lang mit dem landauf landab diskutierten Paragrafen 29 der Straßenverkehrsordnung, dessen praktische Umsetzung nicht nur, aber insbesondere den Narrenvereinen bei Veranstaltungen (Umzügen) auf öffentlichen Verkehrsflächen Kopfzerbrechen bereitet. So erfuhren die vier Bürgermeister, die für die Umsetzung dieser Verordnung in ihren Kommunen verantwortlich sind, aus berufenem Munde, wo die Narren der Schuh drückt. Sie durften dann im Laufe der Tagung auch etliche Fragen der Zunftmeister beantworten.

Das besondere dabei, so Moderator Klaus Ranft, sei, dass dieses Bundesgesetz zwar für alle gelte, dessen Umsetzung aber in den Landkreisen und Kommunen unterschiedlich gehandhabt würde.

Horbs Bürgermeister Jan Zeitler zerpflückte dann per Powerpoint gelungen die verkehrsrechtlichen Anordnungen und machte sie dadurch auch verständlich. So dürften seit 2013 die Feuerwehren keine verkehrsregelnden und verkehrslenkenden Maßnahmen mehr treffen, weil sie dazu nicht legimitiert und auch versicherungsrechtlich nicht abgedeckt seien.

Die Polizei wiederum sei in der Regel nur bei Gefahr im Verzug verpflichtet, einzugreifen. Die Kommunen wiederum würden sich als Straßenbaulastträger vielfach nicht in der Lage sehen, verkehrsrechtliche Anordnungen durch Bauhöfe oder Straßenmeistereien umzusetzen. Sie könnten aber erforderliche Beschilderungsmaßnahmen an sachkundige Personen übergeben. So sei man im Landkreis Freudenstadt seit geraumer Zeit dabei, durch zertifizierte Ausbilder einen eintägigen Sachkundelehrgang anzubieten, der bislang von 70 Personen genutzt worden sei.

Rottenburgs Bürgermeister Volker Derbogen sah das als denkbare Alternative und könnte sich diese in seinem Bereich auch vorstellen. Im Landkreis Tübingen würde das bislang so gehandhabt, dass die Feuerwehren nach vorheriger Absprache mit dem Kommandanten absperren und beschildern dürften. Sie seien auch abgesichert. Allerdings dürften sie den Autofahrer weder anhalten noch Anweisungen erteilen. Dieses Recht stehe nur der Polizei zu.

Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle, der seine Narren erst dieses Jahr bei einem großen Narrentreffen unterstützte, merkte man schlicht und ergreifend die Praxisnähe an. Ohne es auszudrücken, sah er doch einiges als überzogen an, schmunzelte ab und zu und gab auch zum Besten, wie sich manche Dinge von selbst regeln. Man habe einmal eine Veranstaltung gehabt, bei der man die B 14 überqueren musste. das Ganze habe zehn Minuten gedauert. Prompt sei von der Polizei kritisiert worden, man sei der Verkehrssicherungspflicht nicht nachgekommen. Das nächste Mal habe man ein Feuerwehrfahrzeug quer gestellt auch das sei moniert worden. Letztlich sei es ihm zu dumm geworden, und er habe die Polizei angefordert. Diese habe dann zweimal abgesperrt, sich dann aber nie wieder sehen lassen. Cool blieb Empfingens Bürgermeister Albert Schindler, der sich alles in Ruhe anhörte und am Schluss die Frage, warum er sich denn nicht gemeldet habe, wie folgt beantwortete: "Worom soll i schwätza, bei ons en Epfenga wurd des älles omgsetzt ond damit hot sich’s."

Fakt ist und darüber waren sich letztlich alle einig, dass die von Grün-Rot im Jahr 2013 verschärften Regelungen den Kommunen und vor allen den Vereinen Lasten aufbürden, die nur mit großem ehrenamtlichen Engagement zu bewerkstelligen sind. Es gibt schon etliche Narrenvereine im Südwesten, die aus diesem Grund auf einen Narrenumzug verzichten.

Genau das wolle man aber nicht, erklärten die vier Bürgermeister übereinstimmend. Man wolle Brauchtum und Kultur auch weiterhin unterstützen, aber dazu sei natürlich eines Voraussetzung: Miteinander reden und das möglichst frühzeitig vor einer Veranstaltung.