In "Sues Salatschüssel" ereignete sich das schwere Gewaltverbrechen. Foto: Lück

Wirtin Sue Graf: "Hat Täter auch sein Augenlicht auf dem Gewissen?" Unklarheit über 30-jährigen Verdächtigen.

Horb - Am Donnerstag vor genau vier Wochen passierte ein schlimmes Gewaltverbrechen in Horb. Das Opfer ist jetzt in der Reha und wird unter den Folgen der Gewalttat noch lange zu leiden haben.

Ein 30-jähriger Familienvater aus Nordstetten steht in dringendem Verdacht, den Kopf von "Salatschüssel"-Mitarbeiter Gerhard H. (66) so oft gegen den Metallfuß eines Heizpilzes gerammt zu haben, das die Gesichtsknochen völlig pulverisiert waren.

Wirtin Sue Graf: "Gott sei Dank ist Gerhard wieder aus dem Koma aufgeweckt worden." Das muss in der ersten Juli-Woche gewesen sein, erinnert sich die Gastronomin der Salatschüssel im Industriegebiet. Sie sagt: "Zuletzt habe ich ihn vor zwei Tagen in der Kurzzeitpflege in Dornstetten gesehen. Da habe ich ihm noch Sachen für die Reha gebracht."

Gerhard H.s Genesung schreitet nur langsam voran, bleibende Schäden sind zu erwarten. Graf: "Dir kommen die Tränen, wenn Du Gerhard so siehst. Er ist ein gebrochener Mensch. Schaust Du in sein Gesicht, wirkt er 30 Jahre älter. Sein Gesicht wird für immer von der Gewalttat gezeichnet sein."

Unter dem Auge fehlt ein Knochen, dort hat man ein Transplantat eingesetzt, damit das Auge nicht herunterfällt, erzählt die Gastronomin: "Er sieht auf dem Auge ganz schlecht und verschwommen. Es sieht so aus, als ob ihm der Täter auch noch das Augenlicht genommen hat. Gerhard fühlt sich ganz schwach und hilflos und kann sich derzeit gar nicht vorstellen, ohne Hilfe weiter seinen Alltag zu bewältigen. Das liegt sicherlich am Schock und an der körperlichen Verfassung nach dem künstlichen Koma und der Flüssignahrung."

Über ihren Anwalt hat die Gastronomin versucht, Druck auf die Staatsanwaltschaft aufzubauen, damit der mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft kommt. Graf: "Es gibt keinen Ansatz von der Staatsanwaltschaft bisher, das zu tun. Der feste Wohnsitz, den der Täter angibt, steht nur auf dem Papier. Nach seinen Angaben lebt er in Trennung. Er ist Russe und dürfte deshalb Verbindungen ins Ausland haben. Keine Fluchtgefahr? Fakt ist: Als er in das Produktionsgebäude nebenan eingedrungen ist, musste der Täter viermal niedergeschlagen werden, ehe er festhalten werden konnte. Wenn das kein Fluchtreflex ist."

Ob der 30-Jährige mutmaßliche Täter noch in der Psychiatrie ist, in die er sich hat einweisen lassen, kann Sue Graf nicht sagen: "Mir wurde von Seiten der Polizei gesagt, dass der Täter jederzeit wieder auftauchen und durchdrehen kann. Dann kann ich die Polizei ja rufen. Ich weiß nicht, ob ich über diese Auskunft lachen oder weinen soll." Das will die Gastronomin der "Salatschüssel" aber nicht als Vorwurf gegen die Polizei verstanden wissen: "Die Kripo tut, was sie kann."

Für die Staatsanwaltschaft Rottweil gibt es in dem Fall nur eine Neuheit, so Sprecher Frank Grundke: "Wir gehen inzwischen davon aus, dass die Tat unter erheblichen Alkoholkonsum stattgefunden hat."

Beim Schwarzwälder Boten hatten sich auch Angehörige des Täters gemeldet. Sie hatten geschildert, wie sehr auch die Familie unter der Tat leidet (wir berichteten).