Sie haben es geschafft: Gerhard Bracht (links) kam zwar als Letzter ins Ziel, trug aber seine grüne Laterne als Finisher voller Stolz. Ebenso stolz waren die fünf zeitbesten Damen: Ganz oben auf dem Stockerl steht Sigrid Hoffmann. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwarzwaldlauf: Gesamtsieger ist Dietmar Korntner / Bei den Frauen läuft Siegrid Hoffmann auf Platz eins / Fazit positiv

Am Sonntagvormittag schickte Oberbürgermeister Peter Rosenberger insgesamt 75 Läuferinnen und Läufer auf die 275 Kilometer-Schleife des 1. Schwarzwaldlaufs. Nun schaute sich Nordstettens Ortsvorsteherin Edith Barth den Zieleinlauf an.

Horb-Nordstetten. Gesamtsieger ist Dietmar Korntner. "Ingo hat den Zieleinlauf auf 11.45 Uhr vorhergesagt und fast genau auf den Punkt bog der erste Läufer auch auf die Zielgerade ein", berichtete Barth im Rahmen der Siegerehrung, die am Donnerstagabend vor dem Mannschaftsquartier der Etappenläufer, der Nordstetter Turn- und Festhalle, stattfand. Als der erste der 64 Läufer, die letztendlich ins Ziel kamen, bereits unter der Dusche stand, hatte der 66-jährige Stuttgarter Gerhard Brach noch mehr als fünf Stunden Laufstrecke vor sich. Im Vergleich: Der Gesamtsieger brauchte für die 57,5 Kilometer lange letzte Etappe vier Stunden und 40 Minuten, der Senior neun Stunden und 58 Minuten. Doch er kam an. Er war somit unter den Läuferinnen und Läufern, die sich stolz das Finisher-T-Shirt des 1. Schwarzwaldlaufes überstreifen durften. Und er war auch dann noch mit sich und seiner Leistung zufrieden, als ihm die Organisatoren dieser Ausdauerprüfungen die grüne – anstatt der roten – Laterne in die Hand drückten.

Fünf harte Tage lagen hinter den Teilnehmern. Tage, an denen sie bei teils sengender Hitze durch den Schwarzwald rannten. Und dies nicht immer auf idyllischen Waldwegen im grünen Tann, wie es der Name des Laufes suggerieren könnte. "Es war viel Asphalt dabei und lange Passagen, auf denen wir am Rand von viel befahrenen Straßen laufen mussten", so die leise und einzige Kritik, die man von einigen Läufern hörte. "Durch den harten Asphalt habe ich bei der vierten Etappe, die von den Läufern durchweg als die härteste bezeichnet wurde, eine Schienbeinprellung erlitten", berichtete Grace Sacher. "Dass ich aber heute ins Ziel gelaufen bin, das verdanke ich den vielen aufmunternden Worten, mit denen mich meine Mitläufer und das ganzen Orga-Team motiviert haben weiterzulaufen." Sacher, immerhin auch schon 62 Jahre jung, verriet ihr Geheimnis, wie sie sich für solche Strapazen vorbereitet: Vorfreude auf den Lauf und beim Training nicht nachlassen. "In diesem Jahr bin ich schon beim Transylvania Lauf in 4000 Höhenmetern, und im letzten Monat beim Baiersbronner Seesteiglauf angetreten", berichtete sie. Der achte Platz bei den Damen und der 54. Platz im Gesamtklassement waren Lohn für diese Mühe.

Die Erstplatzierte im Damen-Ranking, Sigrid Hoffmann, die mit Ehemann Roland Riedel und ihrem Maskottchen Lupus unterwegs war, hatte – wenn sie immer mal wieder auf ihren Mann wartete – Zeit um die schöne Gegend zu fotografieren. Schwarzwaldlauf im Dreierteam als eine Art Familienausflug – ein besonderes Erlebnis für besonders Austrainierte. Die Startnummer 13 wurde für sie zur Glückszahl.

Es war aber nicht nur die gemeinsame Rennerei, die die große Läuferfamilie immer wieder zusammenschweißte, sondern auch die gemeinsamen Nächte in den Turnhallen entlang der Stecke. Karges Nachtlager – die Schnarcher werden ins Foyer ausgelagert – und die Strapazen auf der Strecke, das Miteinander, das Wissen von den Qualen, wenn es einem von ihnen mal so richtig dreckig geht, das ist der Stoff, aus dem die Etappenläufe gestrickt sind. So gerne sie sich auch quälen, so froh sind sie dann, wenn sie letztendlich das Ziel erreicht haben. Entsprechend gut war deshalb auch die Stimmung bei der Siegerehrung. Jeder Finisher wurde persönlich nach vorne gebeten und Laufguru Ingo Schulze wusste zu jedem Starter eine Anekdote und konnte sich auch die ein oder andere kleine Stichelei nicht verkneifen.

Bei den Damen durften Siegrid Hoffmann, Regine Sander-Rummel und Cornelia Rohwedder auf das Stockl und Simone Stegmaier und Gabriele Noichel konnten sich über die Plätze vier und fünf freuen.

Im Herrenklassement siegte Dietmar Korntner vor Frank Reichel und Michael Eitner. Ralf Giese und Frank Wiegand folgten auf Platz vier und fünf.

Prominentestes Opfer des 1. Schwarzwaldlaufes wurde die Berlinerin Sigrid Eichner. Die 75-Jährige, die als einzige Frau der Welt 2000 Marathons lief, stürzte auf der vierten Etappe und zog sich dabei einen komplizierten Handbruch zu. "Und trotzdem ist sie die komplette vierte Etappe durchgelaufen", berichtete Heinz Gollner aus Dortmund voller Hochachtung.

Hochachtung zollten ferner alle Läufer dem Orga-Team um Inge und Ingo Schulze sowie der guten Seele des Laufes, wie Veronika Möller aus Göttingen von "ihren" Teilnehmern genannt wurde. "Es war ein Klasse-Lauf und wenn nichts dazwischenkommt, sind wir im nächsten Jahr wieder dabei", lautete das Fazit vom Gros des Läuferfeldes.