Ein offenes Ohr für das "Wort" von Udo Jürgens: Sven Gnass mit der neu arrangierten Partitur und dem Bild der Berliner Philharmoniker in der Original-LP von 1980. Die musikalische Hommage an Udo Jürgens steht am Beginn der Musiktage Horb. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Festivalorchester unter Leitung von Sven Gnass eröffnet Musiktage mit orchestraler Komposition "Wort"

Von Peter Morlok

Horb. In wenigen Tagen wird Stadtmusikdirektor Sven Gnass die 19. Musiktage Horb mit einem Konzert in der Pfarrkirche St. Mauritius in Nordstetten eröffnen. Doch vorher lohnt es sich, ein Wort über "Wort" zu verlieren.

Über Programm und besondere Beteiligte wurde bereits berichtet, doch es liegt nahe, näher auf eine Symphonie einzugehen, die im Kreis der Freunde und Kenner der Musik von Professor Udo Jürgen Bockelmann, wie der unlängst verstorbene Musiker Udo Jürgens mit bürgerlichem Namen hieß, als sein vielleicht wichtigstes Werk gewürdigt wird.

"Wort", so der Titel dieses Liedes, das wie ein glänzender, doch gut versteckter Edelstein durch die Fachwelt geistert. Auf der LP "Udo 80" wurde es exklusiv veröffentlicht. Jürgens spielte dieses Arrangement mit den Berliner Philharmonikern ein. Symphonische Passagen im Dialog mit einer verrockten E-Gitarre tragen den Text wie auf Flügeln. "Wort" erhebt sich durch seine Worte und die kompositorische Brillanz weit über die Unterhaltungsmusik, für die Jürgens auch zu Recht von so vielen Fans geliebt wurde.

"Es ist geradezu eine überirdische Sache"

"Wort" ist sein Meisterwerk, mit dem er auch seine Eltern, die nie mit der Karriere ihres musizierenden Sohnes als Schlagersänger zufrieden waren, überzeugte. Alleine für sie versammelte er die Berliner Philharmoniker im großen Konzertsaal der Deutschen Oper Berlin, setzte die Eltern auf die besten Plätze und spielte diese großartige Komposition – quasi als Welt-Uraufführung – nur für sie. "Und hinterher sah ich meinen Vater das erste Mal in meinem Leben weinen", erinnerte sich der Künstler selbst in einem der Rückblicke, die nach seinem Tod über die Fernsehbildschirme flimmerten.

"Ein Lied nimmt kurz mich in den Arm, bleibt selten lang bestehen", beschrieb der Österreicher selbst in einem anderen Song die Schnelllebigkeit vieler Musiktitel. "Wort" ist dagegen ein Lied, das dem treu bleibt, der es kennt.

Für Gnass ist diese Arbeit vergleichbar mit den spätromantischen Kompositionen eines Johann Strauß oder Emmerich Kálmán. "Jürgens setzt hier den Punkt auf das i der Emotionen – er holt seine Zuhörer mit dem ersten Ton ab und nimmt sie bis zum finalen Ton gefangen", schwärmt der Profi, der bei einigen der Professoren, die damals im Orchester mitspielten, ein Stück weit sein musisches Handwerk lernte.

Für ihn, den Leiter der Horber Musikschule ist dieses Lied mehr als ein Geschenk. "Es ist geradezu eine überirdische Sache." Die Rhythmik – Jürgens verwendet hier im großen Eröffnungsteil sowie zum Ende hin einen genialen Mix aus 3/4 und 4/4-Takten, die im Zwischenteil durch schnellere 7/8-Takte gebrochen werden – erinnert Gnass an die kompositorische Essenz der Oper "Tosca". "Auch dort läuft der Grundrhythmus, der Beat, der Herzschlag des Songs, gleichmäßig durch", stellte er beim ersten Blick auf die umfangreiche Partitur fest.

Am Freitag wird er diese Hommage an den Künstler Udo Jürgens, der zeitlebens alles andere sein wollte, nur kein Schlagersänger, zusammen mit dem Festivalorchester spielen. Er wird ein Symphonieorchester dirigieren, in dem viele Profis des Baden-Württembergischen Opern-Staatsorchester sitzen, die mit ihrer Flexibilität, ihrem hohen musikalischen Können Garant sein werden, dass die Farben dieses Liedes so strahlen, wie es sich Udo Jürgens gewünscht hätte.

Die Komposition, im Original geschrieben von Udo Jürgens und Frank Spiecker, hat der Frankfurter Arrangeur Frank Heckel, ein guter Freund von Gnass, für die 19. Horber Musiktage ein klein wenig angepasst. Sich nahe ans Original anlehnend, gab er der Grundkomposition ein modernes Gewand. Der rockige Stratocaster wird durch Streicher ersetzt, und anstatt eine Männerstimme solche Worte wie "Wort – du bist Gedankenelement, kannst Illusion sein, die verbrennt. Bist unbegreiflich, wenn man dich begriffen nennt" singt, greift die deutsch-niederländische Musicaldarstellerin Femke Soetenga zum Mikrophon. "Und sie hat das Lied begriffen – sie kann es in seiner ganzen Kraft und Schönheit interpretieren", beruhigte Gnass auf Nachfrage eines sehr besorgten Udo Jürgens Fans.

Karten für das Konzert gibt es ebenso wie für die weiteren Konzerte bei der Buchhandlung Kohler, beim Stadtmarketing Horb sowie zu den Bürozeiten der Musikschule.

Weitere Informationen: www.musiktagehorb.de