An seine Installation Auffüllung angelehnt ist die Arbeit Abfalltanz. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Christoph Mügge beschäftigt sich mit dem, was die Wohlstandsgesellschaft scheinbar nicht mehr brauchen kann

Von Peter Morlok

Horb. Christoph Mügge, seit zwei Jahren Bewohner des Horber Künstlerhauses und diesjähriger Schlossberg-Stipendiat im Alten Amtsgericht von Böblingen, brachte im Laufe dieses Jahres seine Gedanken zu dem, was die Wohlstandsgesellschaft scheinbar nicht mehr brauchen kann, zum Müll, koloriert, schwarz-weiß oder als Radierung zu Papier.

In Böblingen stellte er die Arbeiten bereits aus, ab Donnerstag sind sie nun offiziell in Horb zu sehen. Sie werden an prominenten Stellen im Rathaus von Horb hängen.

Kaum waren die Werke der Deutsch-französischen Künstlervereinigung "ligne et couleur" (Linien und Farben), die unter dem Titel "Zyklen" ausstellten, wieder eingepackt und abtransportiert, fing Mügge zusammen mit Kuratorin Agnes Maier an, die neue Ausstellung zu hängen. Hieß seine aktuelle Ausstellung in Böblingen noch "Behältnisse und Einfüllungen" so reicht in Horb der schlichte Titel: "Christoph Mügge – Arbeiten auf Papier".

"In den ersten Jahren meines Kunststudiums habe ich nur gemalt"

Zu sehen sind 38 Arbeiten, die sich durchgängig dem Thema Müll widmen. Mügge ist in Horb eigentlich dafür bekannt, dass er großformatige Skulpturen erstellt, denen er aus Abfallmaterial und alten Dachlatten ihr künstlerisches Gepräge gibt. Nun reizte ihn wieder einmal die Zweidimensionalität des Zeichenblocks. "In den ersten Jahren meines Kunststudiums habe ich nur gemalt", erklärt er und fügt an, dass er erst nach und nach zur Bildhauerei kam. Aber auch beim Entwurf und Aufbau seiner Skulpturen sei er immer stark geprägt gewesen, von dem, was er vorher auf den Skizzenblock brachte. "Ich war immer von dem inspiriert, was ich zuvor gemalt hatte."

Mit ein Anstoß sich umfassend und eingehend mit den schicken blauen Papiertonnen, mit Müllbehältnissen aller Art sowie den poppig-peppig gelben Säcken zu beschäftigen war der Bau des Parkhauses in der Wintergasse. "In dieser Zeit mussten wir immer unsere Mülltonnen hoch auf den Markt stellen", erinnerte er sich an diese Alltagserfahrung in Horb. "Seither denke ich hier in Horb mehr an Müll als in meiner restlichen Zeit, in der ich in großen Städten gelebt habe."

Mügge beschäftigte sich nicht nur mit dem eigenen Mülleimer sondern auch mit den Containern, die in der Neckarstadt herumstehen. Er nutzte jedoch seine künstlerischen Freiheiten um diese auf seinen Arbeiten etwas umzuplatzieren. So steht der Aldi-Glascontainer plötzlich vor der Stadtsilhouette und befindet sich dort in bester Gesellschaft mit weiteren Groß-Containern.

Seine Installation "Auffüllung", die er einst in Dänemark stehen hatte, war Vorbild für die Arbeit, bei der der Horber Marktbrunnen in die Tonne gekloppt wurde. Und wer schon lange mal wissen möchte, was denn die Künstlerhausbewohner so wegwerfen, sollte einen Blick auf die Arbeit "Abfalleimerquerschnitt rot und grau" werfen.

Mügge hat sich in dieser Werkschau auf einige wenige Arbeitstechniken – Bleistiftzeichnungen, Aquarell, Collage, Radierung und ein Mix aus Kohle, Tusche, Bleistift und Acryl – beschränkt und erklärt dies damit, dass man sich selbst mit dieser kreativen Einengung die künstlerische Richtung vorgeben muss, damit bei den "Müll-Bildern" kein Schrott rauskommt.

Die Vernissage beginnt am Donnerstag, 8. Oktober, um 19 Uhr. Oberbürgermeister Peter Rosenberger und der Vorsitzende des Fördervereins Künstlerhaus, Michael Zerhusen werden sprechen.