Ob das gut geht? Konstantin Schmidt, so behauptet der Kabarettist, kämpft mit den Waffen seiner Frau. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Konstantin Schmidt präsentiert im Horber Kloster gut versteckte Kalauer und sprachliche Bonbons in der richtigen Dosis

Von Peter Morlok

Was herauskommen kann, wenn ein Maschinenbau-Ingenieur den sicheren Hafen der Logik verlässt, wenn er sich statt auf Technik, Zahlen, Fakten und Analysen auf Gefühlsduseleien, Zuhören oder gar auf für ihn völlig fremde Pfade weiblicher Intuition begibt, das erfuhren die Zuhörer im Horber Kloster von Konstantin Schmidt.

Horb. Die Macher vom Projekt Zukunft hatten den Klavier spielenden Kabarettisten aus Gaggenau zum ersten Mal in ihre gute Stube eingeladen und Lizzy Schmid vom Vorstandsteam des soziokulturellen Vereins machte sich schon in der Anmoderation so ihre Gedanken, welche Waffen seiner Frau der freiberufliche Musiker wohl mitgebracht habe. Bügeleisen, Nähnadel oder gar den Kochlöffel?

Auf dem klostereigenen Klavier stand schon mal ein recht skurriler Schuh, der auch schon auf dem großformatigen Plakat etwas von einer gewissen Verruchtheit suggerierte.

Wer nun aus diesem visuellen Schmankerl ableitete, dass das Programm "Mit den Waffen meiner Frau" auch nur im Entferntesten irgendetwas mit Sex oder ähnlich Verkaufsförderndem zu tun hätte, der wurde schwer enttäuscht. Kabarett – vor allem wenn es so kopflastig serviert wird – kommt nicht immer automatisch mit klagefähigen Beleidigungen oder Schweinskram daher, sondern kann die Pointe auch auf recht kultivierte Weise transportieren. Und genau das tut Konstantin Schmidt.

Seine Kalauer sind gut versteckt. Er nutzt eher das feine Florett als den sprachlichen Säbel, um sein Publikum mitzunehmen in den täglichen Kampf, den man Büroalltag nennt. Dort tobt er, der Krieg ums Betriebsklima, um die Gunst von Frau Strack, die als laufender Meter mit dem Charme einer Schiffssirene ausgestattet als Controllerin durch die Firmengänge huscht und ständig als Projektbremse in Schmidt’s Terrain rumwurschtelt.

Vom Abteilungsleiter – den man ihm im Übrigen auch vor die Nase gesetzt hat – mit allen Befugnissen ausgestattet, ist es von Vorteil, sich mit der Dame gut zu stellen. Nur wie? Mit rationalem Denken klappt’s nicht und gegen die männlichen Attribute des Herrn Diplom-Ingenieurs scheint Frau Strack völlig abgehärtet zu sein.

Wenn jedoch die Waffen des Mannes versagen, dann helfen nur die Waffen einer – in diesem Fall seiner – Frau. Zuhören, Verständnis heucheln, den PET, den positiven Eigenschaften-Turbo zünden, prophylaktisch Problemlösungsstrategien bei einem nicht durchgeführten Kaffee-Date erörtern oder Gemeinsamkeiten mit dem Chef finden, sind alles profane Mittel, die bei jeder Frau funktionieren.

Aber nur, wenn sie von einer Frau angewandt werden. Wenn ein Mann mit so etwas daherkommt, dann wird’s prompt ein Kopfsprung vom Zehnmeterbrett ins gut gefüllte Fettnäpfchen.

Der einzige funktionierende Tipp, den Frau Schmidt ihrem Mann geben konnte, war der: "Geh in den Keller und schreib ein Lied darüber."

Ob ihm das im Geschlechterkampf mit Frau Strack hilft, ist zumindest fraglich, für das Publikum der Veranstaltungen, in denen sich der bedauernswerte Herr Schmidt ausheult, ist es jedoch auf jeden Fall recht amüsant. Dem wortgewaltigen Stil eines Georg Kreislers verpflichtet, der kohlrabenschwarze Chansons und Spottlieder schrieb, reimt Schmidt beispielsweise: "Der Kühlschrank in unserer Büro-Küche, der hortet Gerüche."

Er erzählt in seinen Songs vom Bauherrenjoker, der Abriss-Dirne, macht sich über den Herrn Thierse lustig, der was gegen "Schwalben" hat, die in Berlin nicht gern gesehen wären, da sie sogar auch dort die Kehrwoche und die Weckla einführten und freut sich, dass man auf dem ansonsten gepflasterten Marktplatz seiner Heimatstadt Waldkirch einen Rollatorstreifen auf betoniert hat.

Konstantin Schmidt ist kein Possenreißer, kein Witzeerzähler – er ist ein wunderbarer Klavierspieler, ein guter Sänger und einer, der mit seinen sprachlichen Bonbons nicht wie Konfetti um sich schmeißt, die Dosis aber so hoch hält, dass zumindest keine geistige Unterzuckerung zu befürchten ist.

Aufgezeichnet wurde die Veranstaltung von vier Absolventen des Technischen Gymnasiums Horb, die in einer Semesterarbeit im Profilfach "Gestaltungs- und Medientechnik" ein Porträt über die Arbeit des Projekt Zukunft im Kloster machen.