Wahlkampfauftakt in Mühlen: Ortsvorsteher Jochen Renk besuchte Peter Rosenberger an seinem Infostand. Foto: Hopp

Entspannter Auftakt des städtischen Oberhauptes. Erster Konter gegen Thomas Bauer.

Horb-Mühlen - Straßenwahlkampf ist kein Zuckerschlecken. Das gilt auch für Peter Rosenberger. Beim Wahlkampfauftakt gab es gleich ein Donnerwetter.

Mühlen. An der Kurve vor dem Rathaus. Dienstag, 17 Uhr. Rosenberger hat den Alu-Stehtisch aufgebaut. Darauf ein Topf mit Margeriten, rotem Band und in Packpapier gewickelt. Rosenberger: "Das hab ich von meiner Blumenhändlerin Ute Waldmann in Nordstetten. Ich wollte was Weiß-Rotes haben." Klar, denn das sind die Wappenfarben von Horb.

Daneben auf dem Tisch: Ein Plexiglas-Ständer mit DIN A 5-Flyern. Das Cover: Peter Rosenberger neben der Stiftskirchensilhouette. Oben: 16. Juli 2017. Horb wählt in orange (war jahrelang die klassische CDU-Farbe). Drunter der Slogan in Rot: "Wir kommen voran". Innendrin eine Postkarte mit Umfrage: "Wir bewerten Sie die Entwicklung unserer Stadt?" Anzukreuzen: "Horb ist vorangekommen." oder "Horb ist zurückgefallen". Die Rückseite ist grün. Die einzigen politischen Farben, die fehlen, sind gelb und pink (FDP) oder das hellblau (AfD).

Fragen zum Waldner-Areal und Einkaufszentrum

Dann kommt die erste potenzielle Wählerin. Sie sagt: "Mein Sohn hat mir das erzählt. Davon stand aber nichts im Mitteilungsblatt." Rosenberger: "Klar. Das Dienstliche und der Wahlkampf privat wird klar getrennt." Deshalb hat er seinen Stand auch draußen vor dem Bürgerbüro aufgebaut.

Die Bürgerin hat gleich zwei Fragen, die viele Horber bewegt: "Bleibt das Einkaufszentrum eigentlich so, wie es jetzt aussieht?" Rosenberger: "Nein. Teile von Beton bleiben. Aber die Stürze und anderes werden verkleidet. Letztendlich wird es – wie auch auf den Animationen zu sehen ist – filigran wirken."

Die Bürgerin lässt nicht locker: "Wir haben so eine schöne Stadtsilhouette - und dann der Beton. Das erschreckt mich." Rosenberger: "Das Dach wird noch begrünt. Dazu kommt eine Fotovoltaik-Anlage drauf – wie fast überall."

Rosenberger erzählt weiter: "Wir haben mit dem Gemeinderat eine Begehung der Baustelle des Einkaufszentrums gemacht. Wir haben dann von innen rausgeguckt und gescherzt: "Jetzt steht nur noch die Sparkasse im Weg."

Klar, nur ein Scherz. Rosenberger erwähnt geschickt, dass die Kreissparkasse im Erdgeschoss zum ZOB auch noch Ladenflächen anbieten wird: "Eine gute Idee. Handel kommt dann zu Handel."

Das nächste Problem der potenziellen Wählerin: Der Bau des Gebäudes für altengerechtes Wohnen auf dem Waldner-Areal. Rosenberger: "Sind Sie dafür oder dagegen?" Sie sagt: "Ich bin dafür, sobald es sich einpasst."

Er nimmt sich Zeit, auch dieses Thema mit ihr zu besprechen. Die Bürgerin ist zufrieden und geht. Dann ist Ruhe. Rosenberger: "Ich denke, ich bin so viel unterwegs – wer mir unbedingt etwas sagen will, hat es schon getan."

Trotzdem ist er gespannt, was noch passiert. Rosenberger: "Ich werde Anfang nächster Woche mein Programm vorstellen. Jetzt auf den Bürgertreffs hoffe ich, noch Anregungen zu bekommen, ob ich richtig liege."

Dann kommt Mühlens Ortsvorsteher Jochen Renk aus dem Rathaus. Er lächelt: "Es spricht für sich, dass sie Mühlen als erste Priorität gesetzt haben."

Okay. Dann Mal die Frage nach dem ersten Gegenkandidaten, der sich offiziell erklärt hat: Thomas Bauer. Der hatte im Schwarzwälder Boten zwei klare Aussagen getroffen: Es könne nicht sein, dass Horbs Rathaus von Verantwortlichen regiert werde, die von außerhalb kommen. Und dass sich in Horb seit 30 Jahren nichts Positives getan habe.

Rosenberger antwortet: "Ich kenne und erlebe Herrn Bauer seit Langem. Ich will seine Thesen nicht tiefer bewerten. Wenn er behauptet, dass sich in Horb seit 30 Jahren nichts getan hat, dann geht dieser Vorwurf nicht nur gegen mich.

Die Forderung, mehr Horber in verantwortliche Positionen ins Rathaus zu holen, halte ich für naiv oder plakativ. Wir sind in Horb auf hervorragendes Personal angewiesen. Jeder kann sich auf offene Stellen bewerben – oft kommen die Bewerbungen nur von außerhalb. Stellen Sie sich außerdem vor, Porsche würde sagen: Wir nehmen nur Mitarbeiter aus Zuffenhausen – das wäre doch absurd."

Immerhin: In einem Punkt stimmt er mit seinem Kontrahenten überein. Rosenberger: "Ich finde es gut, dass Herr Bauer eine Schlammschlacht im Wahlkampf ablehnt."

Kurz vor halb sechs. Die Wolken über Amtsinhaber Peter Rosenberger werden immer dunkler. Er lächelt: "Ich habe meinen Schirm von der Horber Gartenschau dabei."

Noch ein Foto des Schirms, in dessen Innerem eine hübsche, junge Dame mit einem Cello abgebildet ist.

Da kommt Rosenbergers Ehefrau Janet. Sie sagt: "Ich wollte ein Foto machen. Doch ihr Profis habt das ja schon erledigt." Dann fängt es an zu donnern und zu hageln.Rosenberger hat den Schirm wieder zugeklappt und hat sich unter das Dach der Scheune gegenüber gestellt.

Verhagelter Straßenwahlkampf? Da braucht man gute Nerven. Stehvermögen im wahrsten Sinne des Wortes. Gut, dass Rosenberger diese Unwägbarkeiten mit Humor nimmt.

Heute könnte es bei seinen Bürgertreffs übrigens brisant werden: Vor dem Bürgerbüro in Bildechingen (17 bis 18 Uhr) dürfte es um die umstrittenen geplanten Mehrfamilienhäuser in der Ortschaft gehen. Und ab 19 Uhr in Talheim dürfte der geplante KSK-Abflugplatz in Haiterbach ein heikles Thema werden.