Unserer Volontärin Ina Frank hat die Mission Mudder Spaß gemacht. Foto: Hopp

Wie es ist, selbst in den Schlamm zu springen und stählerne Gerüste zu erklimmen. Mit Video

Horb - "Mission Mudder" wirbt mit "Dein Lauf. Keine Gnade". Auf der Strecke zeichnet sich aber ein etwas anderes Bild: Hilfsbereitschaft, High Fives, Wasserschlachten und mehr. Ein Erfahrungsbericht.

Laufen - immer gerne. Aber zehn Kilometer mit 36 Hindernissen, und das in maximal zwei Stunden? Doch nachdem ich beim Empfinger Lauftreff zu Gast war und mit den anderen Läufern ganz gut mithalten konnte, nehme ich die Herausforderung an.

Samstag, 15. Juli, auf der Festwiese beim Neckarbad. Die Startunterlagen sind abgeholt, doch bis zum Start sind noch gut anderthalb Stunden Zeit. Also setze ich mich auf eine der Bierbänke und kämpfe mit meiner Nervosität. Neben mir genießen zwei Herren in grünen Trikots ihr Naturradler. Da frage ich doch gleich mal nach, ob sie schon Erfahrungen mit dem Lauf haben. Haben sie – und sie können nur Positives berichten. "Es sind zwar einige dabei, die auf Zeit laufen, aber für die anderen ist es einfach nur eine große Gaudi", berichtet einer der Beiden. Schon etwas beruhigter befestige ich meine Startnummer an meinem Top und die Zeitmesschips an meinen Schnürsenkeln.

Einfach rein ins Wasser, wieder raus über den rutschigen Matsch

Um 15 Uhr soll es eigentlich mit den 100 schnellsten Läufern losgehen, doch ein Hindernis wurde vom Ordnungsamt noch nicht freigegeben. Also heißt es warten. Etwa 15 Minuten später erfolgt dann der Startschuss und die ersten Läufer erklimmen den "Walk of Pain", einen Stapel aus Strohballen. Neben mir wartet Elena. Auch sie ist zum ersten Mal dabei und startet allein. "Ich habe die Teilnahme am Lauf zum Geburtstag geschenkt bekommen", erzählt sie lachend. Schließlich ist auch unser Startblock endlich an der Reihe. Ein kurzes "Viel Glück" nach links und rechts, und l os geht es.

Der Strohhaufen ist zumindest ein entspannter Einstieg. Danach muss über "Spinnennetz-Spielgeräte" geklettert und auf schmalen Holzbrettern balanciert werden. Und prompt folgt die erste Neckarquerung. An dieser Stelle kann man zwar noch hindurchwaten, doch Trittsicherheit ist definitiv gefragt. Zeit für eine kleine Wasserschlacht bleibt trotzdem. Ein paar DHBW-Studenten und ein Informatiker-Team aus Tübingen legen ordentlich los.

In diesem Jahr sollten die Starts optimiert werden, damit möglichst keine Wartezeiten vor den Hindernissen entstehen, hatten die Veranstalter vorab angekündigt. Dass das leider nicht so ganz geklappt hat, zeigt sich am Hindernis "Skyscraper", einem Gerüstturm auf dem Flößerwasen. Hier hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Umso mehr Zeit habe ich, mich mit meiner leichten Höhenangst zu befassen – na toll. Um den Turm herum liegen ja gar keine Matten, fällt mir auf. Und was passiert, wenn man da runterfällt? Doch für Panik bleibt keine Zeit, ich bin an der Reihe. Dank Wasser und Matsch sind die Metallstangen ziemlich rutschig. Jetzt weiß ich auch, warum einige Läufer mit Handschuhen unterwegs sind.

Die nächsten Herausforderungen lassen nicht lange auf sich warten. Auf einmal steht da eine Holzwand, kein Weg führt daran vorbei – oder doch? Da die Wand zu hoch und zu rutschig für mich ist und kein Mitläufer mich hinüber befördert, klettere ich zwischen Wand und Absperrung halb hinüber, halb daran vorbei. Das gibt blaue Flecken, bin ich mir sicher. "More than waste", heißt es danach. Ein Abfallcontainer wurde mit Wasser gefüllt und muss durchklettert werden. Ich wähle den flacheren, doch die erhoffte "Zwischenstufe" am Ende des Containers gibt es nicht. Also quält man sich über das nackte, kalte Metall hinaus. Der nächste Bluterguss kommt bestimmt.

Richtung Ihlingen folgt eine längere Laufstrecke. Ein Regionalzug fährt vorbei. "Schummler!", ruft ein Läufer scherzhaft entrüstet hinterher, "ihr sollt laufen, nicht fahren!" Am Gasthaus "Grüner Baum" ist schließlich der Wendepunkt. Schilder weisen darauf hin, dass es jetzt schmutzig wird. Und tatsächlich sind bald die Schlammgruben zu sehen. Hier werden auch die Anwärter auf den Preis "Kreativste Hindernisüberquerung" gesucht, doch daran denke ich in dem Moment nun wirklich nicht. Einfach rein ins Wasser, wieder raus über den rutschigen Matsch und zurück Richtung Flößerwasen.

Aber vorher müssen noch die Treppen hoch zum Marktplatz erklommen werden. Oben ist eine schmale Gasse durch ein Hindernis blockiert und es bildet sich wieder eine Warteschlange. Hier treffe ich die beiden Herren in grün wieder. Es gibt ein High Five, "Gutes Ankommen!" wünschen sie, und sind wieder weg. Also runter und ab zum Flößerwasen. Hier muss man wieder klettern und – über Feuer springen? Nichts da! Das ist mir dann doch zu heiß. Ich mache nur einen kleinen Satz und renne halb daran vorbei.

Zum Abschluss geht es noch einmal über den "Walk of Pain"

Das nächste Hindernis ist eher ein Geschicklichkeitstest: Bogenschießen. Das musste ich schon einmal auf einer Klassenreise machen und habe dabei kläglich versagt. Auch dieses Mal fällt mir der Pfeil fast direkt vor die Füße. Aber egal – treffen muss man an dieser Stelle zum Glück nicht.

Einige Meter weiter wird man von einer Schaumkanone ordentlich eingeseift. Und schon wieder steht da plötzlich ein Container. Dieses Mal ist er aber mit Autoreifen gefüllt. Das nächste Hindernis sind kreuz und quer in einen Holzrahmen eingespannte Gummibänder, zwischen denen man sich irgendwie hindurch schieben muss. Plötzlich fällt einer der oberen Holzbalken herab und mir fast auf den Kopf. Ein Streckenposten sperrt sofort das Hindernis – nur stecke ich noch mittendrin. Nach kurzer Nachfrage lässt er mich aber ziehen.

Das letzte größere Hindernis wird noch einmal eine ordentliche Herausforderung: durch eine Grube voller Schlammwasser unter Holzstämmen hindurch tauchen. Hier werden die Teilnehmer endgültig dreckig. Zum Abschluss geht es am Neckarbad vorbei und noch einmal über den "Walk of Pain".

Und schließlich ist das Ziel erreicht! Am Abend zeigt ein Blick in die Ergebnisliste, dass ich die zwei Stunden nicht einmal ganz ausgereizt habe: 1 Stunde und 40 Minuten steht auf der (digitalen) Urkunde. Mein Fazit: Es war definitiv eine tolle Erfahrung und nächstes Jahr bin ich bestimmt wieder dabei.