Das Neckarbad in Horb: Am Mini-Rock-Festival und Tage danach sah es hier anders aus, und das erregt auch anderthalb Wochen nach dem Festival noch einige Gemüter. Foto: Hopp

Was ist beim Mini-Rock-Festival am Hallenbad passiert? Wirt, Gäste und Mitarbeiter lassen in ihrer Kritik nicht locker.

Horb - Das Mini-Rock-Festival ging am Samstag vorletzter Woche zu Ende. Tausende begeisterter Besucher, zufriedene Organisatoren, lobende Stimmen aus der Stadt - das alles spricht für eine gelungene Veranstaltung. Eine Bereicherung, auf die man sich 2015 wieder freut. Trotzdem gibt es diesmal lang anhaltende Misstöne.

Lucio Piano, der Wirt der Gaststätte im Neckarbad, einzelne Gäste sowie Personal der Gaststätte und des Bades werfen dem Mini-Rock-Orga-Team und der Stadtverwaltung auch anderthalb Wochen nach dem Festival noch organisatorische Fehler vor: Fehler bei der Parkregelung auf dem Parkplatz des Bades, Fehler bei der Nutzungsregelung der WCs und Duschen im Hallenbad und Fehler beim zeitlichen Ablauf der Reinigungsarbeiten nach dem Festival.

Zwei Mal berichtete der Schwarzwälder Bote vergangene Woche über den Zwist. Lucio Piano hatte die Situation am Hallenbad während des Festivals und die für ihn viel zu späte Reinigung des Parkplatzes geschildert. Das Mini-Rock-Orga-Team und die Stadtverwaltung wiesen in einer Stellungnahme einen großen Teil der Vorwürfe zurück.

Doch was war wirklich geschehen, am Mini-Rock-Wochenende am Hallenbad? Laut Piano wurden die tatsächlichen Geschehnisse kleingeredet. Es ließ ihm keine Ruhe, und am vergangenen Freitag bekräftigte er seine Schilderungen. Piano ging ins Detail, benannte weitere Zeugen, legte ein Schreiben vor. Eine seiner Mitarbeiterinnen berichtete von der Situation auf dem Parkplatz, und ein Gast bestätigte: "Ein Krankenwagen wäre hier niemals durchgekommen."

Gemeint war die Zufahrt auf den Parkplatz des Bades von der Mühlener Straße her. Von Donnerstagabend bis Sonntagmittag, so mehrere Schilderungen, parkte ein Fahrzeug mit Tuttlinger Kennzeichen so ungeschickt auf der Zufahrt, dass man nur eingeschränkt auf den Parkplatz fahren konnte. Das mit Autos anfahrende Personal sei über den Fußgängerweg gelotst worden oder musste außerhalb parken. "Aber auch dort war ich jemandem im Weg und musste weiter weg parken", schildert ein Angestellter. "Was wäre passiert, wenn hier ein Brand ausgebrochen wäre?", fragt der Wirt.

Feuer bereitete am Mini-Rock-Samstag im Hallenbad kein Kopfzerbrechen – Wasser umso mehr. Ein Defekt in einer Abwasserleitung – eine lockere Klappe – verursachte einen Rückstau des Abwassers. Es wurde durch die Abflüsse an die Oberfläche gedrückt und drang auch in der Küche des Restaurants durch den dortigen Bodenabfluss.

Die Festivalorganisatoren alarmierten zwar eine Fachfirma, die den Defekt behob, doch für das Restaurant war es am Samstagmorgen zu spät. Küche und Restaurant waren mit Abwasser überschwemmt. Laut Piano sind solche Defekte schon mehrmals aufgetreten, wenn auch bei Weitem nicht mit den Folgen wie am 2. August. "Unser Personal und das Personal des Hallenbads mussten das Wasser entfernen, alles durchputzen und desinfizieren", schildert Piano.

Ende gut, alles gut – glaubte man im Hallenbad in der Samstagnacht, als das Festival ausklang. Doch der gewohnte Bade- und Restaurantalltag kehrte nicht ein. Nicht am Sonntag, nicht am Montag und auch am Dienstag nicht. So lange lagen dieses Jahr Abfälle auf dem Hallenbad-Parkplatz. "Am Sonntag ging der Badetrieb wieder los", so Piano. "Die Leute parkten in den Lücken, wo kein Abfall lag. Viele Badegäste und auch meine Restaurantgäste haben sich beschwert."

Das Mini-Rock-Orga-Team und die Stadtverwaltung hatten zu den Vorwürfen bereits Stellung genommen. Dem sei nichts hinzuzufügen, hieß es am Montag vom Orga-Team. Über "Halbwahrheiten" zu diskutieren, bringe nichts, zumal sich beim Orga-Team bis heute niemand beschwert habe. Das Team hatte vergangene Woche argumentiert, dass die Zufahrt zu den Parkplätzen nur für wenige Stunden am Samstagabend versperrt gewesen sei. Das Orga-Team sei am Festival immer mit Piano in Kontakt gewesen, um die Situation zu erörtern.

Auch Bürgermeister Jan Zeitler verweist auf die Stellungnahme von OB Rosenberger von vergangener Woche: Man nehme Kritik zum Anlass, Konzepte zu hinterfragen, was nicht bedeute, dass "Wünschen und Anregungen Einzelner automatisch stattgegeben werden kann".

Ein Ende mit offenen Fragen. Ist die Abwasserleitung bereits seit Längerem defekt und war das bekannt? Hätte man sich nicht denken können, dass bei vielen Benutzern eine Überlastung eintritt? Wie kommen Feuerwehr und Rettungsdienste ans Hallenbad? Kann man Fahrzeuge, die wichtige Wege versperren, nicht abschleppen lassen? Warum wird am Sonntag nach dem Festival nicht als erstes beim Hallenbad sauber gemacht, wo Bade- und Restaurantgäste erwartet werden?

Piano, der nicht nachtragend sein will und auch keine Konsequenzen erwägt, hat momentan nur eine Frage. Wird’s beim Mini-Rock-Festival 2015 besser? Ein Gegner des Festivals sei er nicht. "Ich finde gut, dass die Stadt etwas für die Jugend macht. Ich habe nichts gegen die Besucher oder das Festival. Aber ich wäre zufrieden, wenn es besser organisiert wäre."