Foto: Lea Töws

Fans wollen es zum zehnjährigen Jubiläum doppelt krachen lassen. Benni Breitmaier: "Zukunft ist absolut positiv."

Horb - Es wird laut. Verrückt. Alkoholisiert. Und richtig rockig durchgeknallt. Die gut 5000 Fans des Mini-Rock-Festivals wollen es zum zehnten Jubiläum doppelt krachen lassen!

Die hübsche Viktoria aus Freudenstadt ist gerade dabei, beim Zeltaufbau zu helfen. Sie sagt: "Freunde haben mir gesagt, da musst Du mit. Es ist mein erstes Festival!"

Na dann. Hier wird es diesmal doppelt krachen. Das Vorspiel zum großen Ausflippen startet schon auf dem Campingplatz: Die Jungs und Mädels aus Donaueschingen haben eine Wasserflasche in die Melone gesteckt.

Hm, braucht eine Wassermelone wirklich noch Wasser? Die Jungs klären uns auf: "Da ist Wodka drin. Nach fünf Stunden ist alles eingezogen! Kennt Ihr das hier nicht?"

Um 15.10 Uhr erheben sich die ersten Camper vom Rasen und den Stühlen, dann öffnet der Einlass am Neckarbad. Bassbox am Ohr, um den Hals ein Schild "Hurensohn des Tages". Oder Stuhl auf dem Kopf, den Bollerwagen voll mit Bierdosen. Alle wollen aufs Campinggelände. Zelt aufbauen, ruhig angehen lassen. Noch ein bisschen beim Bier chillen, und am Abend doppelt krachen lassen. Vielleicht auch noch mal in Erinnerungen schwelgen und sich für die nächsten Stunden innerlich einstimmen.

Fans kommen mit Zelt und Bier-Bollerwagen

Wie zum Beispiel Kai Schieban (23). Er zeigt die Tätowierung auf seinem linken Unterarm: Ein Barcode mit dem Text "Made in Horb". Er sagt: "Das ist schon mein zehntes Mini-Rock-Festival. Ich habe damals im Jugendreferat mitgemacht und geholfen, aber irgendwann schaffst Du das neben der Arbeit nicht mehr."

Trotzdem kommt er immer noch – mit Zelt, Bier-Bollerwagen. Nur das Bananenkostüm hat er diesmal zu Hause gelassen. Was waren für ihn die Highlights der letzten zehn Jahre Minirock, was die schlimmsten Momente? Kai: "Das Highlight für mich war die Band Volbeat. Die kamen mit dem Auftritt beim Mini-Rock Festival hoch. Der schlimmste Moment war das erste Jahr im Industriegebiet. Da hat es so geregnet, dass der Matsch bis zum Knie stand. Das war nicht mehr schön."

Und wie sieht er das Mini-Rock jetzt? Kai: "Es hat sich in die richtige Richtung entwickelt. Gut, dass es nicht an eine große Event-Agentur verkauft wurde. Das Schöne ist: Hier ist es richtig familiär. Egal, wer man ist, wo man herkommt, hier ist der große Topf. Da wird Dir auch immer geholfen. Und mein erstes Konzert hab ich auch beim Mini-Rock 2005 erlebt – die Donots. Meine große Schwester hat mich reingeschmuggelt!"

Ein wenig Erinnerungen zum zehnten Jubiläum, die kommen auch bei Benjamin Breitmaier auf. Er hat den Verein mitbegründet – "wir brauchten Leute, die 18 sind. Ich war einer der wenigen. Ich weiß gar nicht mehr, ob Patch (Patrick Djuga) oder ich den Zettel mit ›Rock-Festival‹ in die Urne beim Jugendforum geworfen haben."

Und seitdem hat Benni mit dem Mini-Rock so einige schlaflose Nächte verbracht: "Der schlimmste Moment war 2010, als die Hochrechnung ergab, dass wir zwischen 40 bis 60.000 Euro in den Miesen sind. Wir wussten, wir sind im Arsch. Doch bei der Krisensitzung war dieser Gedanke nur 20 Sekunden im Kopf. Das Team hat beschlossen, dass wir das durchstehen." Den wenigsten Schlaf hat er 2007 bekommen. Bennie: "Da hab ich drei Nächte im Orga-Container gemacht und pro Nacht nur eine halbe Stunde geschlafen."

"Vorverkauf ist super gelaufen"

Der schlimmste Gig des Mini-Rock? Bennie lacht: "Joachim Deutschland 2005. Nach 15 Minuten auf der Bühne ist er einfach runtergegangen, weil ihm angeblich die Hand weh tat. Trotz der 80 Euro Whisky-Flasche, die wir für den Künstler besorgt hatten." Sein Highlight? Bennie: "boysetsfire. Das war jahrelang die Lieblingsband von Patch und mir, und plötzlich standen wir 2012 neben ihnen am Rande der Bühne. Der Hammer."

Und wo steht das Mini-Rock im 10. Jahr? Breitmaier: "Wir sind angekommen. Der Vorverkauf ist super gelaufen, finanziell wird nichts schiefgehen. Wir haben jetzt die Weichen für die nächsten Jahre gestellt und haben zwei Mordsberge abgeräumt. Die Zukunft des Mini-Rock ist absolut positiv!"

Okay, genug in der Vergangenheit rumgekramt. Ab heute heißt es: "Zum 10. lassen wir es doppelt krachen."

Und was ist sein Tipp, was man keinesfalls auf dem Mini-Rock verpassen sollte? Benni: "Im Zelt ist für mich die Berliner Band Kadavar ein Muss. 70er-Jahre Druck, mehr Coolness geht nicht." Zelt, Freitag, 21.40 Uhr. Einen Tag später hörenswert: Der Hip-Hopper Maxim mit eher sanfteren Tönen.

Wer auf eher poppige Töne steht, dem seien die Bundesvision-Song-Contest-Teilnehmer Sierra Kid (Freitag, Bühne, 15.30 Uhr) und OK Kid (16.50 Uhr) empfohlen. Bennie: "Richtig zur Sache geht es am Samstag bei Anti-Flag. Ein Arschtritt mit Polit Punk."

Am Donnerstag ging's nach dem traditionellen Flunkyball-Turnier jedenfalls zumindest inoffiziell los - mit dem Karaoke-Contest im Partyzelt. Die Besucher schrien sich schon mal die Seele aus dem Leib.

Auch noch Bock, richtig abzugehen? An der Abendkasse des Mini-Rock gibt’s noch ein paar Tickets.