Feine Sahne Fischfilet bringt Mini-Rock zum Ausrasten. Foto: Hopp

Band bringt Menge am Samstag zum Kochen. Den Tag in Bildern gibt es in unserer Galerie.

Horb - Bereits am ersten Festivaltag rockten die Fans so richtig ab. Am Samstag war dann aber der Headliner an der Reihe, der  bereits vorab für mächtig Wirbel gesorgt hatte: Feine Sahne Fischfilet.

Und die Jungs brachten die Menge dann so richtig zum Kochen. Mehr zum Mini-Rock-Festival in unserem Special.

Das war ein heftiger Abschluss: Die umstrittene Punk-Band "Feine Sahne Fischfilet" setzt das Festival-Gelände unter Feuer! Pyro-Action, Pfeffi in Druckbetankung und klare Worte.

Denn: Zwei Diskussionen der Gemeinderatsfraktion der ULH geben dem Mini-Rock-Festival 2017 das Motto: "Beste Swinger-Party Ever." Dazu wurde die Band Feine Sahne Fischfilet wegen ihrer Texte angegriffen. Grund genug für die Punker aus Mecklenburg-Vorpommern, in Horb zurückzuschlagen. Zur Diskussion um die küssenden schwulen und lesbischen Paare unter dem Motto "Horb macht Liebe" knallt Jan "Monchi" Gorkow raus: "Gegen all die Wichser, die sich hier ernsthaft aufgeregt haben, weil irgendwie sich Leute auf dem Logo küssen! Drauf geschissen, Alter. Wer sich mit wem leckt, mir scheißegal!"

Dann setzt Monchi gleich die Bühne unter Feuer: Pyro-Action. Klar, denn die Wurzeln der Band liegen in der Ultra-Szene von Hansa Rostock. Monchi zündet gleich ein grünes Feuerwerk – das Publikum antwortet mit einem rosa Pyro! Klar, dass da im Publikum wieder "Antifa"-Fahnen geschwungen werden und in der Musikpause "Alerta, Alerta, Antifascista" skandiert wird. Auch das hatte die Gemeinderatsfraktion der ULH gestört. Doch live waren weder Martin Raible, Rodolfo Panetta noch Fraktions-Chef Hermann Walz auf dem Mini-Rock dabei.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger hatte das spitz in der kurzen Rede im VIP-Zelt zu den anwesenden Gemeinderäten bemerkt: "Da sind gerade unsägliche Themen aufgekommen. Es verwundert mich nicht, dass die ULH der Einladung nicht gefolgt ist. Denn die war an die ›Unterstützer‹ des Mini-Rock gerichtet. Gut, dass wir zusammenstehen, wenn sich Horb weltoffen und tolerant präsentiert."

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Auf der Bühne gibt Feine Sahne Fischfilet alles. Die Jungs von der Ostseeküste ziehen erst ein gelbes Boot von der Bühne ins Publikum. Klar, das wird sofort geentert. Dann gibts ein riesiges Fass mit Pfeffi (DDR-Kultgetränk seit 1954) mit drei Gartenschläuchen. Schnaps-Druckbetankung für die Fans. Und Monchi geht noch mit der Flasche nach vorne und prustet das grüne Zeug in die Menge, die tobt. Alles mischt sich mit dem Gestank des Pyros und dem Schweiß der Pogo-Tänzer. Die Bühne und das Festival brennt!

Mittendrin auch OB Rosenberger. Er grinst hinterher: "Zuletzt habe ich in meiner Abi-Zeit Pogo getanzt. Das ist genial – und mit meinen 110 Kilo kann mir da auch nichts passiert." Das Stadtoberhaupt sagt noch: "Durch das Tanzen habe ich von den Texten nicht viel mitgekriegt."

So hat er verpasst, was Feine Sahne Fischfilet zur Gewalt beim G20-Gipfel sagt. Die CDU-Gemeinderatsfraktion hatte in der Debatte einen klaren Gewaltverzicht gefordert. Den brachte Sänger Monchi: "Es ist nicht im Ansatz so, dass wir es feiern, wenn irgendwelche Karren oder Kioske abgefackelt werden. Null. Aber wie erklärt ihr es, dass der ganze Mob durchdreht, wenn mal Autos brennen, aber wenn tagtäglich Menschen verrecken im Mittelmeer und übelst die Leute am Sterben sind. Das ist denen scheißegal. Und all die scheinheiligen Wichser, die so knallhart gegen Gewalt sind, aber wegschauen, wenn Menschen verrecken, die können sich ficken!"

Knallharte Ansage. Spektakuläre Show. Dann nimmt Monchi noch mal einen gelben Pyro, während die Jungs Fahnen mit "Wir bilden Ketten, solange es brennt" schwenken. Punk wie er sein muss. Kurz: Der Knaller-Gig auf dem Mini-Rock!

Da konnten die Rosen, die die weiblichen Fans für Eskimo-Callboy-Schlagzeuger David Friedrich (Bachelorette-Erwählter) schwenkten, nicht so rocken wie die Band mit ihrem Metalcore. Obwohl: Sänger Kevin ist ganz cool nach dem Gig. Geht einfach raus. Macht geduldig Selfies mit den Fans: "Ich weiß echt nicht, wo die Autogrammkarten sind." Er sagt unserer Zeitung: "Der Hammer. Du denkst dir nichts besonderes, wenn du nach Horb kommst. Doch dann sind noch mehr Fans da als bei unserem ersten Gig hier – das ist der Hammer!"

Klar, da hat auch Monchi noch ein dickes Lob: "Wenn ich sehe, wie so viele Leute ehrenamtlich so was seit vielen Jahren reißen auch an Orten, wo es nicht so viele Szenekids gibt und über Weltproduktionen labern. Für all die kleinen Leute in den kleinen Städten und in der Provinz, die sich gerade machen und nicht diesen Rechtsruck mitmachen – dafür sind wir hier!"

Und warum hat sich die ULH das Spektakel nicht angeschaut? Fraktionschef Hermann Walz: "Ich dachte, Martin Raible geht hin. Ich musste arbeiten und noch einkaufen. Als ich damit fertig war, war es zu spät."

Und wie ist die Bilanz des Mini-Rock? Sprecher Benjamin Breitmaier: "Trotz der erhöhen Sicherheitsvorkehrungen war es eine der entspanntesten Veranstaltungen überhaupt. Auch die Premiere des ›Green Camping‹ war ein voller Erfolg. Wir überlegen, es auszuweiten." Green Camping heißt: Ein ruhiger Platz am Hallenbad, leise Musik und hinterher selbst aufräumen. Hat geklappt, so Breitmaier: "Am Hallenbad war es nach zwei Stunden fast komplett sauber." Die endgültige Sicherheitsbilanz lag Breitmaier zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor.