"Stolpersteine" erinnern an das Schicksal der im Nationalsozialismus ermordeten Juden / Bewegende Lebensgeschichten von Horbern

Von Marion Tischbein

Horb-Mühringen. Weitere "Stolpersteine", die der Bildhauer Gunter Demnig am Samstag in Horb, Mühringen und Rexingen verlegte, sollen an Menschen erinnern, die hier lebten und unter dem nationalsozialistischen Regime deportiert und ermordet wurden.Die kubischen Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, mit einer Messingplatte, die den Namen, das Geburtsjahr sowie den Ort der Deportation und Ermordung trägt, werden vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz der Opfer in den Bürgersteig eingelassen. 36 000 solcher Stolpersteine habe er schon in elf Ländern Europas von Norwegen bis Italien verlegt, berichtete der Künstler.

In Deutschland findet man Stolpersteine in 780 Kommunen, die kleinste hat 130 Einwohner. Die meisten Gedenksteine wurden in Hamburg verlegt. Dort sind es schon 4300. Nächste Woche wird Demnig in Unna (Nordhrein-Westfalen) 166 Stolpersteine vor einem ehemaligen israelitischen Altenheim einsetzen zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, die dort lebten.

Zu jeder Verlegung in Mühringen erzählte Hans-Josef Ruggaber etwas zur Lebensgeschichte der ehemaligen Bewohner.

Im Haus Nr. 33 in Mühringen, heute Schlossstraße 12 wohnten die Schwestern Peppi und Thekla Oppenheimer. Im August 1942 wurden die Schwestern nach Theresienstadt deportiert. Im September wurde Thekla Oppenheimer mit 2000 weiteren Häftlingen aus Theresienstadt in das Vernichtungslager Treblinka gebracht und ermordet. Ihre Schwester Peppi war zu schwach für den Transport nach Treblinka, sie starb am 30. September 1942 mit 72 Jahren. In ihrer "Todesfallanzeige", die im Archiv von Theresienstadt noch erhalten ist, wird Altersschwäche als Todesursache angegeben.

Zwei weitere Gedenksteine wurden vor dem Haus Schlossstraße 1 zum Gedenken an Salomon und Sofie Elsässer verlegt. Auch sie wurden im August 1942 nach Theresienstadt verschleppt und dann im September im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

Wie Ruggaber erzählte, besuchen die Nachkommen von Martin Elsässer, dem einzigen Sohn der beiden, der 1936 nach Palästina floh und sich mit seiner Frau Klara in Haifa niederließ, immer wieder die Familiengräber auf dem jüdischen Friedhof in Mühringen. "Ich finde es wichtig, dass wir unsere Geschichte erhalten und dass unsere Kinder sie kennenlernen", betonte Ortsvorsteherin Monika Fuhl. "Sie müssen wissen, was damals geschah, damit so etwas nie wieder passiert."

Schon im Kindergarten und der Grundschule wird deshalb Wert darauf gelegt, den Kindern die Geschichte Mühringens zu vermitteln. Fuhl dankte Hans-Josef und Hans-Jürgen Ruggaber sowie Manfred Steck, die mit dem Aufbau des Ortsarchivs und der Erforschung der Geschichte der alten Mühringer Häuser dafür sorgen, dass die besondere Geschichte des Ortes für kommende Generationen dokumentiert wird.