Pflanzenfreundin und Gesangstalent: Elisabeth Kaiser aus dem Horber Künstlerhaus Foto: Oliver Röckle Foto: Schwarzwälder-Bote

Elisabeth Kaiser lädt am Sonntag zur Performance "Hochzeitstag" / Vermählung mit Kaktus als Kunst-Inszenierung

Horb. Am kommenden Sonntag um 15 Uhr im Kakteengarten heiratet die Vokalkünstlerin Elisabeth Kaiser – allerdings nicht in gewohnter Weise: Ihre Performance mit dem Titel "Hochzeitstag" ist der Verbindung zwischen Pflanzen und Menschen gewidmet.

Die Künstlerin geht – vereinfacht ausgedrückt – von einem "genuinen Bewusstsein" aus, das Allem innewohnt: Menschen, Tieren, Pflanzen, buchstäblich jedem Staubkorn. "Und wer die Welt so sieht", sagt Künstlerhaus-Chef Michael Zerhusen, "für den ist es gleichsam logisch, dass auch alles durch dieses ursprüngliche, umfassende Bewusstsein miteinander verbunden ist."

Die aktuelle Performance beginnt am Sonntag um 15 Uhr und wird von den Schwarzwälder Kakteenfreunden, namentlich Holger Dopp, unterstützt. Elisabeth Kaiser lebt und arbeitet seit Herbst 2013 im Antonie-Leins-Künstlerhaus und ist Schülerin von Angelika Luz, Professorin für Vocal Arts an der Stuttgarter Musikhochschule.

Die Zeremonie sei "logisch, unlogisch, mehrdeutig"

Als die Dozenten dort im Februar 2014 beim Meisterkurs für Stimmkunst und Neues Musiktheater wieder einmal neue Talente vorstellten, hieß es in einer Kritik: "Zuvor hatte die Performerin und Komponistin Elisabeth Kaiser Nickos Harizanos’ ›The Bells‹ zu virtuosem Leben erweckt." Zuletzt wirkte sie an der festlichen Eröffnung des Projektes "Stuttgart liest ein Buch" in der Stadtbibliothek mit. Das künstlerische Rahmenprogramm gestalteten Studierende mit dem "Klangbuch der imaginären Wesen" von Mario Verandi, die szenische Einrichtung hatte Professor Luz übernommen.

Elisabeth Kaiser, in Regensburg geboren und aufgewachsen, legte 2008 an der Hochschule für Künste in Bremen ihr Examen in Design ab und nahm dann an der Folkwang Universität in Essen ein Studium für Gesang und Komposition auf, das sie 2013 mit dem Diplom abschloss. Sie trat 2010 und 2011 im griechischen Patras auf, performte 2011 in Essen "Aria" von John Cage und interagierte 2012 im römischen Chiostro del Bramante mit der Installation der Künstler Alessandro Fonte und Shawnette Poe.

2012 widmete ihr der griechische Komponist Nickos Harizanos mit "The Bells" ein überwiegend improvisatorisches Stück, im selben Jahr wurde sie als Sängerin und Stimmkünstlerin für das experimentelle Wagner-Projekt "Klanginsel" mit Kompositionen von Andres Bosshard ausgewählt, der seit 2005 Dozent an der Züricher Hochschule der Künste ist.

Zu ihrer neuen Performance kündigt sie an: "Erst bilden zwei pflanzliche Individuen ein Paar, dann immer mehr – bis am Ende jedes Individuum mit jedem verbunden ist. Die Paarbildung geschieht durch den Tausch von Blüten oder von anderen Bestandteilen der Individuen." Sie versuche vor allem "in Luft und Klang", die Pflanzen zu erfassen und das Vermählungsritual durchzuführen. Die Zeremonie sei "logisch, unlogisch, mehrdeutig".