Auf reges Interesse stieß das Symposium über die künftige Strahlentherapiepraxis in Horb. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Symposium: Anwendung in Tumor- und Krebsheilkunde / Experten referieren im Horber Steinhaus / Diskussionsrunde im Anschluss

Um die Strahlentherapiepraxis, die im ehemaligen Horber Krankenhaus im kommenden Jahr ihren Betrieb aufnehmen wird, ging es bei einem Symposium im Horber Steinhaus.

Von Peter Morlok

Horb. Die Strahlenpraxis wird voraussichtlich im März in Betrieb gehen, ursprünglich war es für Januar 2015 angekündigt worden. Derzeit wird das Herzstück dieser Therapieform, der Linearbeschleuniger, getestet und kalibriert (wir berichteten). Bei einem Symposium im Horber Steinhaus stellten die verantwortlichen Mediziner und Pflegekräfte des Tübinger Universitätsklinikums die Therapieform vor, die insbesondere in der Tumor- und Krebsheilkunde angewendet wird.

Michael Bamberg, der Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums, erinnerte in seinem Grußwort an die langen Vorbereitungsphasen, die Aufnahme des Krankenhauses Freudenstadt als Lehrkrankenhaus und die Kooperation, die schon lange mit den Krankenhäusern Landkreis Freudenstadt gGmbH besteht. "Wir kommen unserem damaligen Versprechen nach" unterstrich Bamberg, der maßgeblich an der Umsetzung des Projekts beteiligt war, nochmals seine Zusage, gerade hier in Horb, neben Sigmaringen und Reutlingen, einen weiteren Standort für die Strahlenbehandlung aufzumachen. "Wir sind damit ein großes finanzielles Wagnis eingegangen und hoffen, dass die niedergelassenen Ärzte unsere Strahlenpraxis nutzen".

Jürgen Schulze-Tollert, Chefarzt der Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Krankenhaus Freudenstadt, sprach vom Ende eines langen Wegs und freute sich, dass nun auch den Patienten aus dem Kreis eine heimatnahe Therapiemöglichkeit geboten wird.

Hohe Dosierung zerstört den Tumor

Warum eigentlich Strahlentherapie? Ist so was gefährlich? Wer wird bestrahlt? Auf diese Fragen gingen Daniel Zips, ärztlicher Direktor der radioonkologischen Universitätsklinik Tübingen, Arndt-Christian Müller, Oberarzt und Leiter des medizinischen Versorgungszentrums der radioonkologischen Uniklinik, und Fachkrankenpflegerin Aika Heinzelmann in kurzen Referaten ein. Daniel Zips erklärte, dass der Linearbeschleuniger, der mit hoher Dosierung den Tumor zerstört, bei rund der Hälfte aller bösartigen Erkrankungen eingesetzt werde und jeder zweite Krebspatient durch oder in Kombination mit dieser Behandlungsform geheilt werden kann. Auch zur Linderung von Schmerzen kann diese Behandlungsform eingesetzt werden.

Ein Team aus einem Arzt, einem Strahlenphysiker und zwei Röntgenassistenten nimmt die Anwendung, die zuvor in einer Tumorkonferenz von Spezialisten festgelegt wurde, vor. "Steht der Behandlungsplan, das sogenannte Planungs-CT, dann führen wir mit jedem Patienten vor der ersten Behandlung ein intensives Gespräch, in dem alle offenen Fragen geklärt werden", erläuterte Müller die nächsten Behandlungsschritte. "Der physikalische Bestrahlungsplan wird individuell erstellt, und der Patient muss neben der Anreise, da 90 Prozent aller Bestrahlungen ambulant erfolgen, ungefähr 15 Minuten Behandlungszeit pro Sitzung einrechnen. Davon sind in der Regel zwei Minuten reine Bestrahlungszeit".

"Bei einer Brustkrebserkrankung sollte man mit 25 bis 35 Bestrahlungstagen rechnen, eine Prostatakrebserkrankung kann bis zu 40 Sitzungen verlangen, und bei einem Darmkrebs schwankt die Strahlen-Behandlungsdauer zwischen fünf und 25 Sitzungen" nannte Müller ein paar Orientierungszahlen.

Keine Angst vor Verbrennungen

Beinahe jeder habe über Dritte schon von jemandem gehört, der schlechte Erfahrungen mit der Strahlentherapie gemacht habe, sagte Aika Heinzelmann. Man solle sich jedoch nicht von solchen Geschichten verrückt machen lassen. Denn inzwischen sei die Strahlentherapie so gut geworden, dass es keinen Grund zur Angst vor Verbrennungen gebe. Ihr Tipp, einfach alles wegzulassen, was die Haut ärgert, und die bestrahlte Haut keiner Sonneneinstrahlung auszusetzen, klang einleuchtend, und ihr Hinweis, dass lauwarmes Duschen inzwischen während der Zeit der Behandlung erlaubt sei, sorgte für Erleichterung.

Den Kurzvorträgen schloss sich eine Fragerunde an. "Horb hat diese Strahlentherapiepraxis verdient", war sich ein älterer Horber sicher. "Aber für welchen Preis bekommen wir diese Einrichtung", konterte ein Gesprächsteilnehmer, und meinte damit, dass es in Horb kein Akutkrankenhaus mehr gibt.