Die türkischen Gastschüler können sich auf eine spannende Woche freuen. Foto: Frank Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Zehn türkische Austauschschüler sind am Martin-Gerbert-Gymnasium für eine Woche zu Gast / Volles Programm

Die politische Lage in der Türkei und die Beziehungen des Landes zu Deutschland – von Entspannung kann hier derzeit nicht wirklich die Rede sein. Doch Horber Schüler setzen nach wie vor auf Vertrauen und kulturellen Austausch.

Horb. Sonnenschein, mehr als 20 Grad, Blumen blühen überall – als die türkischen Gastschüler aus Tekirdag zum Rathaus gehen, zeigt sich Horb von seiner besten Seite. Und wird dem Thema des Austauschs durchaus gerecht: Dieses Jahr steht das Programm unter dem Motto "Natur erleben und bewahren."

Der Austausch findet bereits zum achten Mal statt. Diesen Sommer sind zehn Schüler und drei Lehrer aus der Türkei zu Gast. Wie das diesjährige Motto entstand, erklärt die zuständige Lehrerin Claudia Beuter-Zimmermann: "Tekirdag liegt zwar am Meer, dort ist aber nicht viel Grün. Da das in Horb zum Glück anders ist, wollen wir dieses Jahr die Natur in den Vordergrund stellen."

Türkischer Crash-Kurs

Die Schüler der neunten Klasse des Martin-Gerbert-Gymnasiums waren bereits in der ersten Maiwoche an der türkischen Partnerschule. Wie bereitet man sich eigentlich auf so einen Aufenthalt vor? "Sechs Wochen vor Abflug treffen wir uns jeden Mittwochnachmittag, um etwas über die Türkei zu lernen. Dazu gehört auch ein Sprach-Crashkurs", berichtet Beuter-Zimmermann. Die Frage nach der aktuellen politischen Lage in der Türkei stellt sich da natürlich auch. "Wenn man nichts weiß, kriegt man nichts mit." – was nicht heißt, dass man sich der Situation nicht bewusst sei. Die türkischen Partner hätten sich sehr gefreut, dass weiterhin deutsche Schüler kommen wollen.

Im Rathaus angekommen begrüßte Oberbürgermeister Peter Rosenberger jeden Schüler persönlich und gab einige Informationen zur Stadt Horb, die sicher auch nicht allen deutschen Schülern so detailliert bekannt waren. Von den 25 000 Einwohnern in den 17 Ortsteilen und der Kernstadt berichtete Rosenberger, von der Nähe zu Stuttgart – "mittendrin im Hightech-Wirtschafts-Standort Baden-Württemberg", was für die Übersetzerin eine kleine Herausforderung darstellte – und welche Themen die Stadt derzeit bewegen. Darunter Klimaschutz, Kinderbetreuung und der Breitbandausbau – Rosenberger nahm das gleich als Anlass, die deutschen Schüler zu fragen, wie schnell denn das Internet bei ihnen zu Hause ist.

Auch die Partnerschaften der Stadt mit Orten in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Israel und Kamerun sprach der Oberbürgermeister an. Hier gebe es derzeit viele politische Komplikationen, seien es der "Brexit" oder die Katalanen, die von Spanien unabhängig sein wollen. Das Problem kenne man allerdings auch in Horb, wo es Einige gibt, die den Landkreis verlassen wollen", fügte Rosenberger lachend hinzu. Für den Schüleraustausch hoffe er, dass auch das deutsch-türkische Verhältnis besprochen wird. Horb sei schließlich eine weltoffene Stadt. 80 Nationen leben in der Neckarstadt und 300 Geflüchtete wurden aufgenommen. Die türkischen Schüler sollten nun den "Horber Geist spüren" und viele gute Eindrücke aus der Stadt mitnehmen. Zum Abschluss gab es noch ein Geschenk für den OB: Einen Brief vom Schulleiter der türkischen Partnerschule, Kugelschreiber, eine Broschüre zu Tekirdag sowie eine Tasche aus traditioneller, regionaler Handarbeit.

Ausflug in das Waldachtal

Für die Gäste steht nun noch viel auf dem Programm: Am Samstag geht es ins Freibad und zum Stadtbummel nach Nagold. Sonntag unternehmen die Gastfamilien etwas mit den Schülern, Montag steht ein Ausflug in den Europapark auf dem Programm. Am Dienstag fahren die Schüler nach Lützenhardt und wandern nach Vesperweiler. Dort findet eine Führung unter dem Motto "Holz: Vom Pflanzen des Baumes bis zur Säge" mit Besichtigung der Mönchhof-Sägemühle statt. Zum Abschluss wird gegrillt. Mittwoch geht es dann für die Schüler zurück in die Türkei.

Rosenberger zeigte sich in seiner Begrüßung zuversichtlich: "Die direkte Begegnung schafft Vorurteile ab."