Hinweisschilder gegen Müllferkel in mehreren Landessprachen gab es auf der Naturtreppe am Neckarufer zu bestaunen. Foto: Ganswind Foto: Schwarzwälder-Bote

Kurioses: Kreative Frustbewältigung am 1. Mai wegen Müllferkeln, Nordstetter Wohngebiet, Eutinger Kostenexplosionen und mehr

Maischerze können lustig sein oder total daneben. Sie können aber auch zu Protestaktionen genutzt werden.

Horb/Eutingen. Von diesen Protestaktionen gab es in Horb und Eutingen diesmal einige:

Schilder gegen Müllferkel

Die ersten, wenigen Frühlingstage in diesem Jahr haben es gezeigt: Turnierwiese, Inselspitze und Neckarufer werden mehr und mehr zur Partyzone – allerdings mit jeder Menge Müll und viel Lärm für die Anwohner. Eine Maischerz-Aktion auf der Turnierwiese, den Naturtreppen und der anliegenden Promenade ließ den Frust über die Müllferkel freien Lauf. Mehrere Schilder in verschiedenen Landessprachen weisen den Weg zum Abfalleimer. Ein Hinweisschild gibt dazu noch wichtige Informationen. Das Mitbringen und Konsumieren von Speisen und Getränken aller Art sei in diesem Bereich gestattet. Ausdrücklich erlaubt sei aber auch das Entsorgen von "Müll in einen oder mehreren der sechs städtischen Abfallbehälter auf der Uferpromenade". Die Maischerz-Aktivisten zeigen, wie offen und tolerant sie sind: Denn erlaubt sei auch das Abspielen von Musik, das Musizieren und das Singen. Unterzeichnet ist das professionell gestaltete Schild mit "Die Stadtverwaltung". Rechts in der Ecke steht: HTP. 1. Mai 2017. Im vergangenen Jahr gab es dieses Kürzel auch bei den kuriosen Wegschildern, die unter anderem nach Malle und auf den Mond führten. Diesmal beschäftigt sich "HTP" mit sehr irdischen Problemen.

Wohngebiet-Gegner

Auch in Nordstetten waren Protestler am Werk. Prominent an der Turnhalle wurde ein zweiter Maibaum aufgestellt. Allerdings sehr karg und schmucklos, dafür umso deutlicher in seiner Botschaft: Auf einem Schild steht "Nein zum Wohngebiet". Gemeint ist wohl das neu geplante Baugebiet "Lettengrube" in der Verlängerung der Schulstraße. Dort sollen 40 neue Bauplätze mit einer jeweiligen Fläche von 500 Quadratmeter entstehen. Das schmeckt wohl nicht jedem Nordstetter. Vielleicht deshalb, weil für manche die freie Sicht aufs Feld und auch ein Stück "Wohlfühloase" wegfällt? Ortsvorsteherin Edith Barth und einige Ortschaftsräte werden diese Botschaft sicher auf dem Weg zum Maifest in der Turnhalle gesehen haben.

Wohnen ohne Parken

Ein dreiteiliges Häuser-Ensemble soll in der Lindenbrunnenstraße in Bildechingen direkt auf der bisher freien Wiese neben dem neuen Dorfplatz – das sogenannte Zink-Areal – entstehen. Ein Baukörper, der in 16 bis 17 Einheiten Platz für neues Wohnen bieten soll (wir berichteten). Dieser Plan hat nun einige Angrenzer im Bereich Lindenbrunnen/Hartmannstraße auf den Plan gerufen, die per Großplakat, das gut sichtbar angebracht wurde, ihren Protest gegen diese Art der Bebauung kundtun. "Bauen ja – Aber: Keine 16 Wohnungen und keine 14,50 m Höhe. Die Angr." kann man in großen weißen Lettern auf schwarzem Grund lesen.

Im Wesentlichen soll wohl auf die angespannte Parksituation vor Ort hingewiesen werden. Die Art der Parkraumgestaltung wurde bereits bei der Projektvorstellung vom stellvertretenden Ortsvorsteher Edwin Zimmermann hinterfragt, und die Argumentation, dass man mit Stapelgaragen, die in einem Parkhaus untergebracht sind, die Parkraumsituation abfedert, wurde von Ortsvorsteher Ulrich Beuter ebenfalls kritisch gesehen. Ansonsten würde sich der Bau, der im Vorfeld vom Bauträger und den Verantwortlichen der Stadtverwaltung in mehreren Gesprächen intensiv beraten wurde, gut ins Ortsbild fügen, so Edwin Zimmermann, der in einem Telefonat anfügte, dass auch die von den Protestlern kritisierte Höhe von 14,5 Meter nicht wirklich ein Punkt sei, die gegen diese Art der Bebauung spricht. "Der Adler ist 15 Meter hoch und das ›Volzhaus‹ direkt gegenüber noch höher." Auch Baufachmann und Ratsmitglied Eckhard Schäffner stellte fest, dass der Bau sich sehr gut in das Gesamtbild der Lindenbrunnenstraße einfügt.

Müll-Dep(p)onie

So richtig dürfte sich der Besitzer der "Müll-Dep(p)onie" in der Lindenbrunnenstraße über diesen Liebesgruß aus der Bevölkerung zum 1. Mai nicht gefreut haben, denn schon zur Mittagszeit war von der nächtlichen Aktion nichts mehr zu sehen. Als ernst gemeinter "Maischerz" hängten verärgerte Bewohner dem Gehweg-Boykotteur (wir berichteten mehrmals über ihn) ein Spruch mit folgendem Text an die Einfahrt zur Scheuer: "Der Gehweg ist ein feiner, nur laufen soll hier keiner. Denn das ist mein Revier – ich bin der Assi hier." Und groß daneben stand: "Müll›Depp‹onie – Müll hier abladen." Nicht nur Gegner von Bauvorhaben geben im "Protestanten-Dörfle" Bildechingen ihre Meinung per Großaushang kund, sondern die Bürger wehren sich auch gegen Leute, die ihr Verständnis zum Recht auf Eigentum auf ziemlich eigenwillige Art demonstrieren.

Rohrdorfer Mautstation

Auch in der Gemeinde Eutingen durfte der Protest nicht fehlen. Scherzkekse haben eine Mautstelle an der "heimlichen Hauptstraße Rohrdorfs" aufgestellt. Es handelt es sich um die Verlängerung der Schwalbenstraße in Richtung A 81. Es ist ein asphaltierter Feldweg, der zur inoffiziellen Anschlussstelle "Rohrdorf-Ost" führt. Insider berichten, dass dieser illegal als Zufahrt auf die Autobahn genutzt wird. Nun sehen die Errichter dieser Mautstelle offenbar eine Möglichkeit, um Geld für die klamme Gemeinde zu erwirtschaften. Nicht zuletzt das lang andauernde, kostenintensive Thema "Eutinger Mauer" oder die Kostenexplosion beim Ziegenstall haben für Löcher in der Gemeindekasse gesorgt. Auf einem Leinentuch neben der Mautstelle steht "Autobahn-Zufahrt Gebühr 3,50 €; Für Ziegenstall + Eutinger Mauer legen wir uns hier auf die Lauer".

Je nach Erfolg dieser Maßnahme werde eine solche Mautstelle auch beim Friedhof Weitingen errichtet, informieren die Maischerz-Verantwortlichen unsere Zeitung. Dort führe ebenfalls ein Feldweg zur "Anschlussstelle Rohrdorf-Ost". Nachdem der Schwarzwälder Bote am Sonntag bereits online berichtete, bekam er eine Mail: "Die Nachricht über die Mautstelle zog bislang einige Schaulustige an. Es konnte beobachtet werden, dass die Kfz-Lenker mit der Abgabe einer Maut bislang offenbar einverstanden sind. Zusammenhängend mit einer möglichen Errichtung einer weiteren Mautstelle in Weitingen ergaben erste Hochrechnungen, dass die Gemeinde Eutingen im Gäu in zirka drei Jahren schuldenfrei sein könnte. Das wäre doch mal eine Klasse Überschrift, oder?"

Vorwahl-Frust

Ihrem Ärger über abweichende Telefon-Vorwahlen machten sich die Bürger im neuen Baugebiet "Seite" in Weitingen in der Maiennacht auf humorvolle Art Luft. Wie berichtet, hat man in der Weitinger "Seite" die Eutinger Vorwahl 07459 und muss jedes Mal die Vorwahl 07457 eingeben, wenn man jemanden in Weitingen – direkt auch gegenüber in der Austraße – anrufen will, und natürlich umgekehrt bei Anrufen aus dem Ort. So entstand die Idee, dass hier eine professionelle Ortstafel aufgestellt werden muss, die auf der einen Seite das Ortsende von Weitingen verkündet, auf der anderen Seite die neue Ortschaft "Weutingen im Gäu" ankündigt – ein Kunstwort aus Weitingen und Eutingen.

Gegen den Ausverkauf

Der Eutinger Schelladralle am Narrenbrunnen ist vorbereitet und beim Rathaus findet sich ein kleines Zelt. Mit diesem Maischerz spielten die Unbekannten den schnellen Ausverkauf der diesjährigen Fleckafasnetkarten an. Denn bereits vor dem offiziellen Verkaufsbeginn hatte sich eine lange Schlange gebildet. In großen Mengen wurden die Karten für den beliebten Fasnetsabend gekauft. Einige Eutinger bekamen keine mehr, weshalb traurige Gesichter bereits nach kurzer Zeit des Verkaufsbeginns zu sehen waren. Ideen, wie diesen geholfen werden kann, wurden zahlreiche gesammelt. "Stellt ein Zelt vor dem Eutinger Rathaus auf, na könnet ihr schon vorher da übernachten", hatte Büttel Marc Creuzberger ins einer Rede gefordert. Dieses Thema wurde nun im Maischerz umgesetzt: Ein kleines Zelt in Form einer Strandmuschel aufgestellt, mit der Aufschrift: "Des passiert uns nemme".