"Mit der Kettensäge wäre das Ansägen ja langweilig", sagt Thomas Putze – und greift stattdessen zum Fuchsschwanz. Foto: Hopp

Stuttgarter Künstler Thomas Putze verwandelt Turnierwiese im Rahmen des Mini-Kultursommers in Schniter-Werkstatt.

Horb - Er zeigt auf ein Foto: "Wagenhallen, Tor 17. Der im ganzen Schrott bin ich." Der Stuttgarter Künstler Thomas Putze ist der Schnellste beim Bildhauersymposium. Und bisher der lustigste Teilnehmer.

Beim Ansägen unten auf der Turnierwiese ist er zu Fuß als erster am Platz. Geht noch mal kurz für kleine Königstiger, dann geht er zum Wagen. Kollegen, Kuratoren und das Stadtoberhaupt erscheinen. 

Putze greift sich einen Fuchsschwanz, geht an den Stamm mit geschätzt einem Meter Durchmesser: "Mit der Kettensäge wäre das Ansägen ja langweilig." Klar, dass da gleich gute Laune aufkommt bei Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger, Agnes Maier, Katrin Kinsler und dem Symposiums-Leiter Josef Nadj. 

Auch Suzann El-Abboud, Timm Kregel, Jonathan Ofek und Ortrud Sturm sägen kräftig mit dem Fuchsschwanz – die anderen vier Künstler, die ab heute auf der Turnierwiese am Schnitzen, Sägen und Gestalten sind. Symposiums-Leiter Nadj gibt das Motto vor: "Künstler ansprechen ist ausdrücklich erlaubt und erwünscht. Vielleicht nur nicht, wenn sie gerade mit der Kettensäge am Arbeiten sind."

Vorne auf dem Stamm: Das erste Kunstwerk, das der Stuttgarter Künstler schon geschaffen hat. Ein gespaltener Ast, mit Fuchsschwanz zu einer menschenartigen Skulptur zurechtgeschnitten. Archaisch, aber es funktioniert. 

Neben dem Stamm: Ein Baum, ausgehöhlt. Zwischen dem Holz ist eine alte Blechmülltonne eingeklemmt. Darauf ist die Nummer 87 gemalt. Putze: "Mein Großvater wäre dieses Jahr 87 Jahre alt geworden. Deshalb habe ich diese Mülltonne bei ›eBay‹ ersteigert, um daraus hier in Horb was zu machen."

Überhaupt: Horb inspiriert ihn. Putze: "Wenn ich das Belle Arti so sehe, da würde mir auch spontan was zu einfallen. Mal ist es rot angemalt, mal schwarz. Und jetzt so komisch eingekästelt." Putze – Performancekünstler und offenbar blitzschnell dabei, seine Einfälle umzusetzen. 

OB Peter Rosenberger hatte zuvor im Bürgerkulturhaus die Begleitausstellung zum Bildhauersymposium eröffnet und die fünf Künstler begrüßt: "Auf der Turnierwiese am Neckarufer ist Leben. Das passt hervorragend zusammen. Ich hoffe für Sie, dass sie dort unten tolle Impulse bekommen – wir wollen tolle Gastgeber sein."

Symposiums-Leiter Josef Nadj ist froh, dass ein neuer, ganz wichtiger und elementarer Sponsor dazugekommen ist. Bisher unterstützten Landkreis Freudenstadt, Art Regio Stiftung der Sparkassenversicherung, Kreissparkasse, Dölker, OEW und Hochdorfer die Aktion. Nadj: "Kurzfristig ist auch noch die Firma Stihl mit dabei. Klasse, denn Kettensägen sind genau das richtige für das Symposium." Denn: Jeder der fünf Künstler hat sich einen Baumstamm ausgesucht.

Suzann El-Abboud (Syrien) zeigt eine Metallskulptur, auf der Babygesichter ineinander verschmelzen. Sie sagt: "Das ist mein Konzept für die Holzarbeit. Ich möchte damit Deutschland Danke sagen." Barbara Staudacher und Heinz Högerle haben durch ihre Kontakte zu Israel den Bildhauer Jonathan Ofek nach Horb gebracht. Er hat Zeichnungen mitgebracht. Zu sehen: Finger und Hände. Er plant einen "Zeigefinger" für die Turnierwiese in Horb.

Ortrud Sturm aus Rödermark – sie ist eine Bekannte der ehemaligen Künstlerhaus-Bewohnerin Monika Golla (jetzt: Eleven, Starzach-Börstingen). Sie freut sich nicht nur über den internationalen Austausch mit der Syrerin und dem Israeli: "Das hatte ich noch nicht auf einem Bildhauersymposium." Sie plant, in der Mitte ihres Stammes die Würfel-Stapelung als Skulptur zu starten.

Und Timm Kregel? Der Thüringer beschäftigt sich mit der Verbindung zwischen Metall und Holz. Er hat schon ein Stück Alu-Guss vorbereitet und sagt: "Organisches. Wachstum. Wandel." 

Fünf völlig verschiedene Künstler. Kettensägen ohne Ende. Sieht so aus, als ob die fünf Künstler, die seit gestern auf der Turnierwiese arbeiten, ein weiteres Highlight des "Mini-Kultursommers" in Horb sind.

Das Bildhauersymposium auf der Turnierwiese (8 bis 22 Uhr) ist noch bis Donnerstag, 7. Juli, zu sehen.