Eine Mensa voll aufgeregter Sechstklässler, eine große Zahl Ehrengäste und zwei Mädels auf den Promiplätzen, denen der OB vorher die Sicht versperrte: So begann "Heiß auf Lesen". Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Landesweite Aktion "Heiß auf Lesen" startet mit Veranstaltung in Horb / Schüler sollen mehr Lust auf Bücher bekommen

Was vor sieben Jahren unter dem etwas sperrigen Begriff "Leseförderaktion der Fachstelle der öffentlichen Bibliotheken im Regierungsbezirk Karlsruhe" ins Leben gerufen wurde, um Kindern von 10 bis 13 Jahren Spaß am Lesen zu vermitteln, heißt inzwischen schlicht "Heiß auf Lesen".

Horb. Und das gibt es in vielen der 1101 Städte und Gemeinden von ganz Baden-Württemberg. Landesweiter Startschuss für die diesjährige Aktion war bereits am 10. Juli, doch am gestrigen Mittwoch stieg man mit einer sogenannten Kick-Off-Veranstaltung auch im Bezirk des Regierungspräsidiums Karlsruhe mit ein.

Horb durfte in diesem Jahr die Eröffnungsveranstaltung, die in der Mensa des Schulzentrums auf dem Hohenberg stattfand, ausrichten. War es in den zurückliegenden Jahren eher eine One-Man-Show von Oberbürger meister Peter Rosenberger, der als Papa von drei Kindern ein prima Vorleser ist, so war gestern allerlei Prominenz vor Ort. Allen voran Regierungspräsidentin Nicolette Kressl und zwei Repräsentanten ihres Hauses, doch auch OB Rosenberger, Raiffeisenbank-Vorsitzende und Sponsor Harald Queisser, Robert Hermann, Fachbereichsleiter Bürgerdienste, und die Leiterin der Horber Bücherei, Monika Bauer. Zudem sah man Kristina Sauter als Vertreterin des Fördervereins der Bücherei ebenso wie die Rektoren Götz Peter und Heiner Kist. Zielgruppe und deshalb auch die Hauptpersonen dieser Veranstaltung waren jedoch die Sechstklässler aller Horber Schulen.

Obwohl es eigentlich für alle Schüler eine unvergessliche Veranstaltung werden sollte, werden sich zwei Mädels noch lange an diese Doppelstunde erinnern. Sie moserten eine bisschen herum, dass sie, direkt hinter Rosenberger sitzend, nichts mehr sehen würden, und prompt stand das Stadtoberhaupt auf und gab seinen Platz direkt neben der Regierungspräsidentin für die zwei Mädels frei. Er selbst setzte sich in die zweite Reihe, und so war das Sichtproblem locker gelöst. Das dachten zumindest die beiden jungen Damen, doch hatten sie die Rechnung ohne Rosenberger gemacht. Als er um ein Grußwort gebeten wurde, holte er die beiden Schülerinnen mit auf die Bühne, drückte ihnen das Mikro in die Hand und stellte fest: "Ihr sitzt auf meinem Platz, dann macht bitte auch meinen Job." Peinlich, doch zu einem verlegenen "Hallo zusammen" reichte es doch noch. Rosenberger half dann aus und empfahl den Schülern, in den Sommerferien zu lesen. "Da läuft euch der Akku nicht leer, und mit dem Buch kann man notfalls auch dem Nebenmann eine überbraten, ohne dass es kaputt geht", so die (nicht ganz ernst gemeinten) Tipps vom OB. Auch seine Frage: "Wer geht von euch regelmäßig in die Stadtbücherei" sorgte für Gelächter.

Als Moderator Frank Sommer jedoch später fragte, wer heute schon in seinem Smartphone gelesen habe, da schnalzten alle Hände nach oben. Monika Bauer wertet das Fördern von Lesespaß gar als Bildungsauftrag, denn gerade die Leseförderung sei wichtig für die Bildungs- und Chancengleichheit. Dies sei mit ein Grund, warum sich im Regierungsbezirk Karlsruhe in diesem Jahr auch 20 Bibliotheken an der Aktion "Heiß auf Lesen" beteiligen.

Die Regierungspräsidentin ging bei dieser Eröffnungsveranstaltung mit allerbestem Beispiel voran. "Lesen ist ein wichtiger Baustein, um später an gute Jobs zu kommen", teilte sie ihren Zuhörern mit und las ihre Begrüßungsrede wahrscheinlich deshalb komplett vom Blatt ab. "Man muss es nicht auswendig können, sondern nur wissen wo’s steht", so das Fazit zu dieser "Ablese-Aktion".

Zu interessanten Leseexperimenten holte sich der Moderator im zweiten Teil der Präsentation Schüler auf die Bühne. Auch die Präsidentin und Robert Hermann durften gemeinsam eine kurze Geschichte vorlesen und outeten sich als versierte Leser.

Insgesamt richtete sich der Fokus dieser Vorlese-Stunde darauf, dass die Lust der Schüler weg vom Smartphone hin zum guten, alten Buch gelenkt werden soll.

Ob’s gelang, das zeigt sich nach den Sommerferien, wenn die Wertungskarten für die "Heiß auf Lesen"-Aktion ausgewertet werden. Ab drei gelesenen Büchern gibt es sogar eine Urkunde, und alle Teilnehmer nehmen bei der Abschlussparty Ende September an einer Verlosung teil. Attraktive Preise warten hier auf die jungen Leser.

Auch, wer noch keinen Leseausweis der Horber Bibliothek hat, kann mitmachen, denn die Teilnahme ist kostenlos. 140 ganz besondere "Heiß aufs Lesen"-Bücher werden in der Stadtbücherei auf dem oberen Marktplatz bereitgestellt, verriet Monika Bauer zum Abschluss der Veranstaltung.

Insgesamt wurden bei der letzten Aktion über 14 000 Bücher ausgeliehen, so eine bemerkenswerte Information, die zeigt, dass das gute, alte Buch immer noch seine Fans hat.

Weitere Informationen: www.s.fachstelle.bib-bw.de/angebot/ak_heissauflesen.html