Johanna Haiss mit einem Plakat des Films "Schools of Trust", der auch bei der Informations­veranstaltung gezeigt wird. Foto: Frank Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Johanna Haiss möchte eine freie Schule am Oberen Neckar gründen / Auch Horb wäre möglicher Standort

Eine Schule, zu der die Schüler gerne gehen, weil sie frei entscheiden können, was sie lernen und wann sie es lernen? Das ist das Ziel von Johanna Haiss. Am Donnerstag, 19. Oktober, ist eine Informationsveranstaltung zu dem Thema in Horb.

Horb. "Man muss nur den richtigen Raum schaffen, wo die Kinder dann eigenständig lernen", ist Johanna Haiss, Erzieherin, Sozial- und Erlebnispädagogin und Mutter aus Fischingen, überzeugt. Sie möchte eine freie, demokratische Schule im Raum Oberer Neckar gründen.

"Frei" und "demokratisch" klingt prinzipiell positiv, aber was genau macht solche Schulen aus? Haiss erklärt: "Die Kinder bestimmen selbst, was sie lernen und wann sie es lernen. Jeder Schüler hat seinen individuellen Wochenstundenplan. Gelernt wird sowohl allein als auch in wechselnden Gruppen, fächerübergreifend und altersgemischt. Wichtig ist aber auch, dass die Schüler ihre eigenen Interessen verfolgen und sich Inhalte aneignen, die ihnen persönlich wichtig sind." Kinder würden an einer freien Schule auch lernen, sich besser zu strukturieren.

Haiss ist überzeugt, dass Kinder beim Lernen gute Vorbilder und einen respektvollen Umgang brauchen. An der Schule, die sie gerne gründen würde, soll es nicht nur einen Lehrer für circa 30 Kinder geben, sondern ein sogenannter "Lernbegleiter" soll sich nur um ungefähr zehn Kinder kümmern. Ob alles "ganz frei" sein oder es doch ein wenig Struktur geben soll, da hat sich Haiss noch nicht festgelegt. "Um Kinder zu begleiten, braucht man nicht zu studieren", fügt die Sozialpädagogin hinzu. Dennoch müssten einige Lehrer mit dem zweiten Staatsexamen an der Schule arbeiten, damit sie vom Regierungspräsidium genehmigt werden würde.

Haiss kam auf das Thema, als sie den Kongress "Attachment Parenting" in Hamburg besuchte, bei dem auch der Regisseur des Films "Schools of Trust", Gymnasiallehrer Christoph Schuhmann, anwesend war. In dem Film wird beleuchtet, wie eine neue, freiere Schulform aussehen könnte. Die engagierte Fischingerin denkt nicht, dass Kinder bestimme Eigenschaften haben müssten, um auf eine demokratische Schule zu gehen – aber die Eltern müssten ihren Kindern 100 Prozent Vertrauen entgegenbringen.

Haiss habe oft bemerkt, sagt sie, dass Kinder an Regelschulen der Unterricht sehr schnell keinen Spaß mehr macht. Sie möchte erreichen, dass Kinder wieder gerne zur Schule gehen, dass sie Freude am Lernen haben, das erarbeitete Wissen nicht nur für die nächste Klassenarbeit brauchen, sondern mit ins Leben nehmen, und Verantwortung und Selbstständigkeit lernen. Auf Informationsveranstaltungen will Haiss nun weitere Interessenten finden, um dann im Gemeinderat in Horb, Oberndorf oder Sulz – je nachdem, wo die meisten Interessenten sind – ihr Anliegen vorzutragen.

Weitere Informationen: Die Informationsveranstaltung in Horb findet heute, 19. Oktober, um 19 Uhr im Familienzentrum statt. Auch Vertreter der Initiative "Freie Schule Zollernalb" sind dabei, die eine demokratische Schule im Zollernalbkreis gründen möchte. Weitere Informationstermine sind am Dienstag, 24. Oktober, um 19.30 Uhr in Oberndorf (Volkshochschule) und am Dienstag, 14. November, um 19 Uhr in Sulz (Bürgersaal im Rathaus).