Das Leonard-Cohen-Project wurde zum Erfolgskonzept von Jürgen Gutmann und seinen Mitmusikern Thomas Schmolz (links) und Manuel Dempfle (rechts). Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Gitarren-Duo tritt im Dettinger "Adler" auf / Unplugged-Erlebnis für die Besucher / Textpassagen übersetzt

Horb-Dettingen. Die Gitarristen Manuel Dempfle und Thomas Schmolz traten zusammen mit ihrem Frontmann und Sänger Jürgen Gutmann im Dettinger "Adler" von Sigi Hellstern auf. Mitgebracht hatten sie Lieder des unlängst verstorbenen kanadischen Musikers und Schriftstellers Leonard Cohen.

Zu Cohen fällt einem immer zuallererst "Halleluja" ein. Ein Lied, das der Künstler bereits 1984 veröffentlichte und das mehr als 20 Jahre still vor sich hin dümpelte, bevor es von jeder Blaskapelle und jedem Schlagersternchen durch die musikalische Mangel gedreht wurde.

Auch seine schmerzlichen Erinnerungen an Suzanne Verdal, die einfach instrumentiert und spärlich interpretiert bereits auf der ersten Platte des Kanadiers 1967 als "Suzanne" erschien, bleibt in kollektiver Erinnerung. Im "Adler" wurde zwar nicht geschwoft, doch bei dieser Melodie summten Viele mit.

Jürgen Gutmann war bereits als 17-Jähriger von der einfachen, irgendwie traurig klingenden, minimalistisch arrangierten und instrumentierten Art des Kanadiers begeistert. "Ich hatte zwar keine Ahnung, was der da singt, doch ich habe seine Botschaft gefühlt", erinnert sich Gutmann weit an seine Anfänge als Amateurmusiker zurück. Er wurde vom "Cohen-Fieber" gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen. 2013 realisierte er zusammen mit den beiden anderen Gitarristen seinen Traum von der gemeinsamen Produktion des "Leonard-Cohen-Projects".

Als Arbeitstitel für ihr Projekt wählten sie passenderweise den Titel eines Studio-Albums aus dem Jahr 1971, auf dem Cohen seine Lieder "Songs of Love and Hate" (Lieder über Liebe und Hass) nannte und damals schon seine Marschrichtung durch seinen 50 Jahre andauernden Trip durch die Singer/Songwriter-Welt bekannt gab.

In diese frühe Phase von Cohen nahm das Trio seine Zuhörer im gut besuchten Adler-Saal mit. Jürgen Gutmann, der sein Idol oft live erlebte, ließ seine Zuhörer freundlicherweise nicht nur mit den Songs allein. Nein, er wusste zu jedem Lied eine Geschichte, kannte Storys, die sich um den Kanadier rankten, übersetzte Textpassagen und öffnete durch dieses Hintergrundwissen ein Tor in die geheimnisumwitterte Welt des Leonhard Cohen.

Drei sauber gespielte, akustische Gitarren, der Verzicht von viel technischem Schnickschnack bei der elektrischen Gitarrenverstärkung und an der Gesangsanlage brachte den authentischen Sound der Lieder zur Geltung, denn gerade die frühen Aufnahmen kamen ohne große orchestrale Begleitung aus. Sie waren maßgeblich von der markanten Stimme und der Gitarrenbegleitung Cohens geprägt – und genau das brachten die drei Remstäler mit in den Schwarzwald. Lied, Instrument und Stimme – mehr nicht.

Der Gig des "Leonard-Cohen-Projects" wurde so zum echten Unplugged-Erlebnis für die Konzertbesucher und kaum einer wunderte sich darüber, dass das Trio, dass vor gut drei Jahren mit dem Plan antrat bis zu sechs Auftritte im Jahr zu spielen, in diesem Jahr schon 30 Auftritte auf ihrem Programm-Zettel stehen hat.

Was die drei spielten, das war eine Hommage an einen ganz Großen der neueren Musikgeschichte. Eine Verbeugung vor einem Mann, der Melancholie und Schwermut durch seine Musik zu einem erstrebenswerten Lebensgefühl machte. Und das "Adler"-Publikum dankte es mit frenetischem Applaus.