Bei einem Ortstermin in Dießen stellte das Regierungspräsidium Karlsruhe seinen Managementplan "Natura 2000" für die Horber Neckarhänge vor. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Dießener Tal mit Seitentälern ist Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten / Referat Naturschutz stellt Planung vor

Von Eberhard Wagner

Horb-Dießen. Das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe mit der Leiterin Kerstin Arnold des Referats Naturschutz und Landschaftspflege stellte am vergangenen Donnerstag in Dießen während einer Exkursion über Wiesen und Magerrasen rund um Dießen den Managementplan für das FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) "Horber Neckarhänge" vor.

Mit dabei war auch das beauftragte Planungsbüro "Naturplan" aus Darmstadt mit Christoph Vogt-Rosendorff sowie Vertreter der Stadt Horb (Bürgermeister Jan Zeitler) und Margarete Fuchs (LWA Horb/Freudenstadt). Ortsvorsteher Fridolin Weckerle (Dießen) kann sich glücklich schätzen, denn das "Dießener Tal mit Seitentäler" steht nicht nur unter Naturschutz, sondern beherbergt auch genau jene Lebensraumtypen wie die "magere Flachlandmähwiese" oder die "Kalktuffquelle", die für das Gebiet Natura 2000 geradezu ideal sind.

Die naturnahe Ausprägung des Dießenbachs mit seiner Vegetation ist ein weiteres Merkmal eines solchen Gebietes. Außerdem beherbergt Dießens Kirche mit dem Großen Mausohr eine Fledermausart, die Schmetterlingsart Spanische Flagge flattert in der Au des Dießenbachs.

Im Jahr 2013 wurde mit der Kartierung eines Entwicklungsplans begonnen, der in einen Managementplan Natura 2000 mündet. Arnold erklärte den zahlreichen Interessierten, dass dieser Plan mit rein fachlichen und wissenschaftlichen Fakten erstellt werde.

Hierbei würden weder wirtschaftliche Interessen noch Gemarkungsgrenzen von Gemeinden eine Rolle spielen. Und genau hier sehen Landwirte wie Ferdinand Kreidler (Haidenhof) oder Gerhard Faßnacht (Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Freudenstadt) Probleme. OV Weckerle selbst steht, auch wenn er die Notwendigkeit des Naturschutzes unbedingt einsieht, den Landwirten zur Seite: "Natur- und Landschaftsschutz kann nur in Gemeinsamkeit gelingen", sagte er. Faßnacht konkretisierte: "Wir werden viel zu wenig an den Entwicklungsplänen solcher Gebiete beteiligt – das ist eine Vogel-friss-oder-stirb-Methode."

Natürlich wird dies von den Fachbehörden oft anders gesehen, wie Rosendorff zugeben musste: "Der Erhalt und die Entwicklung solcher Gebiete sind zwei unterschiedliche Sachen. Trotzdem kann der Erhalt von Schutzgut vorrangig sein." So muss der landwirtschaftliche Nutzen in Einklang mit dem Erhalt des natürlichen Lebensraums gebracht werden.

Das heißt im Klardeutsch, dass alles geschützt werden muss, was auf der Liste der schützenswerten Güter steht. Das weitreichende Netz von Schutzgebieten "Natura 2000" ist europaweit gespannt. Insgesamt gibt es hier bereits 27 000 FFH-Gebiete, was 18 Prozent der Landfläche entspricht. Deutschlandweit sind 4600 FFH-Gebiete ausgewiesen (14 Prozent), in Baden Württemberg gibt es immerhin schon 350 solcher Gebiete (17 Prozent). Mit dem Managementplan "Horber Neckarhänge" werden die Naturschutzgebiete Kugler Hang, Wertwiesen, Osterhalde sowie Dießener Tal mit Seitentäler in ein Natura 2000 Gebiet zusammengefasst.

Jederzeit, so Kerstin Arnold, sei sie bereit, in öffentlichen Informationsveranstaltungen den Bürgern und Landwirten Einzelheiten des Managementplans vorzustellen.