Der Frankfurter Gitarrist Tillmann Steitz konzertiert in der Mühlener Remigiuskirche. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Saitenvirtuose Tilman Steitz begeistert mit Technik / Erklärungen zu Entstehung der Stücke

Manchmal hat man einfach Glück: Zwei Dutzend Besucher hatten am Donnerstagabend das Glück, einem außergewöhnlichen Gitarristen bei seiner bewundernswerten Handarbeit zuschauen und zuhören zu können.

Horb-Mühlen. Der Frankfurter Musiker Tilman Steitz hinterließ in der Remigiuskirche, der evangelischen Kirche von Mühlen, eine Spur seines Könnens.

Steitz hat an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt klassische Gitarre studiert hatte ein Aufbaustudium am Hochschen Konservatorium in Frankfurt als Jazzgitarrist weiterqualifiziert.

Für seine Auftritte braucht er nicht viel: einen Stuhl, eine seiner handgemachten Meistergitarren aus dem Gitarrenatelier von Dieter Hopf und ein Publikum, das zuhört, das reicht dem Virtuosen.

Kirchengemeinderat Heiko Meixner stellte den Künstler vor Konzertbeginn kurz vor. Danach gehörte der Abend den Klangmalereien Südamerikas. Der Konzertgitarrist nahm seine Zuhörer gleich im ersten Stück mit nach Brasilien. Er entführte sie mit einer Komposition von Garoto, einem brasilianischen Musiker, auf einen Platz, der irgendwo in einem Dorf im warmen Licht des ausklingenden Tages zu liegen schien. Dort saßen die jungen Männer des Dorfes und spielten für ihre Señoritas eine Art von Serenade, so die Vorstellung des Zuhörers. Das, was scheinbar mehrere Gitarristen gleichzeitig spielten, dass zauberte Steitz allein als Klangbild in den Raum.

Er arbeitete dabei technisch auf so hohem Niveau, dass man schon allein vom Hinsehen einen gefühlten Krampf in die Griffhand bekam. Es war Fingerakrobatik auf Weltniveau, und selbst für Laien war sehr schnell klar, dass man allein mit täglichem Üben nie und nimmer eine solche Meisterschaft erreichen kann. Da gehört mehr als Talent und Begabung dazu. Eric Clapton hat es in seiner Biografie so formuliert, dass man erst dann ein großer Gitarrist werden könne, wenn man die Physik des Instruments, seinen Aufbau und seine Seele begriffen habe. Steitz ließ seine Zuhörer erahnen, was Clapton damit meinte.

Was er ablieferte, war ein Feuerwerk voller Tempo und Lebensfreude. Eine Demonstration lateinamerikanischer Rhythmen und Klangfarben, geboren aus dem Spiel mit den sechs Saiten seines Meisterinstruments.

Beim "Campana de sonido de las montañas", dem Glockenklang der Berge, jagte ein Flageolett das andere, um so den Glockenklang in die Melodie mit einzubinden. Und bei "Aquarella de Brasilia" skizzierte der Musiker alle Farben Brasiliens mit seinem Instrument.

Aber nicht nur die klassischen Melodien der Brasilianer, sondern auch den Bossa Nova hatte der Künstler im Gepäck. Sie füllten das kleine Kirchlein mit swingendem Wohlklang. "Bossa Nova mit seinen klaren Linien, seinem schlichten Ausdruck und seinem ästhetischen Aufbau, ähnlich dem Jazz, war damals musikalisch eine Revolution" erklärte der Künstler zwischen den Instrumentalblocks zur Musikrichtung aus den 1950er-Jahren. So transportierte er viel Wissenswertes zur Entstehungsgeschichte der Kompositionen.

Neben modernen Standards lateinamerikanischer Gitarrenmusik hatte Steitz auch Klassik in seinem Repertoire. "Suite Popolar de Brasil" hieß eines dieser Meisterwerke, die Gitarre klang dabei phasenweise wie eine Zither.

Zum Abschluss des Konzerts nahm der Künstler seine Zuhörer mit dem poetischen Lied "La Mentos Moros" mit auf einen Besuch in die Elendsviertel von Buenos Aires. Mit der Zugabe machte man gemeinsam noch einen Abstecher nach Venezuela.

Es war eine beglückende Reise auf den Flügeln der Musik, zu der Tilman Steitz die Menschen mitnahm. Sie dankten es ihm mit viel wohlverdientem Applaus.