Lachendes und weinendes Auge: Klaus Graf, Christina Hertweck, Peter Silberzahn, Joachim Milles, Klaus Konrad und Christof Kreidler freuen sich zwar darüber, dass die Arbeiten an der Stiftskirche bald abgeschlossen sind. Die enorme Kostensteigerung ist dagegen keinem recht. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder-Bote

Sanierung: 215 000 statt 125 000 Euro: Fördergemeinschaft muss fast doppelt so viel Geld einbringen

Von Jürgen Lück

Kostenschock bei der Renovierung der Horber Stiftskirche: Sie wird 900 000 Euro teurer als geplant. Die katholische Gemeinde appelliert an die Bürger: "Lasst uns nicht im Stich!"

Horb. Eigentlich sollte die Sanierung der Stiftskirche gut 1,7 Millionen Euro kosten. Jetzt steigen die Kosten auf 2,6 Millionen Euro.

Das Drama um die Stiftskirchen-Renovierung – es begann ungefähr Ende Oktober, erinnert sich der Horber Architekt Christoph Kreidler. Er sagt: "Wir haben begonnen, das Dach im Chor zu sanieren. Wir haben das Dach schrittweise geöffnet. Nach und nach entpuppte sich der Zustand als immer schlimmer: Viele Balken waren sozusagen weggegammelt." Von Baufeld zu Baufeld wurde es nicht besser. Der Statiker mahnte, unbedingt die Konstruktion neu zu machen und die Balken zu ersetzen oder aufzudoppeln. Kreidler: "Wir haben vorsichtig zwölf Meter lange Sparren von oben reingeschoben, um die Konstruktion tragbar zu machen. Dazu wurden Spannstangen aus Metall eingebracht, damit die Kuppel nicht wegrutscht."

Auch bei der Sanierung des 50 Meter hohen Kirchturms wurde es nicht besser mit den bösen Überraschungen. Kreidler: "Das Holz war da, wo es nach außen an die Mauer stößt, komplett abgefressen. Wir mussten hier in der Spitze auf 140 Quadratmetern alles komplett erneuern – und mit 16 Tonnen Ziegeln vermauern. Damit der Glockenstuhl darunter fest sitzt."

Die Schäden – im Turm liegt es wohl an der Attika. Sie ist nicht dicht und hatte dafür gesorgt, dass das Wasser eindringt und nach oben steigen kann.

Schäden hätte man vorher nicht abschätzen können, sagt Architekt Christoph Kreidler

Im Chor sorgte eine Kleinigkeit für das Gammeln der Balken. Am oberen Mauergesims konnte Wasser eindringen. Nach und nach – so rekonstruiert Kreidler – fingen die Balken dann an, zu gammeln. Dazu kam auch noch Schädlingsbefall.

Hätte man die Schäden vorher abschätzen können?

Kreidler: "Nein. Wir hatten einen Holzgutachter. Doch der ist an bestimmte Stellen wie unter der Kuppel gar nicht rangekommen. Auch hier im Turm konnte man von außen nicht an die Holzbalken heran. Deshalb war Ende Oktober, als sich das Dilemma anbahnte, auch nicht abzusehen, wie groß es wird. Weil man erst nach und nach beim Aufmachen die Schäden erkennen konnte."

Jetzt muss nur noch die Turmspitze gerichtet werden. Hier ist der Blechfalz, der die Zwiebel formt, nicht ganz dicht. Und die Balken drunter sind auch löchrig. Diese Baumaßnahme soll – so Kreidler – gut 90 000 Euro kosten. Konrad: "Wir haben uns entschieden, auch diesen Part gleich zu machen. Weil das Gerüst noch steht." Der Architekt: "Zum Titularfest am 18. September wird die gesamte Baustelle aber vorbei sein."

Doch kann man überhaupt richtig feiern? Peter Silberzahn, Stiftungsdirektor der Spitalstiftung: "Wir haben noch keinen genehmigten Finanzierungsrahmen." Die Diözese übernimmt aus dem Ausgleichsstock einen sehr hohen Anteil. Die Kirchengemeinde Heilig Kreuz kommt um eine Darlehensaufnahme nicht herum, so Silberzahn. Für die Fördergemeinschaft wird es noch heftiger: Sie hat bisher 101 000 Euro der eigentlich geplanten 125 000 Euro zusammen. Christina Hertweck: "Jetzt stellt sich heraus, dass wir als Fördergemeinschaft einen Beitrag von 215 000 Euro leisten müssen. Das heißt, wir haben erst die Hälfte geschafft." Ihr Kollege Klaus Graf: "Ich möchte an die Bevölkerung appellieren, uns zu helfen." Diakon Klaus Konrad: "Wir hoffen, das Problem auch mit Hilfe der Gemeinde und der Stadt zu lösen."