"Drei vom Dohlengässle" zu Gast in Horb / Trauer um Isolde Neu

Von Peter Morlok

Horb. Die "Drei vom Dohlengässle", das stand noch auf dem Plakat, das im Vorraum des Klosters zwischen Lokal und Theatersaal hing. Gekommen sind nur noch zwei. Die Dritte im Bunde, Isolde Neu, bekannt als Martha, erlag vor wenigen Wochen ihrem Krebsleiden. Ihre Freundinnen und Mitspielerinnen Dietlinde Ellsässer und Ida Ott spielen ganz im Sinne der Verstorbenen weiter und verabschiedeten sich auch am Freitagabend während ihres Horber Auftritts auf der Bühne von ihr.

Zu Beginn der Vorstellung hatten Sie sich noch den Mantel über die Bühnengarderobe geworfen und traten so quasi privat vor das Publikum im völlig ausverkauften Klostersaal. "Wir wären eigentlich drei und sind doch nur zwei. Denn es fehlt eine und dennoch fehlt keine – denn die Eine ist immer dabei. Im Herzen für immer aber auf der Bühne für immer nimmer."

Nach diesem sehr intimen Moment der Trauer verschwanden sie nochmals für ein paar Minuten um sich dann als Hildegard und Josephe froh gelaunt darüber zu freuen, dass sie sie den Abend nicht ganz alleine verbringen müssen.

Gut 100 Personen drängten sich um die improvisierte Bühne und viele von ihnen hatten ihre Plätze schon zweieinhalb Stunden vorher mit irgendwelchen Kleidungsstücken reserviert. Sie taten gut daran, denn wer zuerst kommt, sieht am besten. Es sind nicht nur die Worte oder gar die Lieder, mit denen die beiden Erzkomödiantinnen punkten, nein, es sind auch die Blicke, die Gesten. Rhetorik, schwäbische Rhetorik wohlbemerkt, Körpersprache und Mimik verschmelzen hier zu einem Gesamtkunstwerk, über das man nur eines kann – sich amüsieren.

In der aktuellen Produktion "Die Drei vom Dohlengässle zu zweit" steht eine 1960er-Jahr-Petticoat-Party ins Haus, und die beiden Hauptdarstellerinnen schwelgen bei den Vorbereitungen in den Storys aus alten Zeiten. Zeiten, in denen der Knödel-Cowboy Karle, der ein Flächenlos mit in die Ehe brachte und alle Peter-Krauss-Songs auf dem Tonband hatte, noch ein Tiger war. "Heute schnurrt er nur noch wenn es Maultaschen gibt."

Hildegard und Josephe schlängelten sich in ihren Erinnerungen von Geschichte zu Geschichte, kamen vom Hundertsten ins Tausendste mit immer wieder neuen, abstrusen Geschichten aus dem Dohlengässle. Ist ja auch logisch, denn weil sie wissen wie’s lauft, lassen sie’s laufen, weil wenn’s lauft, lauft’s! Und d’Martha tät sagen: "Wenn d’Katz ein Gaul wär, könnt man den Baum nauf’ reita."

Es sind Geschichten, die man leicht mit "heiter bis schwäbisch" umschreiben könnte, die von allem Möglichen handeln und in denen solche Weisheiten wie: "Will man gemeinsam baden, sollte man vorher abklären, wer sich auf den Stöpsel setzt" prägend mitschwingen. Selbst das heftige Klopfen der Schnitzel aus der Klosterküche wurde ins Programm eingebunden. "Des isch der Klostergeist", stellte Josephe fest und schon entwickelte sich ein weiterer Dialog über das Zusammenleben von Männlein und Weiblein. Dieses Mal halt im Kloster. Es waren kuriose, meist überaus fröhliche Geschichten, die das Leben so schreibt, doch mit etwas Fantasie landete man dort, wo es irgendwo auf der Welt ein kleines bisschen Glück gibt. Und sei es nur beim "Sirtaki auf dem Flokati".

Dietlinde Ellsässer und Ida Ott brachten dieses kleine Stück Glück am Freitagabend mit ins Kloster.