Feldbegehung in Grünmettstetten: Martin Wehle (vorne) stellt seinen Besuchern den Stickstofflieferanten Saubohne vor. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Feldbegehung auf Bio-Bauernhof Wehle zeigt, was Auswahl und Anbaufolge von Feldfrüchten bewirken / Kartoffeln für "Selbstausgraber"

Von Peter Morlok

Horb-Grünmettstetten. Wo kommt unser Essen her? Stimmt es, dass Erbsen wirklich nicht in Büchsen wachsen oder Kartoffeln direkt in der Plastiktüte gezogen werden? Immer mehr – auch ganz junge Verbraucher – wollen wissen, was sie auf dem Teller haben und wie dieses Gemüse angebaut wird. Bioland wirtschaft interessiert. Dass diese These stimmt, das bewies die große Besucherzahl, die sich am Mittwochabend zur vierten Feldbegehung auf dem Bio-Bauernhof von Martin Wehle in Grünmettstetten einfand.

"Biolandwirtschaft, das ist mehr als die Erzeugung des Verbrauchsprodukts Nahrungsmittel", erklärte Wehle. Es hängt sehr viel von der richtigen, der gesunden Fruchtfolge ab. So ist beispielsweise Klee eine Gesundungsfrucht, die in der Fruchtfolge dafür sorgt, dass im Boden nicht zu viel Unkraut wächst. Oder die Saubohnen, die derzeit in voller Pracht auf dem Feld stehen und nur an Schweine oder Hühner verfüttert werden. Sie sind ein Stickstofflieferant für den Boden.

"Diesen Boden brauche ich im nächsten Jahr nicht mehr zu düngen", erklärte Wehle seinen Besuchern. Und genau dies ist sein Ansatz, seine Überzeugung von echter Bio-Landwirtschaft. Ohne Dünger, teilweise noch mit alten Maschinen, wie dem Handpflug zum Umbrechen des Kartoffelackers, und ganz viel Handarbeit bearbeitet der Nebenerwerbslandwirt zusammen mit seiner Familie und den Eltern die 14 Hektar Ackerland.

Hier wird nichts auf Masse gezüchtet, sondern Qualität

Während der Erntezeit werden zudem alle Verwandten und wenn’s geht auch noch die Bekannten eingespannt, denn dann ist jede Hand gefragt. Handarbeit eben.

1990 hat er den Schritt gewagt und von der konventionellen Landwirtschaft auf die ursprüngliche Erzeugung, auf den biologischen Anbau, umgestellt. Anstatt Kunstdünger kommt Gülle aufs Getreidefeld, die Kartoffeln wachsen ungleichmäßig groß und die Beete für die Blattsalate könnten auch in einem etwas größeren Garten zu finden sein.

Hier wird nichts auf Masse gezüchtet, sondern Qualität und Geschmack der produzierten Lebensmittel steht im Fokus des traditionellen, landwirtschaftlichen Handelns.

Von seinen 14 Hektar Land sind vier Hektar als Grünland bebaut. Das Gras, das dort wächst, geht im Tausch an den Biolandhof Kugler nach Schopfloch, und Wehle, der keinen eigenen Großviehbestand hat, bekommt dafür die Gülle fürs Getreide. Auf den restlichen zehn Hektar werden in unterschiedlichen Jahren Dinkel, Weizen und Hafer angebaut. Weiter wachsen auf den Feldern, die auf der Grünmettstetter Höhe liegen, heimische Gemüse wie Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln, Rote Beete, Buschbohnen, Blattsalate, Zucchini, Kürbisse und eben die dosenlosen Erbsen. "Wir experimentieren zwar immer mal wieder auch mit anderen Gemüsesorten – aber es klappt halt im Bioanbau nicht alles."

Verkauft werden die Produkte im eigenen Hofladen, der Mittwochs und Freitags von 17 bis 19 Uhr und Samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet ist. Weiter findet man die Produkte auch im Horber Bio-Punkt oder in den Gerichten der heimischen Gastronomie. Kartoffel-Selbstbedienung ist an zwei Kartoffelhäuschen in Göttelfingen Ecke Hochdorfer/Kaiserstraße und in Grünmettstetten Ecke Aschberg/Bollandstraße möglich.

Mit seiner jährlichen Feldbegehung, an die sich immer ein kleines Hoffest anschließt, möchte Wehle, der Mitbegründer des Horber Bauernmarktes war, seinen Kunden, Freunden und Bekannten über seine spezielle, naturbelassene Bio-Anbauart informieren. Er möchte ihnen ein Gefühl dafür geben, wo die Ware herkommt, wie sie in ihrer ursprünglichen Art aussieht, aber auch, wie die Produkte geerntet werden.

Und dass so eine Ernte ganz schön ins Kreuz gehen kann, das durften einige Besucher beim Kartoffelnaufklauben gleich mal in der Praxis ausprobieren.