Der Projektor mit den schweren Filmrollen hat ausgedient: Inzwischen fährt das Kinomobil mit einem digitalen Projektor durch die Lande. Foto: Kinomobil Baden-Württemberg

Geschäftsführer des Stuttgarter Vereins ist sich sicher: Gemeinsam lacht es sich leichter. Zwei Filme in Bildechingen ausgestrahlt.

Horb-Bildechingen - Das Kinomobil kommt am Freitag zum ersten Mal nach Bildechingen, schon mehrfach gastierten die Kinomacher im Horber Kloster. Wir haben mit dem Geschäftsführer des Kinomobils, das in ganz Baden-Württemberg unterwegs ist, über Kinoatmosphäre in Turnhallen und gemeinsamen Tränen im Dunkeln gesprochen.

Herr Eckstein, Sie spielen in Turnhallen, Gemeindehäusern, Schulen. Welche Orte sind die besten Kurzzeit-Kinos?
Es ist natürlich schöner, in einer alten Kelter zu spielen, als in einer Turnhalle, in der am nächsten Tag wieder Volleyball gespielt wird. Hohe Räume sind gut, um ein schönes großes Bild projizieren zu können, ohne dass die Zuschauer Köpfe im Blick haben. Was wir besser können als die großen Kinopaläste: Wir bringen Persönlichkeit rein. Unsere Vorführer sind vor Ort, sie moderieren die Filme an und die Leute vor Ort kennen sich. Manch lacht oder weint gemeinsam. Man tauscht sich danach vielleicht noch über den Film aus. Das schafft Atmosphäre.

Was haben Sie alles im Gepäck, wenn Sie mit dem Kinomobil unterwegs sind?
Alles was man für Kino braucht, außer den Raum und die Stühle. Einen digitalen Projektor – der wiegt etwa 40 Kilo –, eine Leinwand und eine Tonanlage. Wir kommen mit einem Kleintransporter.

Man kann doch heute so gut wie alle Filme im Internet ansehen. Braucht es da noch mobiles Kino?
Ja, auf jeden Fall. Film ist eine Kultur- und auch eine Kunstform. Das Kino ist der richtige Rahmen dafür. Der Unterschied ist ein bisschen wie der zwischen einem Gemälde und einer Postkarte von einem Gemälde. Mit den neuen Flachbildfernsehern kann man sich auch zuhause wunderbar Filme anschauen. Wenn man allerdings eine Komödie alleine anschaut, findet man sie höchstens ganz nett. Wenn man denselben Film aber mit 50 Leuten im Kino anschaut, fallen alle fast von den Stühlen vor Lachen. Es geht im Kino auch darum, Emotionen gemeinsam zu durchleben.

Verarmen ländliche Gegenden ohne Kino kulturell?
Von Verarmung würde ich nicht sprechen, es gibt Theatergruppen, Lesungen, oft ein reiches kulturelles Leben. Und wer ein Auto hat, kann ja trotzdem immer Kinos erreichen. Die machen aber abseits der großen Städte oftmals ein anderes Programm. Wir zeigen viele europäische Produktionen. Auch mal afrikanisches oder asiatisches Kino. Diese Filme kommen irgendwann auch im Fernsehen – aber nachts um halb eins auf Arte. Wir schaffen es durch den Versammlungscharakter und die Kooperation mit den Gemeinden auch Publikum anzuziehen, das sich sonst keine Arthouse-Filme anschauen würden. Manche Besucher sind sogar überrascht, weil sie diese Art des Kinos nicht kennen.

Wie glücklich sind die Leute, wenn es für einen Abend mal wieder ein Kino in ihrer Stadt oder ihrem Dorf gibt?
Das ist das schönste an dem Job: Für unsere Arbeit bekommen wir so gut wie immer tolle Rückmeldungen. Wir sind ja kein Inkassounternehmen.

Verein:
Das reisende Kino wird vom Verein Kinomobil Baden-Württemberg betrieben.

Spielorte:
Der Verein darf satzungsgemäß nur dort Filme aufführen, wo es kein Kino mehr in der Stadt oder im Nachbarort gibt. Laut Eckstein ist es die Aufgabe, Lücken zu schließen, die das Kinosterben hinterlässt, und nicht, dieses Sterben zu befördern.

Kosten:
Das Kinomobil finanziert sich zu gut der Hälfte aus Fördergeldern, etwa von der Filmförderung Baden-Württemberg. Etwas weniger als die Hälfte der Einnahmen stammt aus Eintrittsgeldern.

Besucher:
Das Kinomobil hat im vergangenen Jahr an 330 Spieltagen rund 22 000 Besucher erreicht.

Das Kinomobil in Horb:
Am Freitag wird in der Bildechinger Zehntscheuer um 16.30 Uhr "Mein Freund der Delfin 2" gezeigt, geeignet für Kinder ab 8 Jahren. Um 19 Uhr läuft "Pride", eine Komödie, die vom Streik der Minenarbeiter in Wales 1984 erzählt. Der Film läuft am 19. März um 20 Uhr im Horber Kloster.