Auf einer Wiese hinter der Hohenzollernhalle wurden am Sonntag Obstbäume gepflanzt. Die einzelnen Bäume werden von Betraer Kindern als Paten betreut. Fotos: Hellstern Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Erster kreisweiter Apfel- und Birnentag rückt Streuobstwiesen in den Mittelpunkt des Interesses

Gut besucht war am Sonntag in der Hohenzollernhalle der erste kreisweite Apfel- und Birnentag. Auch in der Betraer Landschaft wird der Tag Spuren hinterlassen – und zwar der saftigen, wohlschmeckenden Art.

Horb-Betra. Veranstalter war der Landschaftserhaltungsverband (LEV) des Landkreises Freudenstadt. Trotz des relativ nasskalten Wetters waren die Organisatoren, Geschäftsführer Peter Heffner vom LEV, Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) und Betras Ortsvorsteher Andreas Schad, mit dem Verlauf der Veranstaltung voll zufrieden.

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Ökumenischen Erntedankgottesdienst, den der katholische Diakon Karl Gemeinder und der evangelische Pfarrer Joachim Döttling gemeinsam zelebrierten. Der Musikverein Harmonie intonierte zu Beginn unter der Leitung von Dirigent Martin Stöckel die Ouvertüre "Magnolia" von Bert Appermont. In seiner Festpredigt thematisierte der Pfarrer die Schöpfungsgeschichte und appellierte an die Besucher, Gott für die vielen Früchte zu danken.

Vorne am Altar saßen auch die Kinder des Betraer Kindergartens St. Joseph. Unter der Leitung ihrer Betreuerinnen Carina Sauter und Brunhilde Schäfer sangen sie gemeinsam ein Danklied. Sie hatten auch im Kindergarten einen schönen Baum mit vielen Früchten gebastelt. Er hing an der Fensterfront und wurde von den Besuchern aufmerksam bestaunt.

Nach dem Gottesdienst begrüßten Ortsvorsteher Andreas Schad und der zweite Vorsitzende des OGV Betra, Dieter Keck, die Festgäste und wünschten ihnen allen einige frohe Stunden beim ersten Apfel- und Birnentag. Geschäftsführer Peter Heffner stellte den LEV im einzelnen vor (wir berichteten). In der Zwischenzeit war auch Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger in der Hohenzollernhalle eingetroffen und hielt eine zündende Rede. Der erste Apfel- und Birnentag sei etwas ganz Besonderes, so der OB. Schließlich trage auch das Betraer Ortswappen drei Äpfel, und das sei gewissermaßen im Bewusstsein der Bürger verankert. Man müsse diese Kultur pflegen, und der OGV Betra mache dies auch ganz hervorragend. Der OB meinte abschließend: "Die regionalen Produkte sind für die Bürger im Ort und für die Menschen im Land sehr wichtig."

In einer sich anschließenden lockeren Gesprächsrunde gab es noch einen "gemeinsamen Biss in den Apfel". Man sah es, der Apfel schmeckte dem OB und dem gesamten Organisationsteam sehr gut.

Anschließend begab sich Rosenberger mit dem Organisationsteam und einigen Festgästen auf einen Rundgang zu den zahlreichen Ausstellungsständen. Entlang der Fensterfront in der Hohenzollernhalle waren zahlreiche Obstsorten in allem Variationen ausgestellt. Da sah man zum Beispiel die Sorten Brettacher, Berner Rosenapfel, Scharlachroter Gascoyne, die gelben Ontario-Äpfel, die bekannten Goldparmänen, den Glockenapfel, die Gewürzluiken und den roten Kardinal-Bea-Apfel.

Die einzelnen Sorten wurden an Hand von großen Übersichtstafeln sehr genau beschrieben. So erfuhr man zum Beispiel, dass die Sorte Brettacher ein "Zufallssäumling" ist, der um 1900 von dem Landwirt Kutruft in Brettach, Kreis Heilbronn, entdeckt wurde. Die Brettacher gelten als "außerordentlich gesund und würzig und deshalb bestens für den Streuobstbau geeignet". Die Früchte werden auch gerne zu Most und Säften verarbeitet.

Nach dem Mittagessen erfolgte auf einer Wiese hinter der Hohenzollernhalle eine Baumpflanzaktion. Zunächst wurden vier Jungbäume der Sorten Roter Berlepsch, Gerlinde, Goldparmäne und Melrose gemeinsam mit dem Sulzer Streuobstpädagogen Karl Götz angepflanzt. Die einzelnen Bäume werden von Betraer Kindern als Paten betreut. Den Roten Berlepsch betreut Alexa Reichardt. Die Gerlinde hat Lillien und Marlen Sickler als Paten. Die Goldparmäne betreuen Lana und Nejla Weil. Melrose hat Emma und Lena Dlugosch als Paten. Die Paten sind für die Pflege ihres Baumes verantwortlich und dürfen auch die Früchte ernten. Allen Paten überreichte der OGV je eine Patenschaftsurkunde.

Ganz zum Schluss gab es noch eine lustige Mostprämiierung. Insgesamt 13 Proben lagen vor und wurden von der Jury in Gestalt von fünf Betraer Ortschaftsräten auf ihren Geschmack und auf alle einen guten Most ausmachenden Eigenschaften eingestuft. Den Kommentaren der Jurymitglieder nach, waren alle möglichen Geschmacksrichtungen vorhanden. Sehr vielsagend auch die Aussage von Ortschaftsrat Bernhard Maier: "Wir müssen das Auto stehen lassen." Zum Schluss war die Punktzahl ausschlaggebend. Drei Proben kamen in die Endrunde. Sieger Nr. 1 und 3 wurden die Mostproben von Heiko Hinzmann aus Glatt. Als zweiter Sieger wurde der Betraer Franz Hellstern ausgewiesen. Die beiden Sieger erhielten jeweils einen Gutschein über 20 und 30 Euro. Der dritte Sieger erhält eine Bienenwachsmadonna. Dieter Keck, Andreas Schad und Peter Heffner waren mit dem Verlauf des ersten kreisweiten Apfel- und Birnentags vollauf zufrieden.