Der schwere Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 32 zwischen Nordstetten und Horb wirft die Frage auf: Wie sicher ist dieser Streckenabschnitt? Foto: Klormann

Fahrer hatte keine Chance für Ausweichmanöver. Strecke zwischen Nordstetten und Horb war noch bis 22.30 Uhr gesperrt.

Horb - Der schwere Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 32 zwischen Nordstetten und Horb wirft die Frage auf: Wie sicher ist dieser Streckenabschnitt?

Wer diese Strecke oft fährt, hat die eine oder andere Schrecksekunde wahrscheinlich schon erlebt. Ein Fahrzeug, das vielleicht zu schnell fährt, kommt der Gegenfahrbahn bedrohlich nahe oder ist schon über der Linie – ein beklemmendes Szenario: Auf der einen Seite die Mauer, gefühlt nur Zentimeter neben der Fahrbahn, auf der anderen Seite schützt die Leitplanke vor dem Abhang. Große Ausweichmanöver sind nicht möglich. Oder es gibt ein waghalsiges Überholmanöver bei miserabler Einsehmöglichkeit.

Der tragische Unfall am Montagabend wird derzeit noch von einem Sachverständigen rekonstruiert. Ein Lkw-Fahrer war laut der ersten Pressemitteilung auf der Gefällstrecke von Nordstetten in Richtung Horb im Bereich einer Rechtskurve auf die linke Fahrbahnseite geraten und mit dem Auflieger gegen das Führerhaus eines entgegenkommenden polnischen Lastwagens gekracht.

Strecke war noch bis 22.30 Uhr gesperrt

Der Mann wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus nach Stuttgart geflogen. Über seinen Gesundheitszustand gab es gestern keine neuen Informationen. Bis etwa 22.30 Uhr war laut Polizei die B 32 zwischen Nordstetten und Horb gesperrt. "Hätte es sich nicht um einen Lkw sondern um ein Auto gehandelt, dann hätte es wohl keine Überlebenschance gegeben", sagte ein Experte unserer Zeitung am Unfallort.

Ist dieser Fahrabschnitt zu gefährlich und war es nur großes Glück, dass die Unfälle auf dieser Strecke meistens glimpflich abliefen? Wolfgang Kronenbitter, Fachbereichsleiter Recht und Ordnung, sieht derzeit kein Handlungsbedarf. "Größere Unfälle im Begegnungsverkehr hat es bisher in dieser schlimmen Art nicht gegeben." In früheren Jahren sei es eher vorgekommen, dass ein Auto den Abhang runtergestürzt sei. "Deshalb haben wir als Ergebnis einer Verkehrsschau die Leitplanke installiert. Auch ein spezieller Schutz für Motorradfahrer wurde berücksichtigt."

Fahrlehrer: eigentlich keine schwierige Strecke

Doch müsste vielleicht das Tempo gedrosselt werden? "Wer sich an 70 km/h hält, gerät nicht in Schwierigkeiten", sagt Kronenbitter. Eine Temporeduzierung sei bei der Verkehrsschau vor einigen Jahren kein Thema gewesen.

Und was sagt ein Fahrexperte zu dem Streckenabschnitt? Fahrlehrer Karl-Heinz Schmid von der ahg-Autohaus-Fahrschule ist dort oft unterwegs: "Eigentlich ist die B 32 zwischen Nordstetten und Horb keine schwierige Strecke, wenn man normal fährt. Leider ist das nicht immer der Fall."

Für Autos sei der Platz ausreichend. "Für Lastwagen ist die Strecke aber schon schwieriger und eine Herausforderung. Man muss sehr genau in der Spur bleiben. Sonst gerät man ein Stück zu weit nach links oder rechts. Und durch die Schrecksekunde kann dann so ein Unfall wie am Montagabend passieren."

Würde Fahrlehrer Schmid also eine Tempodrosselung begrüßen? "In der Rauschbartkurve war es die richtige Entscheidung, auf Tempo 30 runterzugehen. Viele Autofahrer fahren ein bisschen mehr, bleiben aber auf alle Fälle unter 50. Dennoch würde ich nicht auf der B 32 weiter reglementieren. Wir haben schon jetzt viel zu viele Schilder. Von unserer Fahrschule auf dem Hohenberg bis nach Bittelbronn sind es zum Beispiel 111. Man muss eigentlich nur den Grips einschalten und sich an die bestehenden Tempolimits halten. Dann passiert auch nichts."