Oberbürgermeister Peter Rosenberger (links) ernennt Michael Jung im November zum Ehrenbürger Horbs. Das darf er bleiben, sein Extra-Geschenk muss er abgeben. Foto: Hopp

Regierungspräsidium verbietet Horb Geschenk an den doppelten Olympiasieger. OB Rosenberger kann Entscheidung nicht nachvollziehen.

Horb - Einen doppelten Olympiasieger hat eine kleine Stadt wie die Große Kreisstadt Horb a. N.ckar selten. Die Goldritte bei Olympia 2012 in London von Vielseitigkeitsreiter Michael Jung, der aus dem Horber Stadtteil Altheim stammt, elektrisierten "seine Horber". Keine Frage, dass Jung deshalb vor Kurzem Ehrenbürger der Stadt am Neckar wurde. Dazu sollte es aber ein ganz besonderes Geschenk geben: ein Hektar Wald in Jungs Heimatort. Der Gemeinderat stimmte ohne Gegenstimmen zu.

Im November 2013 verlieh Oberbürgermeister Peter Rosenberger schließlich die Ehrenbürgerwürde an Jung. Die Musikkapelle spielte. Die Festredner lobten. Alle waren glücklich – und niemand störte sich an dem Stückchen Wald im Wert von 2000 Euro plus Notarkosten.

Das Regierungspräsidium (RP) in Karlsruhe schon. Das schickte nun einen Brief an die Stadt und erklärte, dass das Geschenk der Stadt unangemessen hoch sei. OB Rosenberger war verblüfft: "Es wurde uns gesagt, dass nur in besonderen Fällen Gemeindewald verschenkt werden dürfe." Was angemessen ist, sagte das RP auch gleich mit: beispielsweise ein Zinnteller oder eine Silbernadel.

Rosenberger, der sowieso schon mit dem RP aneckte, weil es die Zustimmung zu einem Windpark verweigerte, kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen. "Wir wollten unserem Michael Jung etwas Originelles schenken. Er hat uns berichtet, dass er immer wieder neues Holz für Hindernisse benötigt. Das hätte er sich dann gleich aus dem kleinen Waldstück holen können."

Auch in anderen Städten habe es schon größere Geschenke als Silbernadeln oder Zinnteller gegeben. "Die Stadt Brühl hat Steffi Graf mal Pferde geschenkt", erzählt der gebürtige Mannheimer Rosenberger, der in seiner Jugend selbst mit der Tennislegende spielte.

Ein "Geschmäckle" sieht der Horber OB in dem Geschenk nicht. "Alle haben dahinter gestanden und ich habe niemanden gehört, der damit ein Problem hat. Wir haben dem RP diese Schenkung vorsichtshalber selbst vorgelegt." Auf ein gerichtliches Duell mit dem RP wie beim Windpark will er sich aber nicht einlassen. "Das macht keinen Sinn. Wir werden uns etwas anderes Originelles für Michael Jung ausdenken."

Dicke Luft gibt es zwischen der Stadt und der Familie Jung aber durch diesen Vorfall nicht. Joachim Jung, Vater von "Gold-Michi", wie die Horber ihren Olympiasieger liebevoll nennen, muss über diesen Bürokratie-Streit eher schmunzeln. "Wir sehen das Ganze sehr gelassen."