Nicht immer sind es Igel oder Rehkitze: Auch Vögel und Reptilien brauchen manchmal Beistand. Foto: Privat

Naturschutz: Vogel und Reptil werden nach kurzer Zeit wieder in die Freiheit entlassen.

Horb - Ob hilflose Rehkitze, kleine Häschen oder junge Füchse – immer mal wieder brauchen Wildtiere den Beistand von Menschen. Dabei trifft es indes nicht immer Säugetiere. Auch Vogel und Schlange musste bei Horb unlängst geholfen werden.

Die Spaziergänger, die am Sonntagabend rund um Ottilienkapelle und Schütteturm unterwegs waren, hätten wohl vieles zu sehen erwartet. Aber das? An den Eingang zum Turm drückte sich ein flauschiger, noch nicht flugfähiger junger Waldkauz. Er war wohl von anderen Personen dort abgelegt worden.

Die Spaziergänger versuchten prompt, bei Tiernotrettungsdienst, der Feuerwehr, der Polizeizentrale und der örtlichen Polizei Hilfe zu bekommen – ein Hilfsrezept konnte aber niemand bieten. Erst ein Ehepaar, das dazu kam, um die Ottilienkapelle abzuschließen, verwies die Suchenden an Volkmar Rieber, der für Naturschutzthemen aller Art bei der Horber Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) zuständig ist.

Bei Rieber war unterdessen, als er von der Arbeit beim Tag des Kuglerhangs heimkam, bereits ein weiterer Anruf eingegangen. Diesmal aus Ihlingen von Beate Küfer, wegen einer verletzten Kreuzotter  in einer Box. Eine Schlange, ja, eventuell eine Schlingnatter, aber keine Kreuzotter – die im weiteren Gespräch zur weiblichen Ringelnatter mutierte, die Beate Küfer gut gebettet zu Volkmar Rieber bringen wollte.

Jungkäuze stürzen sich, bevor sie fliegen können, aus dem Nest und überstehen den Aufprall meist ohne Schaden

Zunächst ging es für Rieber aber zum Jungkauz am Turm. Glücklicherweise waren im Eulenkasten oben im Turm noch Geschwister, die ihn dann in ihre Mitte nahmen.

Was viele Menschen nicht wissen: Jungkäuze stürzen sich, noch bevor sie fliegen können, aus dem Nest und überstehen den Aufprall meist ohne Schaden. Dann versuchen sie in Gehölzen hochzuklettern. Die Treppen aber zum Turmeingang kann das kleine Käuzchen nicht selbst geschafft haben, weiß Rieber.

Vor rund einem Jahr war übrigens schon einmal ein hilfloses Waldkauzküken am Schütteturm gefunden worden. Die Horber Kolpingsfamilie hatte das Tier bei ihrer Kapellenputzete entdeckt. Auch in diesem Fall war das kleine Geschöpf wohl einfach aus dem Nest geplumpst – und konnte wohlbehalten dorthin zurückgebracht werden.

Die Schlange von Beate Küfer war indes über Nacht ausgebüxt und hatte sich hinter die Heizung  verkrochen. Es gelang ihr, das Tier in eine lange, dunkle Röhre zu lotsen, die sie auf einer Seite verschloss.

Zu dieser Zeit war es noch eine "Kreuzotter" – und eine Schlange wollte Frau Küfer sowieso nie anfassen. Aber als große Tierfreundin gelang ihr trotzdem der Umgang mit der vermeintlichen "Kreuzotter", die sich dann bei Volkmar Rieber als äußerst angriffslustiges prachtvolles Ringelnatter-Weibchen ohne sichtbare Schäden entpuppte und deshalb nahe des Fundorts wieder ausgesetzt werden konnte.

Schön, wenn man helfen kann. Allerdings gibt es keine funktionierende Auskunftstelle oder eine "App", wenn Tiere in Not sind. Dies bekamen auch die eingangs erwähnten Spaziergänger voll zu spüren – die aber trotzdem nicht aufgaben. Schön, so Rieber, wäre es, wenn es diese Einstellung häufiger gäbe.