Wo klebe ich meinen Sympathiepunkt hin? Bei der Bürgerbeteiligungs-Runde zur Zukunft des Kasernenareals waren persönliche Meinungen gefragt. Foto: Morlok

Bei Bürgerbeteiligung entstehen Ideen von Freiluftkino bis Eishalle. Strategienpapier soll Fazit bündeln.

Horb - Mars, Twix oder Snickers – das war am Samstag bei der zweiten Bürgerbeteiligung zur Entwicklung der Hohenbergkaserne keine Frage des persönlichen Geschmacks, sondern ein nettes Mittel zur Gruppeneinteilung.

Jeder der etwa 50 Teilnehmer durfte in die Tüte greifen und wusste dann, ob er sich mit dem Lösungsstrang A, bei dem sich die Gruppe Gedanken über die Bürgerbegegnungs- und Freizeitnutzung respektive ein Bürgerzentrums für Begegnung, Sport, Freizeit und Gesundheit machen sollte, oder ob seine Meinung in der Gruppe B oder C gefragt war. Die Gruppe B suchte nach Lösungsansätzen und Gegenargumenten, ob man nun die Verwaltung, die bisher im Rathaus auf dem Marktplatz untergebracht ist, hoch in die Kaserne verlagert und den Marktplatz dafür als urbanen Wohnplatz umwidmen soll. Zwei spannende Themenfelder, die nur noch von dem Vorschlag: "Abwarten, was die Zukunft bringt und zuerst den Masterplan 2050 entwickeln", dem Ur-Horber-Modell – "wir lassen’s wie’s ist" – getoppt wurde.

Drei Arbeitsgruppen, drei völlig konträre Themen und viele Vorschläge, das war das Ergebnis eines mehrstündigen Brainstormings, bei dem jeder noch so freie Gedanke mit zum Endergebnis des Tages beitrug.

Die Moderatoren der Bürgerbeteiligung, Katrin Edinger von der Stadtverwaltung und Thomas Haigis als externer Berater, sortierten die Vorschläge, strukturierten sie auf den bereitstehenden Tafeln vor und kommentierten sie nach Ende des Workshops.

Bei Strang A sagten die Beteiligten zur Vorgabe: "Gut finde ich am Konzept …", dass auf dem Kasernengelände eine vielfältige Nutzung für alle möglich sei, dass man das Bestehende als Freizeit und Kulturstätte nutzen und zudem durch ein gutes Gastro-Konzept aufwerten könne. Kritisch dagegen sah es eine andere Gruppe, die Einschränkungen durch bereits verplante Flächen und in der Wohnraumnutzung befürchtete. "Keine Einfamilienhäuser, nur Mannschaftsunterkünfte, Lärm durch die Hochbrücke oder auch die Frage ›'egegnung – durch wen', so einige Argumente, die nicht für das Kasernenareal zur Bürgerbegegnungs- und Freizeitnutzung sprechen. Die dritte Gruppe A machte sich konkrete Gedanken darüber, was fehlt und was tatsächlich anders sein sollte. Auch hier wünschten sich einige bezahlbaren Wohnraum, andere wiederum ein Bürgertreff, ein Freiluftkino, eine Eishalle oder Einkaufsmöglichkeiten – vielleicht sogar in einer Markthalle. Jemand hätte auch gerne einen Schrägaufzug entlang der Bildechinger Steige. Behinderteneinrichtungen sollte man auch haben und die Jugend in ein alternatives Energieerzeugungskonzept einbinden, so weitere Anregungen. "Und ein Raum mit einem Flügel", stand auf einem der Vorschlagstäfelchen.

Beim Lösungsstrang B klafften ebenfalls die Meinungen weit auseinander. Konzentration aller Ämter bei guter Erreichbarkeit spräche dafür, die Stadtverwaltung auf den Hohenberg umzusiedeln. Dagegen spricht nach Ansicht der Gegenpartei, dass eine Verlagerung keinerlei Problemlösungen mit sich brächte, dass hohe Investitionen bei wenig Effizienz notwendig würden und dass das Rathaus auf dem Marktplatz nach Ansicht eines Teilnehmers identitätsfördernd ist.

Für das Warten auf den Masterplan sprach nach Ansicht der Gruppe C, dass man dann keinen Schnellschuss machen und nichts verkauft würde, bis ein Konzept steht und man Zeit hätte, über eine auf Zukunft ausgerichtete Gesamtbetrachtung nachzudenken. "Horb hat keine Zeit zu verlieren", so argumentierte die Gegenseite und werteten die Pro-Stimmen als konzeptlos und für die Bürger unbefriedigend, da die Lösung nur verschoben würde.

Mit diesen drei Themenkomplexen hatte man in ihrer Vielfalt einen Trend erarbeitet, den es nun fein zu justieren und in einem Strategiepapier aufzuarbeiten gilt. Der erste Schritt dazu wurde gleich am Samstag gemacht. Jeder Beteiligte bekam einen Sympathiepunkt, den er auf das von ihm favorisierte Projekt kleben durfte. Favorit der Teilnehmer war A, dann kam B, und zwei echte Horber wollen doch lieber warten bis der Masterplan greift. Für Oberbürgermeister Peter Rosenberger steht es heute schon fest, dass in der Kaserne was Großartiges geschieht – und er schätzt, dass das Ergebnis letztendlich ein Mix aus den Ansätzen von A und B sein wird. Er bedankte sich bei den beteiligten Bürgern für die kostenlose Politberatung und hofft, dass man erste Handlungsempfehlungen für die Kasernenentwicklung bereits im Sommer mit dem Gemeinderat konkretisieren kann.