Barbara Staudacher, Heinz Högerle und Peter Binder (von links) bei der Lesung aus dem Manuskript "Verschollene Heimat", die im Museum Jüdischer Betsaal in Horb stattfand. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Lesung zum Tag der jüdischen Kultur: Manuskript "Verschollene Heimat" enthält kostbare Erinnerungen

Der SWR-Redakteur Peter Binder las am Sonntagnachmittag im jüdischen Betsaal in Horb aus dem bislang noch unveröffentlichten Manuskript mit Werken des jüdischen Horbers Fritz Frank.

H orb. Das Manuskript trägt den Titel "Verschollene Heimat", die Handlung der Geschichten spielt in Horb und Umgebung (wir berichteten). Fritz Frank kam 1864 nach Horb, berichtete Heinz Högerle vom Synagogenverein Rexingen. Das Manuskript "Verschollene Heimat" ist laut Högerle die einzige Aufzeichnung des Zusammenlebens von Juden und Nicht-Juden aus der Sicht eines Juden.

Es ist kostbar, weil es ein lebendiges Kaleidoskop der damaligen Zeit darstellt. Die einzelnen Geschichten berichten vom Zusammenleben der Familie Frank mit ihren Nachbarn und dem beginnenden Hass auf Juden, den die Nazi-Propaganda schürte. Fritz Frank schuf ein historisches Resümee seiner Kindheit und Jugend in Horb. Das Manuskript ist seinen Kindern gewidmet. Eingangs beschreibt Fritz Frank die Landschaft um Horb, die sehr hügelig sei.

Der Zuhörer begegnete dem Oberen und Unteren Markt, der alles überragenden Stiftskirche und der "Kappel", in der Orgel gespielt wurde. Fritz Frank erzählt auch, dass die Burg Hohenzollern "nur einen Schulausflug entfernt" von Horb sei. Der große Neckar fließe genauso durch Horb wie der "kleine Neckar", der auch Mühlen antreibe.

Auch den Laden von Foto Kreidler beschreibt Fritz Frank. Hier wurden und werden Hochzeitspaare, Jubilare, Erstkommunikanten und Konfirmanden abgelichtet. In seinem Manuskript "verschollene Heimat" beschreibt Fritz Frank auch den Umgang der Juden und Nichtjuden miteinander. So beteten jüdische Kinder in der christlichen Nachbarsfamilie wie selbstverständlich mit, wenn vor den Mahlzeiten gebetet wurde. Das Manuskript, welches noch in diesem Jahr als Buch erscheinen soll, ist deshalb ein Memento Mori und eine bleibende Erinnerung an längst vergangene, aber hoffentlich nicht vergessene Zeiten.