Im Kameralicht: Jan Zeitler wird nach seinem Wahlsieg umringt. Foto: Lück

Sieg mit absoluter Mehrheit im zweiten Wahlgang: In Bodensee-Stadt jetzt "Super-Jan". Mit Kommentar

Überlingen/Horb - Was in seiner Heimat kaum einer geglaubt hatte: In Überlingen ist unser Bürgermeister Jan Zeitler jetzt "Super-Jan". Erst mit dem letzten ausgezählten Wahlbezirk war klar: Er kommt knapp über 50 Prozent. Der Sieg deutete sich schon früher an.

Bis kurz vor 19 Uhr wurde noch etwas gezittert. Denn Zeitler war zwar schon seit den ersten fünf ausgezählten Bezirken Favorit mit um die 49 Prozent, doch noch wollte man sich im Zeitler-Lager nicht zu früh freuen. Zeitler persönlich hatte vorher noch die Prognosen von sich, seiner Frau und Wahlkampfmanager Dominik Mattes gezeigt. Zeitler war am optimistischen: Er sah sich mit 51 Prozent vorn. Sein Wahlkampfmanager sah ihn bei 46 Prozent, seine Frau bei 47 Prozent.

Um 18.54 Uhr dann der letzte Wahlbezirk: 50,1 Prozent für Zeitler! Kirchmann 37,8 Prozent. Amtsinhaberin Sabine Becker 12,1 Prozent. Das heißt: Gegenüber der ersten OB-Wahl hat Zeitler noch mal knapp sieben Prozent zugelegt, Amtsinhaberin Becker dagegen noch einmal fünf Prozent verloren. Kein Wunder, dass sie Tränen in den Augen hat und sich an ihren Lebensgefährten Matthias Hahn (Landtagsabgeordneter Grüne) lehnte.

Zeitler geht dann mit seiner Frau Annette auf die Bühne. Erst noch das "Badener Lied" von der Stadt- und Jugendkapelle Überlingen, dann geht er ans Mikrofon, hebt mit seiner Frau die Hand und ruft: "Überlingen, wir kommen!" Und fügt hinzu: "Ich kann noch kaum glauben, dass ich die 50 Prozent gerissen habe."

Klaus Kirchmann war schon gut zehn Minuten vorher gekommen, um Zeitler zu gratulieren. Er sagt: "Ich glaube, das ist gut für Überlingen." Landrat Lothar Wölfle war schon kurz nach halb sieben gekommen, um Zeitler die Hand zu schütteln. Doch da wurde noch gezittert. Wie wirkt sich die Diskussion um die Landesgartenschau aus, bei der Zeitlers Ehefrau Anette Stoll-Zeitler zweite Geschäftsführerin ist und Zeitler als OB Aufsichtsratschef wäre? Zeitler hatte erklärt, dass rechtlich alles in Ordnung sei, er auf diesen Posten aber verzichten würde. Wahlkampfmanager Mattes: "Wir haben heute morgen noch beschmutzte Plakate gerichtet. Das war eine Kampagne von unbekannten Kreisen, die uns schaden wollten."

Landrat Wölfle sagt gegen 18.40 Uhr: "Ich glaube, diese Geschichte wird überbewertet." Und das Wahlergebnis gab ihm dann um 18.54 Uhr recht.

Und was sagt er zum neuen OB? Wölfle: "Ich habe mich schon bei meinen Landratskollegen erkundigt. Zeitler hat einen guten Ruf als Schaffer und einer, der eine Verwaltung gut führen kann. Das Ergebnis von über 50 Prozent ist ein gutes Signal." Gleichzeitig ist Sabine Becker gerade dabei, den Saal zu verlassen. Die Kapelle spielt den Narrenmarsch…

Und was sagt Zeitler, dass er jetzt das schöne Horb verlassen muss? Der neue OB von Überlingen sagt: "Ich habe sieben Jahre in Horb gedient. Ich glaube aber, dass ich mein Herz in Überlingen verloren habe."

Kommentar: Wohl überlegt

Von Florian Ganswind

Adieu Jan Zeitler! Die Horber müssen sich langsam von ihrem Bürgermeister verabschieden. Wohl überlegt hat er sich Überlingen für den nächsten Karriereschritt ausgesucht. Eine schwache Amtsinhaberin. Ein Wahlvolk, dass sich einen sachlichen, ruhigen und fachlich qualifizierten Oberbürgermeister gewünscht hat. Zeitler musste sich nicht neu erfinden, musste sich nicht verstellen. Er konnte im Wahlkampf so sein, wie er auch in den vergangenen Jahren in Horb aufgetreten ist. Auch die Mauschelei-Debatte um seine Frau und ihre Funktion bei der Landesgartenschau konnte ihm nicht schaden. Horb verliert einen Mann, der im Hintergrund fleißig und loyal zum Oberbürgermeister seine Hausaufgaben gemacht hat. Die Parteien werden sich nun möglicherweise ein heißes Gefecht um die Nachfolge bieten. Hoffentlich keine Schlammschlacht!