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Nordstettens Grundschul-Rektorin Monika Krahl erfährt von der Stadt nicht von der Belastung ihrer Räume.

Horb - OB Peter Rosenberger konnte es sich auch im Kultur- und Sozialausschuss nicht verkneifen, auf die transparente Informationspolitik des Rathauses zur Formaldehyd-Belastung der Schulen hinzuweisen. Komisch, dass dann Nordstettens Grundschul-Rektorin Monika Krahl erst einen Tag später vom Schwarzwälder Boten erfährt, dass ihre Schule betroffen ist.

Dienstagabend. Gegen 19.15 Uhr verteilt Stadtarchitekt Thomas Hellener die neueste Pressemitteilung der Stadt zur Formaldehydbelastung. Im vierten Absatz folgender Satz: "An der Grundschule in Nordstetten hingegen besteht nach der ersten Sichtung der Gutachten akuter Handlungsbedarf. Dies zeigen die gemessenen Formaldehydbelastungen zwischen 0,129 mg und 0,247 mg/Kubikmeter."

Einen Tag später, 12.35 Uhr. Nordstettens Rektorin Monika Krahl steht im Holzhaus, wo die Schüler betreut werden: "Nach den Informationen, die eine Mitarbeiterin von uns aus dem Rathaus bekommen hatte, soll das Holzhaus von Formaldehyd betroffen sein."

Der Schwarzwälder Bote hatte sechs Minuten vorher von Stadtarchitekt Thomas Hellener telefonisch die genauen Daten der betroffenen Räume bekommen. Als wir die Rektorin die Zahlen nennen, wird sie unruhig. Schnell noch ein Foto in Raum zwei. Krahl sagt: "Ich bin echt überfahren davon. Bis jetzt wussten wir gar nichts." Dann schaut sie auf die Pressemitteilung der Stadt, die ihr der Schwarzwälder Bote zum kopieren überlässt: "Da steht drin, dass der Stadtverwaltung schon seit Freitag vergangener Woche die meisten Messergebnisse vorliegen. Und ich erfahre es erst durch den Schwarzwälder Boten!"

Was die Lage zusätzlich verschärft: Im Raum zwei ist eine erste Klasse. Als ein Kriterium wurde von Stadt, Schulen und Elternvertretern festgelegt, dass die Räumlichkeiten zuerst saniert werden, in denen sich die Jüngsten aufhalten. Weil dort das Risiko einer Gesundheitsgefährdung am größten sei.

Und im Raum zwei liegt die gemessene Formaldehydbelastung mit 0,247 mg/Kubikmeter etwas mehr als doppelt so hoch wie der Richtwert von 0,12 mg/Kubikmeter.

Stadtarchitekt Thomas Hellener erklärte in der Sitzung: "Weil diese Messergebnisse aus den Sommerferien stammen und bei einer Raumtemperatur zwischen 28 und 30 Grad gemacht wurden, geht der Gutachter davon aus, dass die Formaldehyd-Belastung im Oktober durch die niedrigen Raumtemperaturen geringer ist." Deshalb gehe man davon aus, dass man in der Grundschule Nordstetten mit Lüften zurechtkomme. Man habe alle Schulen angewiesen, ihre Räume zu lüften.

Reicht Lüften wirklich aus? Krahl zeigt auf die großen Fenster: "Sobald die Sonne hier reinscheint, wird es extrem heiß. Vorhänge haben wir nicht." Noch betroffen sind laut Hellener der Raum 3 (vierte Klasse) mit 0,238 mg und Raum 4 (1. Klasse), 0,129 mg pro Kubikmeter Luft.

Auch die Grundschule Talheim ist mit der Außenklasse im ersten Stock betroffen. Hier wurden 0,172 mg Formaldehyd pro Kubikmeter Luft gemessen.

Auch in der Steinachhalle in Talheim gibt es einen Raum, der über den Richtwert liegt: Hier wurde eine Formaldehydbelastung über dem Richtwert gemessen mit 0,134 mg pro Kubikmeter Luft.

Und was ist mit der Informationspolitik? Stadtarchitekt Thomas Hellener erklärte im Ausschuss: "Wir schicken heute einen Informationsbrief an die Eltern raus. Der dürfte durch den Feiertag frühestens am Freitag – eher aber am Montag ankommen."

Immerhin: Die Sanierung des großen Musiksaals am MGG soll jetzt zügig angegangen werden, so Hellener. In der nächsten Woche soll auch begonnen werden, die fünf Räume im Schulzentrum auf dem Hohenberg zu sanieren.

Und was ist mit Nordstetten? Rektorin Krahl: "Wir haben für die betroffenen Räume keine Ausweichzimmer. Da muss ich erst Mal nachdenken." Stadtarchitekt Hellener: "Herbstferien sind ab Montag, 28. Oktober. Ob wir bis dahin Handwerker bekommen, dass muss sich in den nächsten Tagen herausstellen."

In den nächsten Oktober-Sitzungen will Hellener weiter berichten. Das Gesamtkonzept für einen Sanierungsablauf der Räume, die nicht sofort gemacht werden müssen, "könnte aus meiner Sicht im November vorgestellt werden", so Stadtarchitekt Thomas Hellener.