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Kandidatenporträt: Grünen-Kandidat Wolf Hoffmann setzt auf seine Kreistags-Kompetenz

Von Jürgen Lück

Angesichts der glänzenden Umfragewerte zur Landtagswahl sind die Grünen sehr selbstbewusst. Ein Selbstbewusstsein, welches auch Wolf Hoffmann beflügelt. Er ist Spitzenkandidat in Freudenstadt.

Horb. Podiumsdiskussion mit Silke Krebs, Ministerin im Staatsministerium von Winfried Kretschmann. Krebs, Grünen-Kreischef Marc Vogt und Hoffmann haben es sich auf drei bequemen Stühlen unter dem grünen Sonnenschirm bequem gemacht. Es sind zwar lediglich gut 15 Zuhörer gekommen.

Aber die Stimmung bei den Grünen ist prächtig. Nach der Podiumsdiskussion zeigt Hoffmann eine Message des Landesverbandes. Inhalt sinngemäß: "Bitte nicht überschwänglich werden angesichts der Umfrageergebnisse." Gerade wurde die neueste Umfrage veröffentlicht: Die Grünen überholen erstmals die CDU.

Und Wolf Hoffmann ist dieses neue Selbstbewusstsein anzumerken. Er sagt: "Vielleicht gelingt es mir wenigstens in Horb, Norbert Beck das Direktmandat abzunehmen. Mal schauen." 

Sein Wahlkampf: Plakate, ein paar Auftritte. Und vor allem – wie hier am Donnerstagabend im Kloster in Horb – Mitglieder der Grünen Landesregierung einzuladen, die die erfolgreiche Landespolitik erklären. Dienstag kommt übrigens Landesverkehrsminister Winfried Hermann.

Und Silke Krebs tut noch ihr Übriges. Sie sagt: "Weil es der Bildungspolitiker Sigi Lehmann nicht geschafft hat, in seinem Wahlkreis wieder nominiert zu werden, ist die bildungspolitische Unterstützung von Wolf Hoffmann in unserer Fraktion hoch willkommen."

Und damit dürfte Hoffmann dann der Konterpart von Timm Kern (FDP) im Landtag werden. Hoffmann: "Darauf freue ich mich schon. Zu Kern will ich nicht viel sagen. Nur so viel: Ob jemand wie er mit einem akademischen Bildungsverlauf die Schüler mit anderem Bildungshintergrund beurteilen kann, ist die Frage."

Fakt ist jedenfalls: Hoffmann setzt auf seine Kompetenz, die er im Kreistag gewonnen hat. Dazu ist er Gesamtpersonalratsvorsitzender aller Schulen (außer Gymnasien) im Schulamtsbezirk Rastatt. Und punktet mit deutlicher Geste und kämpferischer, als es viele Beobachter erwartet hatten. Als Krebs die Schulsozialarbeit anbringt, sagt Hoffmann: "Was glauben Sie, wie oft ich schon beim Beck vergeblich im Vorzimmer gesessen habe und ihn gebeten habe, das zu unterstützen."

Für Kretschmann in den Ring steigen

Zum Nationalpark: "Erstaunlich, wie sich das entwickelt hat. Inzwischen ist selbst Baierbronns Bürgermeister Ruf sehr dahinter her, dass der Nationalpark ein Erfolg wird. Die Stimmung in Baiersbronn ändert sich. Und wenn ich sehe, wie Freudenstadts OB Julian Osswald inzwischen zum glühenden Verfechter des Nationalparks geworden ist." Inzwischen werde auch ein Verkehrskonzept erstellt; das sei eine "tolle Perspektive".

Do ch warum will er überhaupt in die Landespolitik? Hoffmann: "Ich bin ein Verfechter der Politik von Winfried Kretschmann. Es lohnt sich, für ihn in den Ring zu steigen. Das gilt auch für die Migration: Dass man den Menschen die Ängste nehmen kann durch Informationen, aber auch sagen muss, wo es Grenzen gibt. Beispielsweise bei den Frauenrechten – so etwas wie in Köln geht bei uns nicht."

Eine Erfahrung, die er während seines Aufenthaltes in der Türkei gelernt hat. Und auch für eine gute Lehrer-Philosophie spricht: Aufklärung, Auseinandersetzung, aber auch klare Grenzen setzen.

Sein Wahlkampf: "Ich orientiere mich ganz persönlich an der Sache. Das heißt, ich muss nicht jedem die Hand geben und mit Foto in der Zeitung erscheinen. Man darf in der Vielzahl nicht zur Beliebigkeit verkommen."

Und er zeigt auch der CDU die Kante. Hoffmann: "Bei der Polizeireform ist die Kritik der CDU unglaubwürdig. War sie es doch, die in ihrer Regierungszeit 1000 Stellen gestrichen hat. Zur Polizeireform haben wir im Kreistag einen Spezialisten gehabt, der die Vorteile erklärt hat. Dass durch die Reform eine Spezialisierung möglich ist, die den organisierten Einbrecherbanden viel besser Paroli bieten kann als die bisherige Organisation durch die Dorfpolizisten. Da ist selbst Freudenstands OB Osswald die Kinnlade runtergefallen."

Auch zum Vergleich des Internet-Ausbaus von Baden-Württemberg mit Rumänien hat Hoffmann eine klare Antwort: "Wir setzen konsequent auf Glasfaser. Die Zahlen kann man sich zurechtlegen. Ich glaube nicht, dass es in Rumänien in jedem Haus überhaupt einen Internet-Anschluss gibt. Die schlechte Versorgung des ländlichen Raums – das darf man nicht vergessen – ist eine Spätfolge der Privatisierung. Es muss jedem klar sein, dass eigentlich nicht die Regierung für den Breitbandausbau zuständig ist." Krebs ergänzt, dass laut EU-Vorschriften erst das "Marktversagen" festgestellt werden muss, ehe dann die öffentliche Hand mit Zuschüssen den Ausbau fördern darf: "Dann ist auf einmal die Telekom, die jahrelang nichts getan hat, wieder mit dabei."

Ein selbstbewusster Grünen-Landtagskandidat. Beflügelt auch durch die exzellenten Aussichten bei der Landtagswahl. Man hat den Eindruck, dass das Wolf Hoffmann beflügelt.