Zehn Jungen und fünf Mädchen aus den Klassenstufen 9 des Martin-Gerbert-Gymnasiums Horb reisten nach Tekirdag in die Türkei zum deutsch-türkischen Schüleraustausch. Foto: Hötzel Foto: Schwarzwälder-Bote

15 Gymnasiasten aus Horb erleben beim Schüleraustausch spannende Tage in Tekirdag / Besuch in Istanbul

Von Marianne Hötzel

Horb. Mit unterschiedlichen Erwartungen begaben sich zehn Jungen und fünf Mädchen aus den Klassenstufen 9 des Martin-Gerbert-Gymnasiums Horb auf nach Tekirdag in die Türkei zum deutsch-türkischen Schüleraustausch.

Den Jugendlichen war es sicher bewusst, dass sie mit der Teilnahme an diesem Projekt Freundschaft und Völkerverständigung pflegen, vertiefen und auch weiterentwickeln. Alle waren gespannt auf die Gastfamilien und die Stadt am Marmarameer.

Doch die unsicheren Gefühle verflogen rasch beim überaus herzlichen Empfang der türkischen Gastgeber. Manche Schüler hatten sogar den Vorteil, dass in der Familie schon mal ein deutscher Austauschschüler aus Horb war oder die Gasteltern  sogar deutsch sprachen.

Am Sonntag blieben die Gastschüler in ihrer Familie und am Montagmorgen ging es erwartungsvoll zum Namik Kemal Lisesi. Hier erlebten die Schüler bereits einen ersten Unterschied zum gewohnten Schulablauf am MGG. Die Woche beginnt und endet nämlich damit, dass die dortige Sportlehrerin alle Schüler und auch die Lehrerkollegen auf dem Schulhof vor der großen Schultreppe versammelt, ein Schüler auf der Treppe die türkische Fahne hält, die türkische Nationalhymne gespielt und von allen mitgesungen wird.

Auch bei der Teilnahme am Unterricht stellten die deutsche Schüler fest, dass die türkischen Schüler zwar ein sehr kameradschaftliches Verhältnis zu ihren Lehrern haben, verbunden mit Respekt, der Unterricht jedoch nicht so straff geführt wird. Beim Rundgang durch das Schulgebäude gab der Musiklehrer in seinem Raum eine musikalische Kostprobe, und auch der Hausmeister versuchte, das deutsche Kinderlied "Grün, grün, grün sind alle meine Kleider" begeistert zum Besten zu geben. Beim anschließenden Besuch im Arbeitszimmer des Bezirksschulrates und des Provinzschulrates erhielten die deutschen Gäste im Gespräch einen Einblick in das türkische Schulsystem.

Am Dienstagmorgen fand dann trotz kaltem und regnerischem Wetter eine Exkursion nach Istanbul statt. Ein besonderes Museum hinterließ großartige Eindrücke, und hoch auf dem Galataturm bot sich ein herrlicher Rundblick auf die Stadt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten. Eine Bootsfahrt auf dem Bosporus eröffnete weitere wunderschöne Anblicke auf die lebhafte Stadt. Beim abendlichen Gang über den Taximplatz wurden geschichtliche Erinnerungen wachgerufen.

Am Mittwochmorgen führte eine Kunstlehrerin die Gäste in eine besondere Form des Marmorierens, die "Ebru Art", auf Papier ein. Nachdem jeder Gast ein eigenes Kunstwerk angefertigt hatte, entschloss man sich noch spontan ein gemeinsames Kunstwerk für die eigene Schule zu kreieren. Ein weiteres besonderes Erlebnis bereicherte den Aufenthalt mit der Fahrt nach Edirne: eindrucksvolle Altstadtbauten, Besuch in der Selmiye-Mosche, die wiederaufgebaute Synagoge und die orthodoxe Kirche St. Georg standen auf dem Programm. Im hinteren Garten der Moschee legte ein Taubenzüchter ein paar erstaunten Jugendlichen ein am Abend zuvor geschlüpftes Taubenküken in die Hand, was auch ein besonderes Erlebnis war. An diesem Tag war in der Stadt besonders viel los, feierten doch die türkischen Schüler den "Tag des Kindes", ein Geschenk von Kemal Atatürk an die Kinder. Der Besuch im "Vialand", eine Art Europapark mit sich anschließender Mall, wo man nach Herzenslust einkaufen konnte, rundete den  erlebnisreichen Tag ab.

Mit Sport- und Kulturdarbietungen wartete der nächste Tag, der Freitag, auf. Am Morgen spielten die Austauschschüler mit ihren Gastgebern Volleyball, Basketball und Fußball, wobei Görkem, ein türkischer Austauschschüler des letzten Jahres, souverän die Rolle des Schiedsrichters übernahm. Jedes Geschehen wurde immer von vielen Zuschauern begleitet. Am Nachmittag führten türkische Schülerinnen und Schüler traditionelle und moderne Folkloretänze vor, die große Begeisterung bei den zahlreichen Zuschauern hervorzauberte. Sackhüpfen, Eierlaufen, Seilziehen und die Reise nach Jerusalem riefen großen Applaus unter den Zuschauern hervor.

Der neue Schuldirektor begrüßte die Organisatoren des Austauschs, Claudia Beuter-Zimmermann und Stephan Oechsle, nebst Begleiterinnen Magda Gawlikowski und Marianne Hötzel. Er ließ sich berichten, dass der Austausch nun schon zum 6. Mal stattfindet, und er bat um eine Dokumentation des Projektes, wobei er mehrere Male versicherte, dieses  Projekt weiterhin zu unterstützen, zur großen Freude der türkischen Lehrer Pinar  Eras, Hürriyet Akköse und Melih Engin. Der Schuldirektor merkte an, dass die Symbolik für dieses Projekt "We are the people who see the same sun like you" ist.

Etwas wehmütig, doch auch in der Freude auf zu Hause, verabschiedeten sich die Gastschülerinnen und -schüler von ihren neu gewonnenen Freunden und Gastfamilien und freuen sich schon auf den Gegenbesuch aus Tekirdag.