Josef Schelhammer hat nun sein 18. historisches Anwesen von Bildechingen fertiggestellt – dieses Mal war es das Gasthaus Löwen. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Josef Schelhammer modelliert die wichtigsten Gebäude seines Heimatorts

Horb-Bildechingen. So ganz langsam hat Josef Schelhammer die wichtigsten Gebäude seines Heimatorts Bildechingen bei sich in der Scheuer stehen.

Schelhammer baut seit Jahren die ortsbildprägenden Gebäude in filigraner Handarbeit im Maßstab 1:40 nach. Als Hauptmaterial verwendet er bei seinen Bastelarbeiten Holz und als Vorlage für seine Replikate dienen ihm sein gutes Gedächtnis, seine Ortskenntnisse und das Ortsarchiv, aus dem er sich alte Grundrisse und sonstige Daten seiner Objekte holt.

Vor ein paar Tagen hat er nun sein bisher größtes Projekt, das alte Anwesen rund um die Gastwirtschaft Löwen fertigstellen können. Heute steht nur noch die Gastwirtschaft, doch der große Hof hinterm Haus erinnert noch daran, dass hier einst ein stattliches Gehöft stand. Erstmals im Ortsarchiv erwähnt wird es 1799 als "Gebäude Nummer 13 – An der Straße" und der damalige Besitzer hieß Michael Schach. Gut 80 Jahre später ging es dann in den Besitz der Familie Gramer über, die das Anwesen bis in die 80er-Jahre bewirtschaftete.

Das Ensemble bestand ursprünglich aus einem zweigeschossigen Wohnhaus sowie dem eigentlichen Wirtshaus mit Branntweinbrennerei, Brauhaus und Dampfbrauerei. Auch eine Dörre gehörte zur Bierbrauerei und eine Bäckerei vervollständigte die Grundversorgung. Zum landwirtschaftlichen Anwesen zählten die 1974 abgebrochene Scheuer, ein Gaststall für Pferde, ein Schafstall sowie ein kleiner Anbau. Als Besonderheit hatte die Familie Gramer an der schon damals viel befahrenen Straße eine handbetriebene Zapfsäule der Freudenstädter Mineralölgesellschaft Georg Oest stehen. Es konnten also nicht nur durstige Einheimische und Durchreisende versorgt werden, sondern auch durstige Kraftfahrzeuge.

Schelhammer, der in die benachbarte Grundschule ging, erinnerte sich noch heute gerne daran, dass es für die Schulkinder immer warmes Bier gab, wenn nebenan der Brauereischornstein rauchte. Auch war der "Löwen" so was wie der Vorgänger des ASV-Sportheims. "Ganz früher stellten die Wirtsleute einen Zuber mit Wasser auf den Hof, damit sich die verschwitzten Kicker des ASV nach dem Training oder dem Spiel waschen konnten, später hat man dann den Pferdestall umgebaut und dort Duschen installiert", wusste Schelhammer ebenfalls noch aus seiner Kindheit zu berichten.

Der "Löwen" in seiner ganzen damaligen Größe ist die bisher umfangreichste Arbeit des heute 72-Jährigen. Helmut Baur, Kunstmaler vom Hohenberg und ein langjähriger Weggefährte des letzten "Kirchles-Bauern" von Bildechingen, wie Schelhammer auch genannt wird, war wieder für den detailverliebten Anstrich des Objekts verantwortlich.

"Zwei Monat habe ich dran gearbeitet", sagt der Bauherr und räumt ein, dass sein nächstes Projekt wesentlich kleiner ausfallen wird. "Was es isch, des verrat i no net, aber es wird au wieder was aus dem Ort sein – ond zwar a Waschhäusle", rutschte es dem Bildechinger Miniatur-Baumeister dann doch noch heraus.