150 Jahre Feuerwehr Bildechingen: Historie steckt voller interessanter Begebenheiten und skurril scheinender Vorschriften

Von Peter Morlok

Horb-Bildechingen. Nicht nur die aktuellen Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläumsfest der Abteilung sind interessant. Ein Blick in die Historie der Freiwilligen Feuerwehr Bildechingen ist ebenfalls allemal lohnenswert.

Über den Brand im Jahr 1955 auf dem landwirtschaftlichen Anwesen der Familie Schelhammer haben wir bereits ausführlich berichtet. Doch die Chronik der Bildechinger Wehr hält noch viele weitere Details aus den vergangenen 150 Jahren parat.

Das älteste, im Archiv der Ortsverwaltung erhaltene Dokument im Zusammenhang mit dem Feuerlöschwesen ist die "Hoch-Fürstlich-Württembergische Landfeuerordnung Anno 1752". In dieser wird das Verhalten bei Brandfällen detailgetreu beschrieben.

Geschichtsschilderung von den ersten Aufzeichnungen bis heute

Das erste bekannte Feuerwehr-Fuhrwerk stammt aus dem Jahre 1765. Diese sogenannte vierrädrige Stoßspritze fand schon früh aus Platzmangel in Sulz am Neckar eine neue Heimat und ist bis heute erhalten.

Der Ort Bildechingen wird erstmals im Jahr 1768 und in den folgenden Jahren mehrfach in Urkunden genannt. In den nachfolgenden Auszügen aus verschiedenen Schriftquellen wird die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Bildechingen von den ersten Aufzeichnungen bis heute geschildert. Die ehrenamtlichen Ortsarchivare Erna Jesse und Eugen Blank haben sie in mühevoller Detailarbeit gesammelt und für eine Festschrift zum Jubiläum bereitgestellt, aus der wir hier stellenweise berichten.

In einem Auszug aus der Feuerlöschordnung vom 1. März 1841, Oberamt Horb, Bildechingen, ist beispielsweise zu lesen, dass die Bürgerschaft in sechs Rotten eingeteilt wurde. Bei Bränden in der Kappel (Kirche) wurde damals unter anderem folgendes festgelegt: "Wenn es aber sollte in der Kappel eine Brunst entstehen zunächst der Kirche und Pfarrhaus sind die nachbenannten Personen (die Feuerwehrler) verpflichtet und schuldig, sogleich in Pfarrhof und Kirche zu begeben und die darin befindlichen Kirchenparamenten und in dem Pfarrhaus die Pfarrregistratur zu fliehen und das selbige in einen sicheren Ort in Verwahrung zu bringen." Datensicherung wurde schon damals groß geschrieben.

Die Wehr bestand um 1840 aus folgenden Einheiten: Einem Feuerwehrkommandanten nebst Stellvertreter und einem Hornisten. Der erste Zug aus Zugführer, Steiger, Retter und Schlauchleger. Der zweite Zug der Spritzenmannschaft musste einen Zugführer, einen Spritzenmeister und dessen Stellvertreter und eine Mannschaft aufweisen. Danach kamen die Ablösemannschaft, die Wasserträger und Schöpfer sowie die Flüchtungs- und Wachtmannschaft.

Im Jahr 1885 zählte die Gemeinde Bildechingen 570 Einwohner und zu dieser Zeit stand der Wehr folgendes zur Verfügung: Eine alte Stoßspritze, eine neue Bittenspritze mit zehn Meter Schläuchen, zwei Feuerleitern älterer Konstruktion, drei Laternen, zwei Blechbutten und vier Feuerhaken.

Mannschaftstärke während des Krieges drastisch verringert

Am 15. Dezember 1886 wurde bei der in Stuttgart ansässigen Firma Heinrich Kurtz, Glockengießerei und Feuerspritzenfabrik, eine vierrädrige Saug- und Druckfeuerspritze (Modell Landesspritze Nr. 2) bestellt. Diese Spritze wurde am 10. Oktober 1887 der Gemeinde übergeben. Mittlerweile hat die gut erhaltene Spritze eine Bleibe im Feuerwehrgerätehaus in Bildechingen gefunden.

Anlässlich einer Hauptprobe wurde damals festgelegt: "Es erhält der Mann 50 Pfennig, das heißt, ein jeder der Zugführer hat seine Leute ins Wirtshaus zu nehmen und kann jeder 50 Pfennig verzehren. Die Leute sind gleichmäßig in alle vier Wirtshäuser zu verteilen."

Über die Situation der Bildechinger Wehr während den Kriegsjahren ist nur wenig bekannt. Sicher ist, dass sich die Mannschaftstärke auf Grund der sich im Kriegseinsatz befindlichen Soldaten drastisch verringerte. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte die technische Weiterentwicklung auch bei der Feuerwehr beachtliche Fortschritte.

So beschloss der Gemeinderat am 7. Januar 1958 eine Tragkraftspritze TS 8/8 der Firma Ziegler Giengen/Brenz zu beschaffen. Diese wurde im Dezember 1958 an die Feuerwehr übergeben.

Im Jahre 1970 beschloss der Gemeinderat ein Löschfahrzeug LF 8 der Firma Ziegler zu beschaffen. Die erforderlichen Beihilfen wurden vom Regierungspräsidium Tübingen als auch vom Landratsamt Horb genehmigt. Bezogen wurde das Fahrzeug von der Firma Adam Opel AG über das Autohaus Riester in Mühringen. Die Pumpen sowie der Aufbau wurden der Firma Ziegler übertragen. Am 26. September 1971 wurde das neue Fahrzeug in einem feierlichen Akt durch den damaligen Horber Bürgermeister Hägele sowie Ortsvorsteher Rebmann an die Feuerwehr übergeben.

Auf Grund der in früheren Zeiten in den Gemeinden nicht vorhandenen Feuerspritzen und Feuerlöschgeräte waren große Brände bedeutend häufiger. Die 1765 beschaffte Stoßspritze war zu dieser Zeit äußerst fortschrittlich und auch in weiter entlegenen Ortschaften und Städten wie Horb, Sulz, Hochdorf und Empfingen im Einsatz.

u  Bis 1697 brannten 14 Bildechinger Häuser nieder.

u  1848 brannte an der Reichsstraße das Gebäude Nr. 3 ab. u  1886 brannte am Ortseingang von Horb ein Doppelwohnhaus mit Scheuer ab.

u  1887 Im Dezember brannte das "Gasthaus zur Krone" mit Scheuer, Brauhaus, Pferde-, Vieh- und Schweinestall ab. Der Speckvorrat verschwand damals auf unerklärliche Weise. Trotzdem baute Valentin Bernhard das Gasthaus 1888 wieder auf.

u  1888, im Januar, brannte in der Gaisgasse Gebäude 37, zwei aneinander gebaute Wohnhäuser mit kleinen Scheuern, ab. In einem der abgebrannten Gebäude hatte die Mesnerfamilie Staib gewohnt, die bis zum Jahre 1823 das Läuten der gegenüberliegenden Ulrichskirche, heute Gebäude Nr. 36 (Schelhammer), besorgt hatte.

u  Ebenfalls 1888 ist ein Gebäude am Ortsausgang gegen Eutingen dem Feuer zum Opfer gefallen.

u  Im Jahr 1889 ist im Januar in der Waschgasse das Gebäude Nr. 90 ganz und das nebenanliegende Gebäude Nr. 91 größtenteils durch Feuer vernichtet worden. Das Haus Nr. 90 war nicht bewohnt; jedoch befanden sich darin ein großes Lager von Brettern, welche den Schreinermeistern Joachim und Teufel gehörten.

u  1891 im August, nachmittags um 3 Uhr, als alles auf den Feldern war, um Garben zu binden, ist in der Herrengasse Feuer ausgebrochen, dem sechs kleine Wohnhäuser mit Scheuerlein zum Opfer fielen.

u  1924 im September brannten in der Gaisgasse die Gebäude Nr. 49 und 50 nieder.

u  1927 im Dezember ist in der Herrengasse ein kleines Wohnhaus abgebrannt.

u  1929 am 4. August morgens, als die ganze Gemeinde in der Kirche zum Sonntagsgottesdienst versammelt war, brannten wiederum in der Herrengasse Nr. 54 und 55 je ein Wohnhaus mit Scheuer.

u  Im Herbst 1937 ist in der Herrengasse das Gebäude Nr. 73 komplett abgebrannt.

u  1955 brannte durch Blitzschlag die Scheuer von Gebäude 36 in der Gaisgasse (wir berichteten).

u  1958, im Herbst, ist das Haus Nr. 84 in der Waschgasse abgebrannt. Es wurde von den Besitzern Johannes und Katharina Saiber an der gleichen Stelle wieder aufgebaut.

Auch heute muss die Bevölkerung immer mit einem Brandunglück rechnen. Allerdings ist die Feuerwehr des Ortes bestens ausgerüstet, auf dem neuesten Stand der Technik und sorgt inzwischen dafür, dass die Bevölkerung gut schlafen kann, wie es Ortsvorsteher Peter Zimmermann, selbst ehemals aktiver Feuerwehrmann, nach jeder Hauptübung wieder feststellen darf.