Claudia Gläser, geschäftsführende Gesellschafterin der Firma Gläser (Dritte von links in der vorderen Reihe), beim Frauengipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. Foto: Güngör Foto: Schwarzwälder-Bote

Frauengipfel: Unternehmerin Claudia Gläser übernimmt Berichterstattung aus dem Fachforum

Auch beim dritten Frauengipfel der Bundeskanzlerin in Berlin war der Rat von Claudia Gläser gefragt. Mehr noch: Diesmal übernahm die Horber Unternehmerin beim Treffen mit Angela Merkel (CDU) sogar die Rolle der Berichterstatterin aus dem Fachforum "Führen in Teilzeit".

Horb. Alle zwei Jahre treffen sich rund 100 weibliche Führungskräfte aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie weibliche Nachwuchskräfte aus naturwissenschaftlich-technischen Fächern mit der Regierungschefin im Kanzleramt. Beim jüngsten Treffen diskutierte Merkel mit ihren Gästen über Führen in Teilzeit und den Einfluss unbewusster Stereotype bei der Personalauswahl. Für Claudia Gläser mehr als eine spannende Gesprächsrunde: "Das ist ein Format, aus dem Netzwerke entstehen und woraus ich auch diesmal einige Ideen mitnehmen konnte."

Dabei brachte sich die geschäftsführende Gesellschafterin der Gläser GmbH erneut mit eigenen Erfahrungen in die Diskussionsrunde ein. In dem Horber Unternehmen leitet bereits die erste Frau eine Abteilung in Teilzeit. "Das kann sehr gut funktionieren", ist Gläsers Meinung, was ihr aus dem Fachforum aus bestätigt wurde. Dazu bedürfe es eines gegenseitigen Vertrauens, auch unter den Kollegen, einer unterstützenden Unternehmenskultur und einer strikten Selbstorganisation. Führen in Teilzeit sei ein wichtiges Arbeitszeitmodell, aber "es ist auch ein Geben und Nehmen".

Wo weiblichen Führungskräften die Möglichkeit eingeräumt werde, Verantwortung in Teilzeit wahrzunehmen, sei die Fluktuation eindeutig geringer. Interessantes und ausbaufähig ist in Gläsers Augen das Job-Sharing, "weil man sich dann mit seinem Partner nicht nur permanent austauschen kann, sondern sich sogar gegenseitig coacht". Claudia Gläsers Überzeugung: "Führen in Teilzeit ist ein Erfolgsmodell, das noch mehr gelebt und gefestigt werden muss". Doch müsse dazu "die ganze Belegschaft mitgenommen werden".

Die Bundeskanzlerin machte während des Frauengipfels deutlich, dass die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie nicht nur Frauensache sei. Deshalb baue der Bund die Kinderbetreuung weiter aus und fördere über das Elterngeld die partnerschaftliche Aufteilung von Familienarbeit und Berufstätigkeit. "Ich fand, dass Angela Merkel sehr engagiert mitdiskutiert und vieles hinterfragt hat", sagt Claudia Gläser. Je mehr Männer sich auch der Familie widmeten, desto leichter komme man weg von Stereotypen, pflichtet die Unternehmerin der Regierungschefin bei.

Immerhin habe die Kanzlerin ernst gemacht mit der Frauenquote für Aufsichtsräte in börsennotierten und mitbestimmten Unternehmen, über die man beim ersten Frauengipfel 2013 noch diskutiert habe. "Auch diesmal konnte man sehen, dass sich wieder etwas bewegt", sagt Claudia Gläser nach dem spannenden, aber auch anstrengenden Tag im Kanzleramt.

Immer noch stelle sie sich jedoch die Frage, warum es nur in Deutschland keine Selbstverständlichkeit sei, dass Frauen in Führungspositionen arbeiten. "Wir Frauen müssen dranbleiben und sowohl an unsere Selbstständigkeit als auch an unsere Versorgung im Alter denken." Deshalb sollte das Thema Führen in Teilzeit unbedingt unter dem Aspekt zeitlicher Begrenzung gesehen werden – bis die Frau eben wieder voll in ihren Beruf einsteigen kann.

Die Firma Gläser ist ein Familienunternehmen, 1976 von Fritz-Jörg Gläser gegründet, und wird heute von Tochter Claudia Gläser geführt. Spezialisiert ist das Unternehmen auf die Entwicklung und Montage hydraulischer Steuerblöcke, den Handel mit hydraulischen Bauteilen, Filtration und Laborbedarf, den Bau von Spül- und Prüfanlagen für Technische Sauberkeit.