Thomas Heger stellt beim Kunstverein Oberer Neckar im Kloster Horb aus. Petra Mostbacher-Dix führte in das Werk des Künstlers ein. Foto: Jethon Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung "Weites Feld" von Thomas Heger am Sonntag im Kloster eröffnet / 41 Werke zu sehen

Von Anne Jethon

Horb. Er spielt mit der Realität, will sie aber nicht abbilden – Thomas Heger, freischaffender Künstler, stellt beim Kunstverein Oberer Neckar im Horber Kloster aus. Am Sonntag konnte man die Kunstwerke aus der Schaffenszeit von zehn Jahren bei der Vernissage erstmals begutachten. Passend zum Namen der Ausstellung zeigt der Künstler ein "weites Feld" an Kunststilen und möglichen Sichtweisen.

Petra Mostbacher-Dix hat die Einführung gehalten – und somit die insgesamt 41 Kunstwerke des Stuttgarter Künstlers und Kunstlehrers Thomas Heger vorgestellt. Als Kunsthistorikerin und Journalistin konnte sie am Sonntagmittag viel zu den ausgestellten Werken sagen. Sie kennt den Künstler schon viele Jahre und hat seinen Werdegang lange verfolgt: als Professor an der Kunstakademie Burg Giebichstein in Halle an der Saale hat Heger gearbeitet und war später als Künstler in der Gruppe "Maximal" tätig: "Insofern ist es auch für mich umso spannender, die Arbeit seiner letzten zehn Jahre zu sehen und den künstlerischen Weg nachzuvollziehen", erklärt die Kunstbegeisterte.

Sortiert nach dem Entstehungsjahr der Kunstwerke und den Stilen, sind die Kunstwerke auf verschiedene Räume verteilt. Doch was erwartet die Besucher der Ausstellung? Die Antwort von Petra Mostbacher-Dix: "Starkfarbige, zum Teil großformatige Gemälde, die Dinge des Alltags abbilden. So sind beispielsweise Glasgefäße, Teller, Schälchen, Formen und auch kleine Figürchen zu sehen, die oft verloren wirken und dennoch tapfer und wissend scheinen."

So beispielsweise das Bild "Irgendwo", ein Gemälde im Querformat, das von Heger2005 geschaffen wurde. Das Gemälde ist orange-limettgrün und wird an der Seite von blauen Balken durchzogen. Gläser sind auf dem Gemälde zu sehen, und eine Person, die proportional zum Glas viel kleiner ist. Sie scheint darin gefangen zu sein: "Eine unbemerkte Falle? Denn das Glas ist ja durchsichtig, scheinbar durchschaubar. Unsere gewohnte Perspektive wird dadurch durcheinander geworfen. Die falschen Perspektiven und Proportionen in dem Bild werfen uns aus der Gewohnheit des Erkennens", erklärt Petra Mostbacher-Dix.

Bei vielen Kunstwerken müsse sich der Betrachter fragen, was er da wirklich sehe, und ob das, was das Gehirn entschlüssele, auch wirklich da sei. "Ist die Welt wirklich so, wie wir sie sehen?", fragt die Kunsthistorikerin gekonnt. Passend dazu wurde das Gemälde "Jonglage" mit der Kennerin genauer betrachtet: Teller fliegen durch die Luft, eine Szenerie, die surreal und traumartig wirkt. Die Teller auf dem Gemälde überlagern sich, es sind mehrere Ebenen zu erkennen, die Farbzusammenstellung ist ungewohnt. So verwandeln sich aus realen Gegenständen abstrakte Kreise, die sich zu einem Muster zusammenschließen – je nachdem, aus welchem Abstand man das Kunstwerk betrachtet. Viele der Kunstwerke sind so gestaltet, als Spielerei mit dem unterschiedlichen Eindruck aus der Ferne und der Nähe. "Ich will die Betrachter meiner Gemälde durch einen Garten der Illusionen führen. Klassische kunsthistorische Genres des Stillebens will ich durch meine Kunstwerke erweitern", erklärt Thomas Heger. So zum Beispiel bei dem Rundbild mit dem Namen "Kein unten, kein oben" von 2004. Petrolgrüne Gläser und Vasen scheinen auf dem roten Hintergrund zu kreisen. "Das Bild erinnert an einen Kosmos, der sich stetig im Kreis dreht. Das Symbol der Unendlichkeit kommt hier auf, es gibt keine Ausrichtung, keine Zentrierung. Der Fokus liegt in der Mitte. Das Surreale daran ist, dass man die Dinge erkennt, sie aber trotzdem befremdlich sind, weil sie in einer anderen Perspektive gezeigt werden", erklärt Petra Mostbacher-Dix. Doch die Kunsthistorikerin weiß – Heger geht es um mehr als nur um das reine Spiel der Augentäuscherei: "Es geht natürlich um die Malerei und Zeichnung an sich, um die Schaffung von Illusionsräumen. Aber es geht auch um gesellschaftliche Verhältnisse und deren Neubewertung. Heger zeigt uns das weite Feld der Offenheit und Flexibilität des Geistes."