Im Video zu sehen: Unter einer Bank Richtung Oberer Marktplatz liegen Scherben einer Bierflasche und eines Weizenglases – auch nach drei Wochen noch. Foto: Screenshot Foto: Schwarzwälder-Bote

Dokumentation: Müll und Dreck – Michael Grüber weist darauf hin, wie achtlos viele mit der Stadt umgehen

Horb. Dies ist ein Video, was eklig ist. Was abstoßend ist. Alltäglich. Michael Grüber hat einfach gefilmt, was ihm auf seinen Wegen durch Horb so begegnet.

Der Titel des Films, der unter Kulturkalender-Horb.de abrufbar ist: "Licht und Schatten einer Stadt am Neckar." Grüber: "Ich gehe täglich von meinem Büro in der Marktstraße zur Post. Dabei ist mir aufgefallen, dass es überall unheimlich dreckig ist. Das fand ich so schockierend, dass ich mir die Videokamera geschnappt habe, um das zu dokumentieren."

Grüber betont, dass diese Dokumentation nicht dazu dient, beispielsweise die Saubermänner der Stadt anzugreifen. Der Veranstalter und Kreative: "Mich macht schon nachdenklich, wenn man sieht, wie nachlässig jeder von uns mit seiner Umwelt umgeht." Die Aufnahmen wurden von August bis November im vergangenen Jahr gemacht. 

Los geht es am Bahnhof. Die Kamera schwenkt über die Betonstufen, es geht hoch in den Vorraum. Draußen dann der Blick auf den Boden: Überall Kaugummiflecken und Kippen. Bild-Untertitel: "Kein Mülleimer weit und breit." Nächster Schwenk auf die Telefonsäule am Kaufland. Bei Tag zu sehen: Sie ist völlig vermackt. Dann dieselbe Telefonsäule im Dunkeln: Überall Spinnweben und Spinnen.

Weiter geht’s Richtung Oberstadt. An der Brücke über den Mühlkanal wird schön auf die Mülleimer und Tüten gehalten. Dann geht es die Stäpfele hoch Richtung Marktplatz. Auf jeder Stufe liegt mindestens eine Zigarettenkippe. Dann – wo sich die Steigen treffen – eine Bank. Die Kamera zoomt unter den Sitz: Hier steht ein kaputtes Weizenglas und eine kaputte Bierflasche. 

Rund drei Wochen später wird die Bank noch mal gezeigt. Die Szenerie ist unverändert – nur die Kippen sind noch mehr geworden. Gegenüber der Kasten für das Streusalz. Er hat als Verzierung nicht nur die Sprüherei "Fy" bekommen, sondern auch noch ein Wodkafläschchen. 

Und was ist am schönen Neckarufer? Auch hier krasse Szenen. Unter der Aldi-Brücke gegenüber dem Alten Freibad: Alu-Aschenbecher, Brötchentüten in den Steinspalten, durchsichtige, leere Salatpackungen auf dem Boden. Ein paar hundert Meter weiter unter der Brücke hinter der Turnierwiese ist es auch nicht besser: Menschliche Exkremente, notdürftig verdeckt mit Papiertüten.

Und das andere Ufer? Hier gibt’s die nächste schlimme Entdeckung hinter dem Parkplatz zwischen Eisenbahnbrücke und Marmorwerk. Das gelbe Häuschen rechts ist völlig zugewachsen. Die Tür verschmiert, an der Seite wieder Exkremente. Und da schimmert irgendwas völlig zugewachsenes durch die Zweige. Im Film heißt der Titel: "Ein vergessenes Kunstwerk von der Gartenschau 2011." Total zugewachsen. Von der anderen Seite wird das noch mal dokumentiert mit dem Titel "Kunst und Natur im Einklang".

Ein lustiger, weiß-oranger Käfer mit Stahlbeinen. Zumindest hier gibt es Aufklärung, was es damit auf sich hat und warum er so zugewachsen ist. Thomas Bauer: "Ich habe das Tier für die Landesgartenschau 2011 als Künstler hergestellt und an das Grünprojekt verkauft. Eigentlich heißt es: Eigentum verpflichtet. Doch beim Schulterklopfen sind alle dabei – bei der Pflege dann nicht mehr. Ich habe sogar schon mal selbst die Sense in die Hand genommen und meine Kunst freigeschnitten. Da passiert sonst nichts."

Der Film geht weiter. Kippen, Kot, Kaugummi-Flecken, Glassplitter, Müll in der Landschaft. Zum Schluss werden noch die Leerstände in der Neckarstraße gezeigt – auf der Straße liegt wieder Müll. Diesmal sieht er aus wie ein zerbrochener Kürbis. Nach 18 Minuten und 13 Sekunden endet der Film. 

Grüber: "Für mich war erschreckend, wie achtlos die Menschen mit ihrer Stadt umgehen. Wie wenig Mülleimer es gibt. Und dass die Touren der Bauhof-Mitarbeiter offenbar nicht alle kritischen Bereiche der Stadt abdecken. Wenn man das mit anderen Kommunen vergleicht, ist es wohl Zeit, in Horb eine große Sauberkeitsoffensive zu starten!"