Roland Bernhard. Foto: Lück

Roland Bernhard ist Chef von 2100 Mitarbeitern und wacht über knapp 500 Millionen Euro Haushaltsvolumen.

Horb-Bildechingen - Er ist der wahrscheinlich mächtigste Bewohner von Horb: Roland Bernhard. Er wohnt schon immer in Bildechingen – doch er liebt seinen Landkreis. Den in Böblingen. Zuhause lenkt er "nur" den Trecker.

Die Aula der kaufmännischen Berufsschule in Böblingen am Montagabend. Im Mittelpunkt: Horbs mächtigster Mann. Roland Bernhard. Er startet seine zweite Amtsperiode und wird von Stuttgarts Regierungspräsident Wolfgang Reimer vereidigt. Auch Bernhards Eherfrau Maria und seine fünf Kinder mit Freunden sitzen in der ersten Reihe.

Und obwohl Bernhard sich klar zu seiner Liebe zum Landkreis Böblingen bekennt, steht immer wieder bei den Rednern Horb-Bildechingen im Mittelpunkt. Herrenbergs OB Thomas Sprißler, auch Vize-Vorsitzender des Kreistags: "Laufstark, zäh, kämpft bis zum Umfallen. So wird Landrat Bernhard von den Fußballern des ASV Bildechingen beschrieben, wenn er auf Torjagd gegangen ist." In den acht Jahren der ersten Amtsperiode habe Bernhard einen "gemeinsamen Weg" mit den Kommunen gefunden. Sprißler: "Sie sind ein omnipräsenter Landrat, auch wenn Ihr Privatleben außerhalb des Platzes im Landkreis Böblingen stattfindet. Bei der Familie gewinnt er Abstand, von seinen sechs Kindern wird er geerdet." Auch Wilfried Dölker, Bürgermeister von Holzgerlingen, will Bernhard privat – aber auch nur das – weiter in Bildechingen sehen: "Sie wissen aus Ihrem Umfeld von Bildechingen, dass er Umgang mit Streuobst wie auch unser Landkreis seine Tücken hat. Bleiben Sie so umgänglich, und behalten Sie Zeit für Ihre Familie."

Bernhard gesteht dann in seiner Dankesrede, dass es ihn "drei Essen mit meiner Frau Maria gekostet hat, um noch mal acht Jahre als Landrat dranzuhängen. Neben dem Landkreis ist mir meine Familie wichtig." Und: "Obwohl die Familie immer nicht weiß, ob er kommt oder nicht – Sie sehen, die Familie funktioniert. Das können Sie an der Anzahl feststellen."

Eine typische Art von Humor des "mächtigsten Mannes" von Horb. Überhaupt: Stellt man Roland Bernhard, der im Landkreis Freudenstadt wohnt, neben seinen Amtskollegen Klaus Michael Rückert, sind zwei unterschiedliche Persönlichkeiten zu erkennen. 

Bernhard findet zwar klare Worte, baut sie aber in Argumentationsketten ein, die immer wieder Brücken bauen. Trotzdem verbindet er diese Worte mit Emotionen und einer warmen Herzlichkeit. Rückert dagegen ist immer freundlich, wirkt aber etwas distanzierter. Außer, es geht um seine Grundhaltungen. Wie beispielsweise, als er in der Flüchtlingskrise vor den Hohenbergern Anwohnern stand und plötzlich die persönliche Intensität seiner Gefühle spüren ließ.

Ein Beispiel für Bernhards auf Ausgleich zielende Argumente gab es beim Streit um die Hermann-Hesse-Bahn mit Landratskollegen Helmut Riegger aus Calw. Der will die Bahnstrecke bis Weil der Stadt (LK Böblingen) bis 2018 durchziehen. Bürgermeister aus dem Landkreis sind dagegen und wollen lieber eine S-Bahn. Bernhard dazu im Kreistag: "Ich weiß, das es sehr viel Emotionen in dieser Frage gibt. Für uns gibt es Hausaufgaben, die noch erledigt werden müssen. Ich verhehle nicht, dass für mich eine S-Bahn Verlängerung Sinn macht. Vielleicht kann man die Prüfung der Verlängerung der S-Bahn bis Calw langfristig verankern."

Der Humor von Bernhard. Zur Senkung der Kreisumlage 2017 auf den 14-Jahres-Tiefstand von 35,5 Prozent kündigt er wie folgt an: "Der Kreishaushalt hat Ähnlichkeiten mit einem schmackhaften Getränk, wobei ich einräume, dass wir vor Jahren Hochprozentiges kredenzt haben. Inzwischen haben wir die Kategorie ›strenger Weinbrand‹ verlassen und bewegen uns deutlich unter der 40-Prozent Marke und nähern uns langsam der Kategorie Verdaulicher Likör." Gelächter.

Seine Arbeit für Böblingen – sie macht ihm sichtlich Spaß. Kein Wunder, die Steuerkraftsumme steigt 2017 auf 593 Millionen Euro. Im Prognos-Zukunftsatlas kommt der Landkreis Böblingen im Vergleich mit allen anderen Stadt- und Landkreisen in Deutschland auf Platz 4. Roland Bernhard strahlt: "Es ist ein Genuss, Verantwortung im Landkreis Böblingen zu übernehmen. Wir sind hier auch im schönsten Landkreis des Regierungsbezirks. Die Menschen im Landkreis sind fleißig und selbstbewusst, aber nicht arrogant und überheblich. Dazu gibt es hier ein bärenstarkes Ehrenamt. Ich freue mich saumäßig auf die nächsten acht Jahre."

Trotzdem bleibt er in Bildechingen wohnen. Bernhard: "Hier habe ich schon immer gewohnt. Die Landwirtschaft meiner Familie hat mich immer geprägt. Immer noch steige ich auf den Traktor meiner Mutter und mache damit Waldarbeiten."

Und wie ist es, einen der reichsten Landkreise zu regieren und in einem der ärmsten zu leben? Bernhard: "Der Landkreis Freudenstadt hat seine Vorteile. Kollege Rückert macht einen sehr guten Job, ich fühle mich hier wohl und genieße den ländlichen Raum. Für mich ist Böblingen allerdings der beste Landkreis."

Der Grund dafür, so Bernhard: Der Mix zwischen der bärenstarken Industrie und die "sehr anspruchsvollen Themen", gepaart mit einer "hohen Professionalität". Und die "warme Herzlichkeit der Menschen im Landkreis Böblingen, gepaart mit dem Fleiß." Klar, dass Ehefrau Maria stolz auf ihren Roland ist: "Ich mache das gerne mit." Auch Tochter Julia, die inzwischen Grundschullehrerin ist, sagt: "Wenn er mal daheim ist, dann ist er voll da. Wir erleben ihn dann als Vater – er kann einfach gut umschalten."

Und, wie fühlt man sich als "mächtigster Mann von Horb"? Bernhard lächelt: "Zwischen Macht und Ohnmacht ist ein schmaler Grat. Ich halte mich da eher an Schopenhauer: Hindernisse zu überwinden ist der Vollgenuss eines Daseins." Die nüchterne, sachorientierte Sprache, die immer wieder Brücken baut. Gepaart mit einer warmen Herzlichkeit. Auf diesen Bildechinger dürften auch die Horber stolz sein!