Sie feiern gemeinsam die Wiederinbetriebnahme des Horber Wasserrads (von links): Joachim Lipp, Heinrich Raible, Bruno Springmann, Heinrich Klein, Peter Kreidler vom Kultur- und Museumsvereins und Thomas Hellener von der Stadt Horb. Fotos: Begemann Foto: Schwarzwälder-Bote

Lagerschaden am Zuppinger Rad bereitete dem Kultur- und Museumsverein große Sorgen

Horb. Anfang Juli musste Heinrich Raible die Wasserfalle am ehemaligen Marmorwerk aufgrund eines Lagerschadens schließen, um das mächtige Zuppinger Rad zum Stillstand zu bringen. Erste Kostenschätzungen für die anfallenden Reparaturen beliefen sich auf bis zu 5000 Euro.

Jetzt ist der Vorsitzende des Kultur- und Museumsvereins Joachim Lipp froh, dass mit ehrenamtlicher Unterstützung die Schadensbehebung etwas kostengünstiger ausgefallen ist, so dass sich das Wasserrad mit finanzieller Unterstützung seitens der Stadt Horb endlich wieder drehen kann.

Nach der Sanierung des Talbrunnens im Jahr 1996 hatte sich der Kultur- und Museumsverein die Rettung von Horbs letztem Wasserrad auf die Fahnen geschrieben, nachdem das Horber Marmorwerk endgültig seine Pforten geschlossen hatte. Treibende Kraft war das verstorbene Ehrenmitglied Walter Kreidler, der bei dieser Aktion vor allem bei Heinz Berthold, dem damaligen Geschäftsführer der Firma Brueninghaus Hydromatik, tatkräftige Unterstützung fand.

Währen Stillstand alle Lager kontrolliert und abgeschmiert

Dank zahlreicher Spenden seitens der Horber Bürgerschaft und einem Zuschuss des Landesdenkmalamts konnte der Kultur- und Museumsverein das restaurierte Wasserrad im Herbst 1997 der Öffentlichkeit präsentieren. Seither drehte sich Horbs letztes Wasserrad am unteren Mühlkanal, das mit einem Durchmesser von 5,20 Meter und einer Breite von 3,40 Meter zu den größten Wasserrädern dieser Art im süddeutschen Raum zählt. Die arg heruntergekommen Baulichkeiten wurden von der Stadt, die im Besitz des ehemaligen Marmorwerks ist, im Zuge des Grünprojekts 2011 ebenfalls saniert.

Nach achtzehnjährigem Betrieb wurde Horbs letztes Wasserrad durch einen Lagerschaden am äußeren Lager zum Stillstand verurteilt, da enorme Kräfte die bronzenen Lagerschalen trotz wartungsgemäßer Schmierung fast völlig heruntergeschliffen hatten. Da ein Stillstand des Zuppinger Rades die vor fünf Jahren vom Verein erneuerten Schaufelbretter zu schädigen drohte, war guter Rat teuer. Wie beim Einbau des Rades wäre eigentlich zum Anheben des Wasserrades ein schwergewichtiger Autokran von Nöten gewesen, doch dank eines gut funktionierenden Netzwerkes des stellvertretenden Vorsitzenden Heinrich Raible gelang es, das Rad mit zwei großen hydraulischen Hebern so weit anzuheben, dass die unteren Lagerschalen eingeschoben werden konnten.

Diese wesentlich kostengünstigere Vorgehensweise hat der Verein der ehrenamtlichen Unterstützung von Peter Kreidler zu verdanken, der das nötige technische Equipment besorgte und dem als Sohn von Walter Kreidler die Reparatur des Wasserrades besonders am Herzen lag.

Doch waren für Heinrich Raible und seine Mitstreiter mit der Behebung des Lagerschadens die Arbeiten am Zuppinger Rad noch lange nicht abgeschlossen. Der Stillstand des Rades wurde von ihm dazu genutzt, zusammen mit Vereinsmitglied Heinrich Klein auch am Getriebe sämtliche Lager zu kontrollieren und abzuschmieren, was sich bei der Enge im Getriebeschacht als besonders strapaziöse Arbeit erwies. Außerdem war am mächtigen Stirnrad die schon seit Jahren fällige Erneuerung der abgefaulten Holzzähne angesagt.

Die aufwendig geformten Zähne aus Buchenholz hatte Ausschussmitglied Bruno Springmann in weiser Voraussicht noch zusammen mit seinem zwischenzeitlich verstorbenen Vater hergestellt. Jeder dieser Buchenholzzähne, die in keinem Baumarkt der Welt erhältlich sind, musste einzeln in das Stirnrad eingepasst und verstiftet werden.

Darüber hinaus nutzte Kümmerer Raible auch noch die Trockenlegung und Entschlammung des Mühlkanals. Als der städtische Minibagger am unteren Mühlkanal zu Werke ging, halfen ihm die Arbeiter, den zwischenzeitlich lückenhaft gewordenen Staudamm an der Wasserfalle zu schließen, indem sie einen mächtigen, weggeschwemmten Stein wieder an Ort und Stelle brachten. So erhält das Zuppinger Rad in dem vor Jahren tiefer gelegten unteren Mühlkanal zumindest so viel Wasser, dass es sich drehen kann. Darüber hinaus wurden nach Trockenlegung des Mühlkanals die Mauern des Marmorwerks vom schädigenden Bewuchs befreit, im Bereich des Rechens an der Wasserfalle zwei Säcke voll Müll entsorgt und das reparierte Rad gekärchert.

Das Wasserrad wird samt frisch geschmierten Getriebe erstmals am Tag des offenen Denkmals der Öffentlichkeit präsentiert, wenn die vom Stadtmarketing organisierte Veranstaltung "Unsere Stadt feiert" über die Bühne geht. Leider findet sich in dem dazu herausgegebenen Flyer kein Hinweis auf den Tag des offenen Denkmals, an dem am verkaufsoffenen Sonntagnachmittag zwischen 14 und 17 Uhr die Tür zum Getrieberaum des ehemaligen Marmorwerks geöffnet ist und die Geschichte der Horber Mühlen vorgestellt wird.