Christine und Ludwig Dietz übergaben im heimischen Wohnzimmer an die Horber Nachtwächter eine Aquatin-ta-Radierung von Paul Dörr.                                Foto: Nachtwächter Foto: Schwarzwälder-Bote

Familie Dietz überreicht Geschenk / Umgang durch die dunklen Gassen der Altstadt beim Horber Advent

Horb. Die drei Horber Nachtwächter genießen in der Neckarstadt eine große Bekanntheit. Noch vor dem Adventsumgang am kommenden Samstagabend beschenkten Christine und Ludwig Dietz die drei Herren vom Kultur- und Museumsverein mit einer Aquatinta-Radierung – ein Verfahren der künstlerischen Druckgrafik – von Paul Dörr, die einen Nachtwächter bei seinem Gang durch eine dunkle Gasse zeigt.

Während des Horber Advents laden Heinrich Raible, Bruno Springmann und Joachim Lipp am Samstag, 29. November, um 19 Uhr zu solch einem Umgang durch die dunklen Gassen der Horber Altstadt, deren Silhouette wieder einmal recht eindrucksvoll in weihnachtlichem Glanz erstrahlen wird. Zu diesem Nachtwächterumgang ist jedermann recht herzlich eingeladen, um eine Spende zugunsten eines sozialen Zwecks vor Ort wird gebeten. Bei Regen fällt der Umgang allerdings aus.

Die Nachtwächter führen bei ihrem Gang durch die Oberstadt zu den ehemaligen Horber Klöstern, über deren Geschichte sowie deren Besonderheiten sie kurz berichten. Außerdem tragen sie vor dem ehemaligen Franziskanerinnenkloster, dem ehemaligen Dominikanerinnenkloster, dem ehemaligen Chorherrenstift Heilig Kreuz und dem ehemaligen Franziskanerkloster das bekannte schwäbische Weihnachtsgedicht von Sebastian Blau vor, das Obernachtwächter Joachim Lipp um einige Strophen zum "Horber Kripple" erweitert hat.

Dabei wird man erfahren, warum es Maria und Josef trotz zahlreicher Freudenstädter Übernachtungsmöglichkeiten bei ihrer Herbergssuche nach Horb verschlagen hat. Auch für die Heiligen Drei Könige soll nach der Version der Nachtwächter das Schönste an Freudenstadt letztlich das Kamel nach Horb gewesen sein. Sogar die Flucht der Heiligen Familie vor den Häschern des Königs Herodes führt nach dieser Version über Freudenstadt an die badische Grenze und blieb deshalb für das Jesuskind nicht ganz ohne Folgen.

Herren ausgestattet mit Hellebarde, Rufhorn und Laterne

Wenn die drei mit Hellebarde, Rufhorn und Laterne ausgestatteten Herren durch die Horber Oberstadt ziehen, wird die Szenerie derjenigen in der Aquatinta-Radierung von Paul Dörr so ziemlich gleichen. Der vielseitige Künstler Paul Dörr, der sich auch als Restaurator und Heimatkundler in Horb und Umgebung einen Namen gemacht hatte, war 1944 im Alter von 46 Jahren in die Neckarstadt gekommen, nachdem sein Atelier in Stuttgart einem Bombenangriff zum Opfer gefallen war.

Dörr, der als Kompanieführer im Ersten Weltkrieg mehrfach verwundet worden war, blieb bis zu seinem Tode im Jahr 1965 im Schoße seiner Familie. Neben Ölgemälden Dörrs schmücken vor allem Radierungen mit Horber Motiven zahlreiche Horber Bürgerhäuser.

Eine enge Freundschaft verband Paul Dörr mit dem Künstler Paul Kälberer, dessen Tochter Christine nun die handsignierte Aquatinta-Radierung gemeinsam mit ihrem Ehemann Ludwig Dietz an die Horber Nachtwächter übergab. Zur Übergabe waren die drei Herren im Dietzschen Heim auf dem Hohenberg eigens in voller Montur erschienen. Heinrich Raible, Bruno Springmann und Joachim Lipp bedankten sich mit einem Blumengebinde und mit einem Weinpräsent für das einzigartige Geschenk und der vierte Kollege wird neu gerahmt im Vereinszimmer des Kultur- und Museumsvereins einen würdigen Platz neben der umfangreichen Nachtwächterkontrolluhrensammlung finden.