Ein Botschafter schaut den Auszubildenden in der Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schule in Horb nicht alle Tage über die Schulter: Ramón Custodio Espinoza freute sich über die Einblicke, die ihm die Jugendlichen und ihre Lehrer gewährten. Foto: k-w Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Botschafter Ramón Custodio Espinoza begeistert sich für das duale Ausbildungssystem

Ramón Custodio Espinoza hat einen Traum: Eines Tages sollen die jungen Menschen in Honduras genauso gut ausgebildet werden wie am Horber Berufsschulzentrum. Dort kam der Botschafter des mittelamerikanischen Landes mit Schülern ins Gespräch.

H orb. Den Weg in die duale Berufsausbildung möchte Botschafter Ramón Custodio Espinoza in seinem Heimatland über ein Pilotprojekt starten, für das ihm Lehrer und Schüler dank einer Initiative des Parlamentarischen Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel das Know-how lieferten. Der CDU-Bundestagsabgeordnete ist davon überzeugt, dass die Strukturen, die zu einer hohen Jugendarbeitslosigkeit in dem mittelamerikanischen Land beitragen, nur über Bildung durchbrochen werden können. Deshalb bot der Politiker dem Botschafter eine Gesprächsrunde in der Neckarstadt an, wo er durch Schulleiter Jochen Lindner die ganze Vielfalt der dualen Ausbildung in Baden-Württemberg präsentiert bekam.

Damit nicht genug: Die Schüler steuerten ungeschminkt ihre eigenen Erfahrungen bei; der Diplomat fand trotz intensiver Nachfrage niemanden, der seinen Entschluss zu einer dualen Ausbildung bereut hätte – im Gegenteil. "Ich finde die Kombination aus Theorie und Praxis den besten Weg, um einen Beruf zu erlernen", hörte Ramón Custodio Espinoza an diesem Vormittag nicht nur einmal.

Insgesamt nahm man sich der Botschafter für den Erfahrungsaustausch die doppelte Zeit als laut Protokoll für den Besuch eigentlich vorgesehen war. "Ich habe Dinge gelernt, die ich zuvor noch nie gesehen habe, und durch meinen Kopf schwirren jetzt so viele Ideen", sagte der Botschafter, als er sich von Bürgermeister Jan Zeitler aus Horb verabschiedete, "am liebsten würde ich sofort loslegen." Vor allem habe ihn fasziniert, dass man in Deutschland auf so vielen Wegen seine beruflichen Ziele erreichen könne.

Ramón Custodio Espinoza ist überzeugt, dass er mit dem Wissen aus Horb in Honduras gut für sein Pilotprojekt gewappnet ist, für das er ein deutsches Großunternehmen und ein staatliches Unternehmen gewinnen will. Gleichwohl dürfe man nicht vergessen, dass der Weg zu einer dualen Ausbildungslandschaft in Honduras im Eiltempo zurückgelegt werden müsse, während sich die Deutschen – basierend auf den Grundgedanken der Handwerker-Gilden – dafür fast 1000 Jahre Zeit lassen konnten. Das allerdings mit Erfolg, denn die duale Ausbildung habe die deutsche Wirtschaft stark gemacht, resümierte der Botschafter.  Erstaunt zeigte sich der Diplomat darüber, dass die Berufsschulen vom Staat gefördert und auch die Unternehmen in die Ausbildung der jungen Leute investieren.

Dass Bildung nicht nur für die Schüler, sondern eben auch für die Wirtschaft von ganz existenzieller Bedeutung ist, verdeutlichte Schulleiter Jochen Lindner. Berufsausbildung nach deutschem Vorbild sorge für Flexibilität in den Betrieben und kreative Köpfe.

Der Botschafter freute sich besonders, dass die jungen Leute keinerlei Berührungsängste mit dem Diplomaten hatten und seine Fragen auf Englisch ohne Probleme beantworteten.

Dass seine Initiative und die Offenheit der Horber womöglich dazu beitragen, den Jugendlichen in einem der ärmsten Länder der Welt völlig neue Perspektiven zu geben, gefällt Hans-Joachim Fuchtel. Gleichwohl sieht der CDU-Abgeordnete in Honduras "ganz enormen Entwicklungsbedarf auf dem Gebiet der guten Regierungsführung sowie für den Veränderungsbedarf und einen dazu notwendigen intensiven Dialog über die Menschenrechte und deren Realisierung".