Sie haben dafür gesorgt, dass Horb vor dem Landesmusikfestival schön sauber ist: Die Helfer der Stadtputzete. Foto: Morlok

Zwei dutzend Helfer sammeln Abfälle. Jugendgemeinderäte präsentieren Projektfilm.

Horb - Die Stadt erwartet nächste Woche zum Landesmusikfest viele tausend Musiker und Besucher aus allen Gegenden von Baden-Württemberg und will sich deshalb von ihrer schönsten Seite zeigen.

Wenn sich zuhause Besuch angesagt hat, dann putzt eine schwäbische Hausfrau ja auch ihr Haus von oben bis unten blitzblank sauber. Daran hatten die Verantwortlichen wohl gedacht, als sie den Termin für diese Veranstaltung extra aus der "normalen" Stadtputzede, bei der auch die Teilorte ihre Dörfer putzen, herauslösten und ihn auf den vergangenen Samstag legten.

Doch auch zu dieser themenbezogenen Stadtputzaktion kamen gerade einmal zwei Dutzend Helfer, die sich für zwei, drei Stunden nach dem bückten, was ihre Mitbewohner so neben den Mülleimer oder einfach direkt ins Gelände warfen. Unterhosen (gebraucht), Schuhe, eine großes Verkehrsschild, eine Plastik-Kugel aus dem Verkaufsautomaten, Muscheln und jede Menge Zigarettenschachteln, Kippen, Schnapsflaschen und sonstige Utensilien längst vergangener Feste landeten in den blauen Müllsäcken oder im Kuriositäten-Beutel, der von Susanne Zimmermann, der Frau des neuen Bürgermeisters, der selbstverständlich auch bei der Putzaktion mithalf, und Silke Wüstholz wie ein kleiner Schatz gehütet wurde. "So Zeugs findet man ja auch nicht aller Tage", so der Kommentar der beiden.

Wüstholz und Joachim Milles waren übrigens die einzigen der Gemeinderäte, die sich zu dieser Aktion einfanden. Vermisst wurden auch die beiden Bewerber um den Posten des Oberbürgermeisters. Thomas Bauer, der ja unter dem Wahlslogan "Erst schaffen, dann schwätzen" angetreten ist, die Herrschaft über Horb an sich zu bringen, war vielleicht wieder ungefragt irgendwo Festbändel aufhängen. Und über das Fernbleiben von Hermann Walz wurde spekuliert, dass er nur deshalb nicht kommen konnte, weil er sonst seinen schicken neuen – und wahrscheinlich einzigen – Anzug dreckig gemacht hätte.

Immer weniger Leute fühlen sich angesprochen

Damit wurde ironisch über die Selbst-Präsentation von Walz als seriöser Kommunalpolitiker im Anzug gestichelt, da man den Talheimer ansonsten nur im T-Shirt, verziert mit knackigen Sprüchen, kennt. "Die Tage sah man ihn noch mit einem Shirt bei einer offiziellen Veranstaltung, auf dem stand ›Ich bin umgeben von Vollpfosten‹, jetzt macht er auf Kretschmann-Verschnitt", so der nicht wirklich wohlwollende Kommentar eines Stadtputzers zum Wahlkampfplakat von Walz.

Egal, auf die zwei kam es nicht an, doch dass die ganzen Vereine, die noch vor einigen Jahren aktiv mit dabei waren, ihr Engagement eingestellt haben, das machte sich selbst bei einer Aktion, bei der man sich schwerpunktmäßig nur auf die Spielorte des Landesmusikfestivals konzentrierte, sehr bemerkbar. Ein Umstand, den auch "Mr. Stadtputzede" Ottmar Meyer beklagt. Seit 18 Jahren betreut er nun diese Aktion, bei der bürgerschaftliches Engagement gefragt ist, und musste leider feststellen, dass es immer weniger Leute gibt, die sich angesprochen fühlen. Für Meyer war es der letzte Einsatz als Koordinator dieser Veranstaltung, denn er geht in wenigen Wochen in den wohlverdienten Ruhestand.

Peter Rosenberger, für den es die neunte Teilnahme an der jährlich stattfindenden Stadtputzede war, konnte im Fazit feststellen, dass die Stadt – nicht nur durch diese Aktion – in den letzten Jahren an sich sauberer geworden ist, was jedoch das ganze Jahr über für die Stadtreinigung einen großen Aufwand bedeute. "Und obwohl wir ständig bemüht sind, die Stadt sauber zu halten, sieht man immer wieder, wo am Vorabend gelagert wurde oder welcher Platz zum spontanen Treffpunkt auserkoren wurde. Die Spuren sind ganz deutlich – unabhängig davon, ob ein Mülleimer in der Nähe steht oder nicht." Passend dazu präsentierten einige Mitglieder des Jugendgemeinderates ihren Projektfilm zum Thema: Müll in der Stadt. Den Jugendlichen war dabei von Anfang an klar war, dass nicht die Anzahl der Mülleimer das ursächliche Problem für den Müll auf der Straße ist, sondern die Tatsache, dass viele Menschen schlichtweg zu bequem sind, ein paar Meter zum nächsten Mülleimer zu gehen.

Diesen Umstand nahmen sie mit viel Ironie ins Visier, und herausgekommen ist ein 90 Sekunden langer Kurzfilm, der diese Problematik ganz gezielt auf den Punkt bringt. Der Film ist auf der Homepage der Stadt Horb sehen. Im Endergebnis dieser Putzete durften die Mitarbeiter der Stadtverwaltung eine ganze Wagenladung an Müll wegfahren, die Stadt ist noch ein wenig sauberer geworden – und die Besucher können kommen.